Der Schriftsteller Robert Mensasse wird heute, am 21. Juni, 65 Jahre alt. Mensasses Schaffen, so scheint es, ist untrennbar mit der der Idee Europa verbunden. Nie hat der Österreicher daran zweifeln lassen. Ein Verteidiger der Engagierten Literatur.
Kurz vor der Europawahl meldete er sich wieder zu Wort. In einem Wahlwerbespot beteuerte Robert Mensasse, dass es keine "große Herausforderung, keine Krise, keine machtvolle Eintwicklung" gäbe, die nur "innerhalb von nationalen Grenzen gelöst werden oder an nationalen Grenzen abgehalten werden" kann. Der Schriftsteller scheint mit dem europäischen Thema fest vereint. Auch wenn es ausgerechnet diese starke Verbindung war, die ihn vor kurzer Zeit noch ins Licht der Kritik stellte.
"Die Hauptstadt" - Der Streit um Zitate
In seinem 2017 erschienenen Roman "Die Hauptstadt" hatte Mensasse angebliche Zitate des ersten Präsidenten der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG), Walter Hallstein, verwendet, welche sich letztlich als falsch herausgestellt hatten. Im selben Roman hatte er Hallstein auch eine Antrittsrede auf dem Gelände des früheren NS-Vernichtungslager Auschwitz angedichtet, eine Rede, die Hallstein dort niemals gehalten hatte. Das Buch hatte zuvor bereits den Deutschen Buchpreis 2017 gewonnen. Mensasse geriet ins Kreuzfeuer der medialen Aufmerksamkeit.
Mensasse verteidigte sich damals zunächst so, wie sich ein Schriftsteller eben verteidigt. Er nahm sein Werk in Schutz: "Was fehlt, ist das Geringste: das Wortwörtliche. Was kümmert mich das Wörtliche, wenn es mir um den Sinn geht?" Etwas klarere Worte fand der Österreicher dann 2019, kurz bevor er die Carl-Zuckmayer-Medaille des Landes Rheinland-Pfalz erhielt: "Es war ein Fehler von mir, Walter Hallstein in öffentlichen Äußerungen und nicht-fiktionalen Texten Zitate zuzuschreiben, die er wörtlich so nicht gesagt hat."
Für Europa!
Wohl kaum ein Schriftsteller zeigt sich so engagiert wie Mensasse, wenn es um politische Themen, gesellschaftliche Umbrüche, und vor allem Europa geht. Der Autor meldet sich eher selten zu Wort, wenn er es aber tut, dann deutlich und unverfänglich. Erst vor der Europawahl setzte der sich für die Grünen ein, die, so Mensasse, die Einzigen seien, "die etwas fordern, etwas verlangen und bereit sind, auch dafür zu kämpfen im Europäischen Parlament". Die Zukunft müsse Grün sein, insofern das Friedensprojekt eine Zukunft haben soll.
Auch zur Regierungskrise in Österreich, die durch ein Skandalvideo ausgelöst wurde, in dem zu sehen ist, wie der Ex-FPÖ-Chef Keinz-Christian Strache versucht, eine russische Investorin zur politischen Einflussnahme zu motivieren, äußerte sich Mensasse deutlich: "Es war ja nicht so, dass wirkliche Saubermänner plötzlich als kleine Gauner entlarvt worden wären. Wir haben das ja jeden Tag gesehen". Auch den Ex-Kanzler Sebastian Kurz nahm er dabei ins Visier, "denn er hat ja dieser Politik und dieser Korruption Tür und Tor geöffnet".
Zu seinem 65 Geburtstag äußert sich Mensasse nicht. Und das, obwohl man mittlerweile meinen könnte, dass auch dieser eine Menge mit Europa zu tun hat.