Ein vehementes Schreiben gegen Hass und Rassismus. Toni Morrison zählt zu den prägensten Autorinnen der Geschichte. Nun ist die Schriftstellerin im Alter von 88 Jahren gestorben.
Als "nationalen Schatz" bezeichnete der ehemalige US-Präsident Barack Obama Toni Morrison am Dienstag; von einer "Zauberin der Sprache" spricht die Moderatorin Oprah Winfrey. Am Montagabend ist Morrison im Alter von 88 Jahren in New York verstorben. Sie gilt als eine der einflussreichsten und bedeutensten Autorinnen der Geschichte. Morrison hat mit den Mitteln der Sprache und des Erzählens jahrzehntelang gegen Rasissmus und Hass angekämpft. Die Nobelstiftung würdigte sie als "eine der stärksten und einflussreichsten literarischen Kräfte unserer Zeit".
Eine Literatur der Menschheit
Mittels der Kraft ihrer Sprache schuf Toni Morrison einen neuen Platz in der Literatur; einen Platz für die Marginalisierten, für deren Ängste, Verluste, Hoffnungen und Verzweiflungen. Schreiben bedeutete für sie, die Beleuchtung zu ändern, das Licht auf auf die Randgebiete zu werfen. In ihrem wohl berühmtesten Roman "Menschenkind" erzählt sie die Geschichte einer Mutter, die ihr zweijähriges Kind tötet, um diesem ein Leben in Sklaverei zu ersparen. Morrison lieferte Bilder für das Grässliche und Verdrängte, sie schuf einen Anhaltspunkt, von dem aus es möglich wurde, sich mit einem Traumata auseinanderzusetzen, welches die Geschichte der Menschheit - totgeschwiegen und niedergedrückt - durchgeisterte. In Worte gefasst und benannte, nahm dieses nun Gestalt an.
Ihre Wirkung innerhalb der Literaturgeschichte ist kaum zu vergleichbar. Als sie 1993 als erste schwarze Schriftstellerin den Literaturnobelpreis verliehen bekam, jubelten die Massen. In ihrer Dankesrede spricht Morrison über Rasissmus und über die Macht der Sprache. Es sind erschreckend aktuelle Beobachtungen: "Unterdrücker-Sprache ist mehr als die Wiedergabe von Gewalt; sie ist Gewalt; macht mehr als die Grenzen von Wissen abzubilden; sie begrenzt Wissen."