Wie der Satiriker Jan Böhmermann einmal bemerkte, hat Johann Wolfgang von Goethe schon lange nichts Neues mehr herausgebracht. Dass die vom großen Dichter und Denker bekannten Werke oft sexistische Inhalte aufweisen, daran erinnerte uns das KünstlerInnenkollektiv "Frankfurter Hauptschule" am Dienstag. Mehrere Mitglieder des Kollektivs bewarfen das Goethe Gartenhaus in Weimar mit Klopapierrollen.
„Aus Protest gegen den unbedarften und beschönigenden Umgang mit Goethe an deutschen Schulen, Universitäten, Theatern und Museen hat die Frankfurter Hauptschule am 20. August Goethes Gartenhaus im Park an der Ilm in Weimar geschändet. Die KünstlerInnengruppe hüllte das UNESCO-Weltkulturerbe in Klopapier - eine gängige Praxis des Protests im Sport.“ heißt es in der Erklärung, mit dem sich die "Frankfurter Hauptschule" zu der Aktion bekannte. Die Klopapierrollen wurden über den Zaun des Gartenhauses geworfen, und verteilten sich auf dem Grundstück. Eine Videoaufnahme zeigt die Mitglieder vor dem Haus posieren, bevor die Aktion startete. Unterlegt ist das Video mit einer Vertonung des Goethe-Gedichtes „Das Heidenröslein“, in dem, laut dem Schreiben des Kollektivs, "eine brutale Vergewaltigung in lieblichem Trällerton . . ." verharmlost wird.
Das Kollektiv "Frankfurter Hauptschule" machte bereits in der Vergangenheit des öfteren mit provokanten Aktionen auf sich aufmerksam. Etwa mit der Ankündigung einer Heroin-Performance, bei der sich eine Person - vor Publikum - eine Substanz in die Arme spritzen sollte. Damals wollte das Kollektiv gegen die Vertreibung Süchtiger aus dem Bahnhofsviertel ankämpfen.
Kurz vor Beginn des 30. Weimarer Kunstfestes hat es nun Goethe erwischt, dessen Werke - aus Sicht des Kollektivs - zum Teil als Schullektüre infrage zu stellen seien. "Kinder müssen das auswendig lernen." schreiben die KünstlerIinnen in Bezug auf das Heidenröslein-Gedicht. Sie fordern, das Gedicht „aus den Schulen zu verbannen.“