#dichterdran Wie sexistisch es in der Literaturkritik zugeht

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Unter dem Hashtag #dichterdran verfassen User*innen auf Twitter derzeit knappe Literaturkritiken über berühmte Schriftsteller. Der Clou: Die Rezensionen beziehen sich eher auf das äußere Erscheinungsbild der Autoren, als auf den Inhalt ihrer Werke. Eine ironische Spiegelung die zeigt, wie unterhaltsam Sexismus-Kritik sein kann.

Wie sexistisch es in der Literaturkritik zugeht, zeigen User*innen unter dem Hashtag #dichterdran auf Twitter. Foto: Wikipedia

Alles begann mit einer im Schweizer „Tages-Anzeiger“ veröffentlichten Buchrezension. Ein Literaturkritiker schrieb dort über die Schriftstellerin Sally Rooney - eine mehrfach ausgezeichnete Bestsellerautorin - und kam während seiner Kritik vom Inhalt des Buches ab. Als „aufgeschrecktes Reh mit sinnlichen Lippen“ beschreibt der Kritiker die Autorin an einer Stelle. Die Journalistin und Doktorandin Nadia Brügger beschwerte sich daraufhin über die objektivierende Art solcher Rezensionen auf Twitter.

Auf Brüggers Beschwerde-Tweet folgte dann der Hashtag #dichterdran. Ins Leben gerufen wurde er von der Journalistin und Buchautorin Simone Meier und der Regisseurin und Autorin Güzin Kar. Das Konzept ist einfach, die Ergebnisse treffend und amüsant: User*innen schreiben über berühmte Schriftsteller in ähnlich objektivierender Weise, wie es der Literaturkritiker im Falle von Sally Ronney im „Tages-Anzeiger“ tat. Diese Beiträge lesen sich dann so:

Friedrich Dürrenmatt plaudert aus dem Nähkästchen: In welcher Kleidung er am besten schreiben kann, worum er Max Frisch wirklich beneidet u wie die beiden dann doch immer wieder zusammenspannen, um sich unsere ganze Aufmerksamkeit zu sichern. Pure Männerpower, eben!“ schreibt Brügger in einem Tweet.


Die Aktion #dichterdran richtete sich dabei nicht explizit gegen die Rezension im „Tages-Anzeiger“. Diese ist nur beipsielgebendes Symptom. Das Autorinnen (Künstlerinnen im Allgemeinen) nur allzu oft auf ihr Aussehen und Geschlecht reduziert werden, ist nach vor gegebene Tatsache. #dichterdran legt auf einfache Weise ein gutes Beispiel vor, welches zeigt, wie man mit dieser Art des sexistischen Blickes umgehen kann. Ob Prechts kecke Haarsträhnen oder Knausgårds eisblaue Augen, die ironische Verdrehung sorgt für Aufsehen. Zukünftig dann hoffentlich auch für ein genaueres Hinsehen.

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