Monatlich präsentieren renommierte Literaturkritikerinnen und -kritiker eine freie Auswahl von Buch-Neuerscheinungen, denen sie viele Leserinnen und Leser wünschen. Hier die Liste für den Januar 2019.
1. Heinz Helle: Die Überwindung der Schwerkraft / 71 Punkte
Zwei Brüder ziehen in München durch Kneipen und Zeiten, trinken und reden. Die Welt draußen ist kalt und voller Gewalt. Die Erinnerungen des jüngeren Bruders breiten sich vor uns aus: ein philosophischer Exkurs durch Bier, Bilder und Brüderliebe.
2. Gerald Murnane: Grenzbezirke / 53 Punkte
Ein alter Mann erinnert sich an die Gewinne und Verluste seines Lebens. Vor allem seines Lesens. Die Aufzeichnungen eines genialen Einbrödlers.
3. Judith Schalansky: Verzeichnis einiger Verluste / 52 Punkte
Schalanskys Roman hält sich auf Platz drei. Anhand verloren gegangener Dinge erzählt die Autorin eine Geschichte der Verluste: der kaspische Tieger, der Palast der Republik, Sapphos Gedichte. Sind Mythen wirklicher als die Wirklichkeit?
4. Thomas Hürlimann: Heimkehr / 51 Punkte
Hürlimanns Heimkehrender verunglückt auf dem Weg zum lang nicht mehr gesehenden Vater, und wacht in Sizilien wieder auf. Vielleicht auch nicht. Eine Odyssee auf der Suche nach dem Ich, ein wunderbarer Schelmenroman.
5. Maggie Nelson: Bluets / 42 Punkte
Poetisch, pornografisch, philosophisch. Eine Geschichte vom Blau als Phänomen und Farbe. Ein Buch der Verluste und des Trostes, über die Umwege Goethes und Wittgensteins.
6. Teresa Präauer: Tier werden / 35 Punkte
Wann wird das Tier zum Text, wann der Text zum Tier? Was ist Fiktion, was Wirklichkeit? Ein schwindelerregender Essay über Natur- und Kulturgeschichte, über Verzweigungen und Überschneidung.
7. A. L. Kennedy: Süßer Ernst / 31 Punkte
Ein Mann, der für politische Zwecke die Realität schön schreibt und eine Wirtschaftsprüferin, die bankrott geht. Eine unmögliche Liebe vor dem Hintergrund des Brexit.
8. Nora Krug: Heimat. Ein deutsches Familienalbum / 30 Punkte
Eine Hinabtauchen bis auf den Grund deutschen Bodens, um dort unsere Schuld und unsere Schuldgefühle ausfindig zu machen. Zeichnend, erzählens und collagierend, legt Nora Krug eine stellvertretende Familiengeschichte vor.
9. Ingeborg Bachmann, Hans Magnus Enzensberger: "schreib alles was wahr ist auf". Der Briefwechsel / 27 Punkte
Sommer 1959: Eine literarsiche Freundschaft, die kurz in Liebe umgeschlagen war: "seit deiner abreise steht die zeit still". Der Briefwechsel zwischen dem größten Chefironiker und der größten lyrischen Diva der deutschsprachigen Literatur.
10. Dörte Hansen: Mittagsstunden / 25 Punkte
Die Geschichte einer Familie im Norden, von den frühen Siebzigern an bis heute. Die Auslöschung eines Dorfes. Ein liebevoller, melancholischer Heimatroman.
10. Herman Lenz, Hanne Trautwein: "Das Innere wird duch die äußeren Umstände nicht berührt". Der Briefwechsel / 25 Punkte
Der zweite Briefwechsel in der Januar-Liste. Eine Kunsthistorikerin und ein angehender Schriftsteller treffen sich, schreiben sich, erträumen aneinander Utopien und bekämpfen ihre Ängste. Die Briefe einer großen Liebe.
Die Jury
Helmut Böttiger (Berlin) │ Michael Braun (Heidelberg) │ Gregor Dotzauer (Berlin) │ Martin Ebel (Zürich) │ Julia Encke (Berlin) │ Eberhard Falcke (München) │ Cornelia Geißler (Berlin) │ Peter Hamm (München) │ Richard Kämmerlings (Berlin) │ Sandra Kegel (Frankfurt) │ Elmar Krekeler (Berlin) │ Sigrid Löffler (Berlin) │ Ijoma Mangold (Berlin) │ Lothar Müller (Berlin) │ Klaus Nüchtern (Wien) │ Jutta Person (Berlin) │ Wiebke Porombka (Berlin) │ Iris Radisch (Hamburg) │ Ulrich Rüdenauer (Bad Mergentheim) │ Denis Scheck (Köln) │ Christoph Schröder (Frankfurt) │ Julia Schröder (Stuttgart) │ Gustav Seibt (Berlin) │ Hubert Spiegel (Frankfurt) │ Nicola Steiner (Zürich) │ Hajo Steinert (Köln) │ Daniela Strigl (Wien) │ Kirsten Voigt (Baden-Baden) │ Insa Wilke (Frankfurt) │ Hubert Winkels (Köln)