Fünf Bücher sind in der Kategorie "Belletristik" für den Preis der Leipziger Buchmesse 2019 nominiert. Von "Babel" bis zur "Geschichte der Frau" geben wir Ihnen einen kurzen Einblick.
Matthias Nawrat: Der traurige Gast
Matthias Nawrat schreibt mit "Der traurige Gast" einen philosophischen Roman, in dem ein namenloser Mann versucht, Antworten auf die Frage nach dem Wesen des Menschen zu finden. In verschiedenen Gesprächen geht er seinen Erkundung nach: Mal sitzt er dabei mit dem ehemaligen Studienkollege Karsten in einer Bar nahe der Charité, wo der Freund als Molekularbiologe beschäftigt ist. Oder er spricht mit dem Chirurgen Dariusz, dessen Sohn in Südamerika verschwand. Einer seiner Besuche führt ihn jedoch in eine leere Wohnung. Hier wohnte die polnische Architektin Dorota, deren intellektuelle Energie auf den Namenlosen stehts großen Eindruck gemacht hatte. Dorota, sagt der Vermieter, hat sich in ihrem Schlafzimmer erhängt. Das Fragen geht weiter, erregter, fulminanter. Ein Roman, der sich den Themen des Verlierens, Verdrängens und Neu-Ankommens widmet. Erschienen beim Rowohlt Verlag.
Kenah Cusanit: Babel
Der Archäologe Robert Koldwey hat sich einer biblichen Aufgabe angenommen: die Ausgrabung Babylons. Getrieben dokumentiert Koldwey die zu Tage tretenden, mesopotamischen Schätze am Euphrat. Stein für Stein legt er die Wiege der Zivilisation und somit das Fundament des Abendlandes frei. Ein klangvolles, spektakuläres Buch, von dem auch der Literaturkritiker Denis Scheck meinte, es sei "allem überlegen, was sonst in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur diesen Frühling erscheint." Erschienen beim Hanser Verlag.
Jaroslav Rudiš: Winterbergs letzte Reise
Der Altenpfleger Jan Kraus begleitet schwerkranke Menschen in den letzten Tagen ihres Lebens. Die Tage, Wochen, Monate, die er gemeinsam mit den Patienten verbringt, nennt er selbst "Überfahrten". Einer dieser Patienten ist Wenzel Winterberg, ein Sudetendeutscher, der nach dem Krieg aus der Tschechoslowakei vertrieben wurde. Als Kraus, selbst aus der Tschechoslowakei stammend, Winterberg kennenlernte, lag dieser gelähmt im Bett. Erst als der Altenpfleger von seiner ehemaligen Heimat Vimperk erzählt, wacht Winterberg auf. Gemeinsam unternehmen die beiden eine Fahrt, die sie quer durch die Geschichte Mitteleuropas führt. Von Berlin nach Sarajevo über Reichenberg, Prag, Wien und Budapest. Dabei wird immer deutlicher: Beide Protagonisten verbergen Geheimnise. Erschienen im Luchterhand Verlag.
Anke Stelling: Schäfchen im Trockenen
Hier erzählt eine Mutter von vertanen Chancen, von aufgegebenen Freundschaften und zurückgelassen Hoffnungen. Vom Erwachsen-Werden, vom Familie-Gründen, vom Verlassen der Jugend. Resi heißt diese Mutter, die sich entschlossen an Tochter Bea richtet, mit dem Vorhaben, Klartext zu sprechen. Ein wütender, ein radikaler Roman, der einem - sprachlich äußerst versierten - Ausbruch gleicht. So startet das Buch gleich mit einer Art Offenbarung: "Hör zu, Bea, was das Wichtigste ist und das Schlimmste, am schwierigsten zu verstehen und, wenn du´s trotzdem irgendwie schaffst, zugleich das Wertvollste: dass es keine Eindeutigkeit gibt." Erschienen im Verbrecher Verlag.
Feridun Zaimoglu: Die Geschichte der Frau
Ferdinun Zaimoglu lässt in seinem Roman Frauen zu Wort kommen, denen das Sprechen bisher versagt war. Dieses Frauen war es vorbehalten, schweigend unsichtbar zu bleiben oder dekorativ im Bild zu stehen. Zaimoglu verlebendigt sie nun in seinem vielstimmigen Werk. Kraftvoll, poetisch und subversiv. Kein Friedensangebot. Keine Schmeichelei. Folgende Frauen kommen hier zu Wort: Zippora (1490 v. Chr. - schwarzhäutige Frau des Moses), Antigone (Zeitalter der Heroen - Streiterin der Gewaltherrschaft), Judith (6. Tage nach der Auferstehung - Jüngerin Jesu, Frau des Judas), Brunhild (429 - zaubermächtige Walküre, Kriegerkönigin), Prista Frühbottin (1540 - heilkundige Frau, der Hexerei bezichtigt), Lore Lay (1799 - Magd, die sich vom Dichter nich bannen lässt), Lisetta Bielstein (1849 - rote Fabrikantentochter), Hildrun Tilmanns (1945 - Trümmerfrau), Valerie Solanas (1968 - Feministin, die zur Waffe greift). Erschienen bei Kiepenheuer & Witsch.