Die mehrfach preisgekrönte Kultursendung "Druckfrisch" feiert am kommenden Sonntag Jubiläum. Bereits zum 150. Mal wird der Literaturkritiker Densi Scheck über aktuelle Neuerscheinungen sprechen. Themen der Sendung werden die große Liebe und die Erforschung Babylons sein.
Am Sonntag trifft Denis Scheck auf den britischen Erfolgsschriftsteller Julian Barnes, dessen Neuerscheinung "Die einzige Geschichte" vom Glück und Schmerz einer großen Liebe erzählt. Die junge Autorin Kenah Cusanit beschäftigt sich in ihrem Debüt-Roman "Babel" mit dem Leben und Wirken des Archäologen Robert Koldewey, der zu Beginn des 20. Jahrhunderts die Ausgrabungen Babylons überwachte.
Julian Barnes: Die einzige Geschichte
Julian Barnes eröffnet seinen Roman mit der folgenden Frage: Würden sie lieber mehr lieben und dafür mehr leiden oder weniger lieben und weniger leiden? Paul und Susan haben sie für das Erste entschieden. Paul ist 19, Susan mehr als doppelt so alt, Mutter und Ehefrau. Abfern davon Rücksicht auf bürgerliche Bedenken zu nehmen, stürzen sich die beiden in eine Affäre; wohlwissend, dass diese nicht problemlos vonstattengehen wird. Während es Pauls Eltern etwa mit zaghaften erzieherischen Eingriffen versuchen, macht Susans Ehemann, ein anerkanntes Mitglieder der oberen Mittelklasse, auch vor Gewalt nicht halt. Die Geschichte spielt vor etwa fünfzig Jahren in einer Kleinstadt nahe Londons. Nichts bleibt verborgen. Nach einigen Jahren intensiver Gemeinsamkeit dndet diese Liebesgeschichte, die Pauls "einzige Geschichte" ist.
Kenah Cusanit: Babel
Kenah Cusanit hat sich mit dem Leben Robert Koldeweys beschäftigt. Wer war dieser Mann, der von 1899 bis 1917 für die Deutsche Orientgesellschaft im heutigen Irak tätig war, um dort die Ausgrabungen in der mesopotamischen Tiefebene zu überwachen? "Babel" erzählt von einem Mann, der als Architekt und Archäologe seine Berufung gefunden hatte: die Ausgrabung Babylons. Die Erforschung Babylons war ein Projekt, welches aus Prestigegründen unternommen wurde. Doch waren die Deutschen mit ihrem Interesse an den alten Schätzen nicht allein. Auf der Suche nach Erkenntnis trifft Koldewey auf die britische Historikerin und Archäologin Gertrude Bell. Aus welchen Gründen wurde der Turm zu Babel erbaut? Gottesnähe? Oder als Tempel der babylonischen Wissenschaft, für die genauere Beobachtung astronomischer Vorgänge? Kenah Cusanit bereitet mit ihrem Roman den Weg in die abenteuerliche Welt der Archälogie.
Chinua Achebe: Alles zerfällt
Denis Schecks Empfehlung: "Alles zerfällt" von Chinua Achebe. Eine Geschichte über das Geschichtenerzählen und die dem innewohnende Macht. Achebes Roman ist der Versuch, eine Gegengeschichte zu schreiben, die versucht, all die Vorurteile zu korrigieren, die 300 Jahre Kolonialgeschichte produziert haben. Wie kann dies gelingen? Scheck: "Indem Chinua Achebe die Geschichte aus der Perspektive der Unterlegenen, Versklavten, Kolonisierten erzählt."