László Krasznahorkai beschreibt in seinem neuen Roman „Baron Wenckheims Rückkehr“ eine apokalyptische Vision seiner ungarischen Heimat. Der Leser wird über die lustige und gleichsam spektakuläre Reise des Baron Wenckeim in seine Heimat in eine groteske Geschichte gelockt.
In Argentinien hat Baron Wenckheim sein Geld verspielt. Mit seinem übrig gebliebenem Hab und Gut reist er zurück in seine Heimatstadt Gyula in der Hoffnung, dort seine ehemalige Geliebte zu finden. Für die Bewohner ist der Baron ein Held, niemand weiss von seinem Unglück, im Gegenteil, man empfängt ihn mit großem Pomp. In der heruntergekommen Stadt hofft man in ihm den Retter gefunden zu haben. Doch was so lustig und skurril beginnt, soll den Leser nicht einfach nur unterhalten. László Krasznahorkai zeichnet das Bild einer romantischen Verklärung dieser Zeit. Ein moralisches verwahrlostest Land inmitten politischer Umbrüche sucht einen Heilsbringer.
Eine Abrechnung mit der Heimat
Im Roman spürt man eine leidenschaftliche Unlust auf das Heimatland des Autors, was sicher nicht nur aus der verrückten Geschichte sondern auch von den Geschehnissen in der Gegenwart herrührt. Dem Roman verleiht das einen misanthropischen Unterton. Krasznahorkai lässt die Menschen aus ihren ganz subjektiven Perspektiven erzählen. Wir lernen einen ehrgeizigen Polizeipräsidenten kennen, einen autoritären Chefredakteur, einen überforderten Bürgermeister , eine enttäuschte Geliebte und einen Professor, der vor der Welt in eine Waldhütte entflohen ist. Allen gemein ist eine gewisse Orientierungslosigkeit, kreisend und das eigene Schicksal.
Der Autor
László Krasznahorkai wurde 1954 in Gyula/Ungarn geboren. 1993 gelang ihm der Durchbruch mit dem Roman „Melancholie des Widerstands“, für den er den Preis der SWR-Bestenliste erhielt.Zuletzt erschien „Krieg und Krieg“, „Im Norden ein Berg, im Süden ein See, im Westen Wege, im Osten ein Fluß“. „Seiobo auf Erden“ wurde 2010 mit dem Brücke-Berlin-Preis sowie dem Spycher Literaturpreis Leuk ausgezeichnet.