Kunstwerk des Monats

Vorlesen

Ein Artikel aus der Rundmail der Akademie: Kunstwerk des Monats. Figuren vereinigt durch eine handwerklich schön herausgearbeitete Häkelarbeit. Nicht mixed media sondern, schön aufgelistet (ich zitiere): „Sechs Zement-Skulpturen, Acrylfarbe, hangemachte Häkelarbeiten, elektronische Installationen, Plastik-Globen und Glühbirnen“. Diese designte Kritik lädt zur Imitation ein, nimmt sich nichts, das Konzept ist rund und oh so glatt und stimmig und feministisch. Und, oh, so groß, diese Kritik: 300x300x220cm.

Und das ist wo ich herkomme, das ist meine Schule und meine Lehrer wählen Kunstwerke des Monats mit einer Lust aus, die keine Diskussion braucht, denn es macht Sinn, es ist vielleicht nicht wahr aber es sieht gut aus, so an der Tafel, es steht geschrieben irgendwo, das macht sich immer gut, und sicherlich, mich hat es auch berührt, die arme Frau aus Portugal, sie häkelt den ganzen Tag ohne Unterlass Treppenstuben, Lampen, ja vielleicht auch ganze Häuser ein. Und Denkmäler (da ist die Potenz schon dem Begriff immanent, das Werk erklärt: das Denken malt), ja, Denkmäler, das wäre mal großspurig, und so ehrgeizig, eine Welttournee, die Vorstellung: Burj Khalifa, Canton Tower, Eifelturm, Shanghai Tower, Cn Tower, Tokyo Sky Tree, Ostankino Turm, Mecca Royal Clock Tower Hotel, Kinkey 100, Zifeng Tower, Petronas Towers (eine schöne Häkelplane zwischen den Türmen), John Hancock Center, Empire State Building, Fernsehturm Bordsch-e Milad, Trump International Hotel and Tower, den Schronstein des Kohlekraftwerks Ekibastus, den Fernsehturm Kiews. Es ist dann auch so vielschichtig: Kritisch gegenüber dem Kapitalismus, vielleicht auch feministisch (Bauwerke sind die Pimmel unseres Neo-kapitalisischen Patriachiats), Fluxus (das Werk steht in einem direkten Dialog mit den Vögeln, welche in gewissen berechneten Algorythmen auf diese jene welche Teflon-Bauhaus-Häkel-Beschichtung Niederkunft und Toilette finden). Und wieder bleibt keine Frage unbeantwortet, ohne, dass jemals jemand danach gefragt hätte.

Gefällt mir
6
 

Weitere Freie Texte

Freie Texte

Der stürmische Frühlingstag von Pawel Markiewicz

Pawel Markiewicz

Der grüne sanfte Lenz kam auf eine bunte Weise an mit ihm die numinose Bläue zarten Himmelszaubers doch ich schwärme hold-zärtlich von wilden Gänsen und Störchen die vor milden Wochen heimatwärts angeflogen kamen so wunderschön-fein scheint und funkelt meine lichte Heimat die tiefblauen Veilchen voller Glanz gaben lichtes Haus um ich sah mir zwei Schmetterlinge beim Träumen und Schwärmen an einer davon setzt sich auf den Kelch des Veilchens neuen Drangs zweiter Schmetterling fliegt im Lenzsturm ...
Freie Texte

Fiona: Hoffnung

FIONA

Die Hoffnung klopft, so zaghaft sacht, doch bricht sie jedes Mal bei Nacht. Auch wenn sie den tag über nur lacht Hält sie der gedanke trotzdem die ganze Nacht wach Es wird bestimmt klappen Und ich kann es auch schaffen Und ich werde mich auch trauen, ... doch ... ich könnte es auch versauen Die Hoffnung, einst so zart und klein, ertrank in Tränen, kalt und rein. Sie fragt nicht mehr, warum, wofür, denn jede Antwort schweigt in ihr. Hoffnung nur ein positives Gefühl Sie glaubte daran doch dass ...
lesering
Freie Texte

Die Sehnsucht. Pindars Ode

Paweł Markiewicz

Du wie die Träumerei geboren von dionysischen Oden wie zarter Tag in deinem Wind – verzaubertem Schmetterling so wie das Goldene Vlies – zauberisch in der anmutigen Phantasie graziöses Paradies verloren ist doch gefunden und so schwärmerisch Du lotos-zärtlicher Tagfalter du – über den Vulkanen mit sanfter Flügel-Verzaubertheit verewigt in den Zeiten Ich möchte sein wie Du und ewige dankende Augen ein Heer der Gefühle scheint in fernen Mythen Ländern Ich wäre linder und unendlich wunderbar wie ...
lesering
Freie Texte

Irena Habalik: Hinter den geschlossenen Türen

Irena Habalik

werden die Gabeln poliert für die nächste Zugabe wird Posaune geübt für das Jüngste Gericht zu große Brust flach gelegt und geschmeckt zu kleiner Kopf in den Topf gesteckt wird laut diskutiert über die Abwesenheit der Milch wird geklagt über das Nachlassen der Schwerkraft Hinter den geschlossenen Türen wird die Liebe kalt begossen werden die Messer gewetzt, in die Tasche gesteckt die Unwahrheiten serviert zu den Mahlzeiten wird Brecht zitiert und Benn applaudiert das Perverse wird hier probiert ...
Freie Texte Freie Texte lesering
Freie Texte

Maxima Markl: Zeit

Maxima Markl

Ich schaue auf die Uhr vor, nach und während einer Tat die Zeit vergeht wenn ich nicht hinschaue Das Ticken einer Uhr ein Herzschlag Bist du tot, bleibt die Zeit für dich stehen Du veränderst dich nicht Bleibst gleich Bis die Zeit alle geholt hat Die sich an dich erinnerten Und die Uhr tickt weiter Früher gab es keine Uhr Keine Zeit Die Tage verschmolzen ineinander Aber es gab auch keine Tage Nur hell und dunkel War die Zeit dazwischen Sie floss wild Ungebändigt Und doch so stetig Bis man ihr ...
Freie Texte Freie Texte lesering
Freie Texte

Gabriele Ejupi: Die Last

Gabriele Ejupi

Der Schnee lastet schwer auf den Zweigen. Sie senken sich unter dem Druck, geben nach, verlieren ihren Widerstand. So lastet auch die Bürde des Lebens auf unseren Schultern, und auch wir geben nach, gehen nicht mehr so aufrecht wie einst. Wir versuchen, einiges abzuschütteln, die Last zu vermindern, sie in eine weit entfernte Ecke zu schieben. War es wirklich wichtig? Nicht alles verdient es, bis ans Ende unserer Tage getragen zu werden. Erinnerungen verblassen, und mit ihnen wird die Last ...

Aktuelles