Kim de l´Horizon ist am Sonntag mit dem Schweizer Buchpreis ausgezeichnet worden. Gekürt wurde damit der Debütroman "Blutbuch", der in diesem Jahr bereits den Deutschen Buchpreis gewann.
Kim de l´Horizon erhält den renommierten Schweizer Buchpreis für den Debütroman "Blutbuch". Im September dieses Jahres wurde de l´Horizon bereits mit dem Deutschen Buchpreis ausgezeichnet. Die Jury, die ihre Entscheidung am Sonntag im Rahmen des Literaturfestivals Buch Basel bekannt gab, sprach in ihrer Begründung von erzählerischem Neuland. Der Schweizer Buchpreis ist mit 30.000 Franken - rund 34.000 Euro - dotiert.
Begründung der Jury
"Kim de l’Horizon habe in "Blutbuch" eine non-binäre Erzählfigur geschaffen, die sich in die eigene Kindheit begebe und ihrer Familiengeschichte nachgehe, so die Juroren. "Was geschieht, wenn gesellschaftliche Normen gebrochen werden? Wenn über Gewalt nicht gesprochen wird? Kim de l’Horizon verwandelt Erfahrung in Literatur – eigene Erfahrung und die Erfahrung von Mutter, Grossmutter und der Frauen davor"
"Auf dieser Suche probiert Kim de l’Horizon verschiedene Sprachen, Stimmen und Register aus. ‚Blutbuch‘ gibt keine Antworten, sondern stellt die Fragen immer wieder neu. Mit diesem Roman hat Kim de l’Horizon erzählerisches Neuland betreten. Dafür verleiht die Jury Kim de l’Horizon den Schweizer Buchpreis 2022."
"Blutbuch"
Kim de l‘Horizon erzählt in "Blutbuch" von Selbstermächtigung, von den Verzweigungen und Verästelungen dessen, was Identität genannt wird, und vom Abkappen einzelner Erinnerungsstränge im Prozess des Schreibens. Im Hintergrund dieser Selbstfindung sitzt stets die eigene Familie, die Mutter und Großmutter ("Meer" und "Großmeer" im Berndeutschen). Dieser brutale und zuweilen radikale Prozess wird mit märchenhaften Bildern kontrastiert. Kim, die Erzählfigur, erkundet schreibend die Familiengeschichte. Anlass ist die einsetzende Demenz der Großmutter. "Blutbuch" beleuchtet dabei diverse Tableaus, die miteinander in Beziehung gesetzt und abgewogen werden. Von der Kulturgeschichte der Blutbuche - die im Garten der Großmutter steht und zu der Kim früh Nähe aufbaut - über die Geschichte der Hexenverfolgung bis hin zu den Ängsten nonbinärer Körper in der Gegenwart.
Shortlist des Schweizer Buchpreises
Auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises standen außerdem:
- Simon Froehling mit "Dürrst"
- Lioba Happel mit "Pommfritz aus der Hölle"
- Thomas Hürlimann mit "Der rote Diamant"
- Thomas Röthlisberger mit "Steine zählen"
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Aktuelles
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
»Gnade Gott dem untergeordneten Organ« – Tucholskys kleine Anatomie der Macht
Ein Haus für Helene

Claudia Dvoracek-Iby: mein Gott
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
