Vom Bordstein bis zur Skyline: MontanaBlack (mit bürgerlichem Namen Marcel Eris) hat mit seiner Autobiografie "MontanaBlack: Vom Junkie zum YouTuber" gleich mehrere Bestsellerlisten erobert. Auf Amazone ranigert das Buch des 31-Jährigen bereits seit Verkaufsstart an der Spitze. Auch bei den Buchhandlungen Thalia und Hugendubel ist die Youtuber-Geschichte ein Verkaufsschlager. Die Kids sind kaufwütig.
Die Erfolgsgeschichte
MontanaBlack gehört zu Deutschlands erfolgreichsten Youtuber. In seinen Live-Streams spielte er sich in die Herzen unzähliger Präpubertärer, mittlerweile zählt sein Channel beinahe zweimillionen Abonnent*innen. In seiner Autobiografie beschreibt der 31-Jährige nun, wie es zu seinem Erfolg kam, und vor allem: wie sein Leben vor dem großen Druchbruch aussah.
Am Anfang stand die Drogenabhängigkeit. Marcel Eris schildert das Leben eines "Junkies", der mit Anfang 20 weder Job noch Obdach besitzt. Er bestiehlt seine Großeltern um an das nötige Kleingeld für Koks und Gras zu gelangen. Das ist der Bordstein. Von hier aus geht es in die schillernde Youtube-Welt, in der unzählige Kids menschliche Leidensgeschichten wie Actionfilme konsumieren. Wie aus dem Kriminellen ein Star wurde, beschreibt "MontanaBlack" auf rund 250 Seiten.
"Schlechtes Vorbild"
Im Grunde wird hier die Pubertät eines Aufmüpfigen beschrieben, der sich quasie durch seine gesamte Jugend klaut: Erst Kondome, um Wasserbomben zu bauen, später Tabak und Schokolade, schließlich Wertgegenstände wie etwa Goldketten etc. Aus seinen Fehlern will der Jüngling nichts lernen, er ist das, was man auf den Schulhöfen fälschlicherweise als "cool" bezeichnet (wahlweise auch: fresh, nice, dope, tight). In die Welt gesandt, um, warum nicht, Bitches zu Ficken, Drugs zu droppen, und sich im Allgemeinen durchs verfickte Leben zu schlagen. Heut kann man sagen, MontanaBlack ist so etwas wie der Gangsterrapper unter den Youtubern, der seine prekäre Vergangenheit innerhalb seiner "Kunst" verarbeitet und offenlegt, der sich bewusst war (oder wurde), dass damit Cash zu machen ist.
Hinsichtlich der Verantwortung, die solch eine prominente Position zwangsläufig mit sich bringt, sagt MontanaBlack im ersten Video seiner "Vom Youtuber zum Junkie"-Reihe: "Ich mache dieses Video, weil ich mir der Verantwortung bewusst bin, dass ich viele junge Zuschauer habe". Einige Jahre später heißt es dann (in Bezug auf feministische Debatten) in einem Twitter-Post: "Eier sind dazu da, sie auch zu zeigen", was natürlich im Bezug auf die Verantwortungsposition kritisch zu hinterfragen ist, woraufhin MontanaBlack wahrscheinlich sagen würde: "Aber ich lebe den livestream Shit...", was im Grunde bedeutet, dass man Verantwortung gut und gerne da übernimmt, wo es einem selbst keine Schmerzen bereitet und keine Überwindungskraft kostet, was im Grunde von einem "Verantwortungsbewusstsein" soweit entfernt ist, wie ein MontanaBlack-Fan davon, ein mündiger Bürger zu werden.
Geld, Anerkennung und Ruhm
Klar ist: "MontanaBlack: Vom Junkie zum YouTuber" ist eine Erfolgsgeschichte nur unter der Prämisse, dass Erfolg mit Geld, Anerkennung und Ruhm gleichzusetzen ist. Da steht diese Biografie natürlich bei weitem nicht allein da. Streicht man dieses Gleichnis jedoch heraus, blickt man in eine gähnende Leere. So ist der Inhalt des Buches mit einer einzigen Textzeile des Rappers Gzus von der 187-Straßenbande sehr gut beschrieben: "Wir haben alle nichts gehabt und jetzt bumsen wir Models."
MontanaBlack: Vom Junkie zum YouTuber, Riva Verlag, 2019; 250 Seiten, 19,99 Euro