Gesellschaftlicher Wandel Richard David Precht über fehlende Verbote in der Politik

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Der Philosoph und Autor Richard David Precht wünscht sich mehr Verbote von Seiten der Politik. "Die Leute lieben Verbote", aüßerte er sich gegenüber der "Augsburgerischen Allgemeinen". Bereits in einem früheren Gespräch mit dem Soziologen Armin Nassehi an der Leu­pha­na Uni­ver­sität in Lüne­burg, war dieser Punkt Teil von Prechts Argumentation.

Warum hat die Politik so viel Angst davor, Verbote auszusprechen? Der Philosoph Richard David Precht wünscht sich klare Grenzen. Aus gutem Grund. Foto: wikipedia

Immer wieder wird, gerade im Zuge der Klimakatastrophe, über die Möglichkeit gewisser Verbote gesprochen. Vor allem wenn es um den CO2 Ausstoß geht, sprechen wir häufig von Restriktionen, mit denen Fragen wie "Ist es möglich das Fliegen zu verbieten?" oder "Sollten wir komplett auf Elektro-Autos umsteigen?" einhergehen. Auch Abseits des Themas "Mobilität" drängen sich solcherlei Verbotsfragen auf, beispielsweise wenn es darum geht, ob man Platikverpackungen nicht generell abschaffen sollte. Der Philosoph Richard David Precht hat zum Thema Verbote eine klare Meinung.

Verbote und Pflichten sind sinnstiftend!

Bereits in einem Gespräch mit dem Soziologen Armin Nassehi bezog Precht klar Stellung: "Ich glaube wir haben eine Gesellschaft, die schreit nach Verboten. Das ist das, was die politischen Parteien nicht sehen wollen." Precht ist der Überzeugung, dass die Menschen, nach einer zunächst einsetzenden Abwehrhaltung, froh um die Verbote sein werden. Als Beispiel führte er sowohl in der Diskussion als auch gegenüber der „Augsburger Allgemeinen“ das Beispiel des "Rauchverbotes in Gaststätten" an. Auch dort hätte es zunächst Aufstandsähnliche Zustände gegeben, während wir es uns heute kaum noch vorstellen könnten, dass in unserem Lieblingsresturant neben uns Zigarren geraucht werden. "Wir wären entrüstet", so der Philosoph.

Precht führt seine positive Einstellung zum Thema Verbote darauf zurück, dass klare Grenzen ein sinnstiftender Faktor in unserem Leben sind. Verbote und Pflichten, so Precht, helfen den Menschen dabei, glücklich zu sein.

"Dann ist das halt so"

Das man sich an Umstände ohnehin gewöhnen wird, erläutert er anhand des Beispiels Massentierhaltung: „Wenn Sie in Deutschland etwa die Massentierhaltung verbieten wollten, hätten Sie bereits jetzt eine Bevölkerungsmehrheit dafür. Natürlich wäre erst mal die Folge, dass der Fleischpreis steigt. Dann würden sich die Leute ein bisschen ärgern. Und innerhalb ganz, ganz kurzer Zeit würden sie sich daran gewöhnen, dass Fleisch teurer ist als früher. Und irgendwann würde man es gar nicht mehr vergleichen. Dann ist das halt so.“

Den Verboten entgegen scheinen derzeit die deutschen Politiker zu stehen, die, laut Precht, "bis zur Blödigkeit darauf erpicht sein müssen, beliebt zu sein, und sich nie trauen, etwas zu machen, das vernünftig ist." Besonders den Grünen hatte man in der Vergangenheit immer wieder vorgeworfen, eine Verbotskultur einführen zu wollen. Die Partei wehrte diesen Vorwurf stets ab. Precht aber ist der Überzeugung, dass dieses Abwehren der falsche Weg ist. Wenn man Veränderungen herbeiführen möchte, scheinen Verbote unumgänglich. Precht im Bezug auf die Grünen: "Aber wenn sie ihre Ziele umsetzen wollen, müssen sie genau das tun.“ (Verbotskultur)

Digitalisierung und Gesellschaft

Richard David Precht beschäftigt sich seit Jahren intensiv mit den Möglichkeiten einer lebenswerten Zukunft. Seine Ideen und Visionen bezüglich der uns bevorstehenden "digitalen Revolution" finden immer wieder Gehör und regen zu Diskussionen an. Precht gilt beispielsweise als Verfechter eines Bedingungslosen Grundeinkommens, dessen Einführung er, in Anbetracht der auf uns zukommenden Jobverluste, für unumgänglich hält.

Sein zuletzt erschienenes Buch "Jäger, Hirten Kritiker: Eine Utopie für die digitale Gesellschaft" beschäftigte sich mit zukünftigen Problemen und deren Lösungenmöglichkeiten. Das Buch erreichte Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.

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