Der aufgrund falscher Zitate zunächst ins Kreuzfeuer der Kritik geratene Autor Robert Mensasse hat am vergangenen Freitag den Literaturpreis des Landes Rheinland-Pfalz entgegengenommen.
Die Ministerpräsidentin Malu Dreyer (SPD) würdigte während der Verleihung das Gesamtwerk des Schriftstellers, der ein "Meister der Sprache" sei. Die gegen Mensasse erhobenen Vorwürfe und die darauf folgenden Disskusionen haben deutlich gemacht, so Dreyer, welch ein hohes Gewicht Sprache und die Regeln ihres Gebrauchs hätten: "Für das Gelingen einer demokratischen Debatte ist es unerlässlich, Gewissheiten von Annahmen und Fakten von Meinungen zu trennen."
In Zukunft achtsamer
Weiterhin betonte die Regierungschefin, dass es "wahrlich kein leichter Weg bis zu diesem Festabend" gewesen sei, man aber ehrliche Entschuldigung für eingestandene Fehler auch annehmen und nicht dafür nutzen sollte "...den Stab über die Person zu brechen". Seine Fehler eingestanden hatte Mensasse bereits. Bei der Ankunft im Gästehaus der Landesregierung hatte er am Mittag dann nochmals bekräftigt, in Zukunft sorgsamer auf die Trennung von Literatur und politischer Debatte zu achten.
In seiner Laudatio wies auch der Salzburger Essayist Karl-Markus Gauß darauf hin, dass der falsche Umgang mit Zitaten zu kritisieren sei. "Dennoch ist es weiter das große Geschütz, das aufgefahren wird: Lüge, Betrug, Geschichtsfälschung, darunter geht es nicht mehr", heißt es in der Laudatio. Und dennoch, fügt Gauß ironisch hinzu, sei doch gerade das Land glücklich, in dem die schwersten Verfehlungen solche Fehler seien.
"Ein schwerer Fehler"
Bereits Ende 2017 warf der Historiker Heinrich August Winkler dem Schriftsteller die Verwendung falscher Zitate vor. Zu Beginn dieses Jahres wurde auch die Politik zunehmend aufmerksam. Aus diesem Grund warf der rheinland-pfälzische CDU-Fraktionsvorsitzende Christian Baldauf Drexer auch vor, dass diese mit der Auszeichnung Mensasses den Grundsatz verlasse, "für Wahrheit im öffentlichen Diskurs" einzustehen. Die Preisverleihung sei "ein schwerer Fehler". Der AFD-Fraktionsvorsitzende Joachim Paul hingegen übersprang die Sache mit dem Grundsatz und bezeichnete Mensasse gleich als "Zitatfälscher" und "linken Staatskünstler".
Dankesrede
Die Dankesrede Mensasses beschreibt einen Traum, in dem er Carl Zuckermayer fragt: "Was soll ich armes Schwein in Mainz bloß sagen?" Im Traum findet er sich in Zuckermayers "Geheimreport" wieder: "Luftikus steht wegen unkorrekten Zitierens schwer in Kritik." Dabei müsse er sich auch selbst an die Nase fassen: "Er dreht zwar den Sinn nicht um. Aber wenn er zitiert, dann muss er doch wörtlich zitieren - sinngemäß allein ist kein Zitat."