Kolumne
Han Kang und die Ästhetik des Schweigens – warum Die Vegetarierin uns so nah ist
Yeong-hye sagt einfach Nein. Kein Protestbanner, kein Aufstand, kein Manifest – sie hört auf, Fleisch zu essen. In einer Gesellschaft, in der Harmonie wichtiger ist als Selbstbestimmung, wirkt dieses Nein wie ein Sprengsatz. Han Kangs Roman Die Vegetarierin (2007, auf Deutsch 2016) entfaltet aus dieser unscheinbaren Geste ein Drama, das Ehe, Familie und Ordnung ins Wanken bringt. Und während man liest, ahnt man: Es geht gar nicht nur um Fleisch. Es geht darum, wie viel Freiheit ein Körper haben ...