Bewerbungsschreiben einer verwirrten Person

Vorlesen

- Selbst dabei kann ich mich nicht ernst nehmen. Wieder nicht. Schwierig. Die Kunst, störender Begriff, schwebend anwesend, wozu? Fürs Zerbrechen des Kopfes? Oder dieses Phänomen: Malerei. Neoliberal, verhaltensgestört.

- Ich kann mich dabei nicht ernst nehmen. Güldene Instutitionen, Lügen, Europa. Schön die Rolle spielen – des Künstlers. Verkauf im Abendrot. Sie stoßen Gläser aneinander, hauchdünn, sie klatschen in die Hände. Das sind Schläge. Regelrechte Schläge.

- Der Konsumismus. Altes, schwerfälliges Tier, im Salzwasser schwelgend, schwafelnd, schwitzend. Eine Halskettenperle rollt in den Duschabfluss.

- Phrasen: Ich will mich ehrlich verhalten, also... zumindest würde ich das gern. Wirklich.

- Ich kann mich dabei nicht ernst nehmen. In der Malerei, die schmierig ist wie Ozean-Öl. Ich kann mich dabei nicht ernst nehmen, auch nicht beim Schreiben dieses Textes, denn:

-Ich kann es ja nicht wirklich meinen.

- O-Ton sagt: „Damit du gesehen wirst und nicht sinnfrei produzierst, muss du notwendigerweise für eine von dir selbst auserkorende Zielgruppe produzieren.“ Also, sollte ich gefallen? O-Ton sagt: „Wenn du notwendigerweise für eine von dir selbst auserkorende Zielgruppe produzierst, produzierst du bestimmt nicht für Kinder in Banglerdesch, also...“

- Ich weiß nicht, worauf das hier hinaus will. Ich kann es nicht ernst nehmen. Ernsthaft, ambitioniert, großkotzig: Sklaven im Kaufhaus. Genauso läuft das wohl, das Glücklich-Sein.

- Ich geh nach der Arbeit ins Atelier und male. Meistens für zwei Stunden. Zwei kleine Stunden, die völlig genügen. Biografische Arbeiten: Gegenstände. Blumen. Berühungen von außen. Ganz mechanisch. Kompromisslos. Entschieden. Zügig. Die Blumen die ich male, lass ich mir schenken. Wärend des abmalens verwelken die Blumen. Dann lade ich Freunde zum aftern ein und male Sie. Wir trinken.

- Ich habe sie einfach gemalt. Natürlich gibt es da Zweifel.

- Dann habe ich mein Kind gemalt.

- Und die Mutter des Kindes mit Kind.

- Ist dieses Erklären denn notwendig? Etikettenschwindel. Gänsestopfleber. Die Malerei ist das, was mir im Atelier wiederfährt. Zumindest seit gestern.

Gefällt mir
3
 

Weitere Freie Texte

Freie Texte

Jaroslawa Baijew: Eine Kurzgeschichte

Jaroslawa Baijew

Es war einmal ein kleines Pferd namens Niko, das in einem sonnigen, bunten Dorf am Rande eines Waldes lebte. Niko war kein gewöhnliches Pferd – er hatte eine besondere Vorliebe für Badelatschen! Während die anderen Pferde Stiefel oder Hufeisen trugen, lief Niko fröhlich in seinen bequemen, bunten Badelatschen durch das Dorf. Eines schönen Morgens, als die Vögel fröhlich zwitscherten und die Blumen in allen Farben blühten, beschloss Niko, ein Abenteuer zu erleben. „Ich werde heute etwas Neues ...
Freie Texte

Masha Ubben: Vanity In Humans

Masha Ubben

Humans weren't meant to see themselves in mirrors and photographs, They were meant to discover the beauty in others and let their own beauty be found by someone else. Not defined through shapes and sizes, much rather by their soul, and to reflect themselves as they are in the eyes of a loved one, Without changing their nature to fit into a system they constructed to optimize themselves where nothing is found to be optimal. Vanity is the blade of all ...
Freie Texte

Masha Ubben: Wounds Of Injustice

Masha Ubben

A day can be really long, if there is nothing to distract. I can't control their behavior, just how i react. But in the end I'm still the one with the broken heart And feeling the urges, to resist is hard. I wanna slit my throat or at least my arms, Do it on places where no one sees my harms, Do it often and in many ways. My mother cries for me when she prays. I choke myself, I neglect my needs, I take drugs, full weeks without sleep, I don't tell them all this shit. It's lonely every time I try ...
Freie Texte

Masha Ubben: Mindesthaltbarkeitsdatum

Masha Ubben

"Haltbar bis" heißt nicht "tödlich ab", Schmeiß nichts direkt weg, mach den Geruchstest vorab. Aber bei Fleisch sollte man doch vorsichtig sein, Wiese sollte es anders bei meinem sein? Hat die Verwesung begonnen, ist nichts mehr zu retten, Weder Hühnchenbrust, Wurst noch Buletten. Zu stoppen ist der Prozess nur noch mit Kälte, Wie ich am eigenen Leibe feststellte. Doch das ist kein Leben, in der Tiefkühltruhe, Im ewigen Schmerz des Verfalls zu ruhen. Sie tun als hätten Menschen kein Ablaufdatum, ...

Aktuelles