Der Mikrobloggingdienst Twitter hatte den Account des Autors Martin Suter gesperrt, nachdem dieser damit begann, Gedichte zu posten. Warum?
Bereits nach wenigen Zeilen war schluss: Martin Suter, u.a. bekannt als Romanautor, Kolumnist, Songwriter und Werbetexter, wollte sich nun auch dem Dichten zuwenden. Als Plattform für die Veröffentlichung seiner Zeilen, hatte Suter Twitter gewählt. Der Kurznachrichtendienst aber, löschte kurzum den neu eröffneten Account des Autors, ohne eine Vorwarnung oder nachträgliche Informationen über die Gründe des Vorgehens zu liefern. Angekündigt hatte Suter sein Projekt mit den folgenden Zeilen:
„Ich habe einen kühnen Plan,
Bin früh schon auf den Beimen:
Ich fang jetzt auch zu twittern an
Von Tweets nur, die sich reimen.“
Warum Twitter den Account löschte, konnte sich Suter zunächst nicht erklären. Laut Twitter kommt eine Sperrung infrage, sobald ein Nutzer geistiges Eigentum verletzt, Hetzte betreibt, nicht jugendfreie Inhalte postet oder drastische Gewaltdarstellungen verbreitet. Auch die Veröffentlichung intimer Details von Privatpersonen ist verboten. Mit seinen in Reimform verpackten Posts hat Suter keine dieser Vorgaben missachtet. Aus Protest hatte er eine weitere Strophe verfasst, welche von seinem Freund, dem Schauspieler Moritz Bleibtreu, auf Twitter veröffentlicht wurde:
„Ich hab nicht schlecht gestaunt:
Mir sperrt man den Account!
Ich schreib doch keine Zoten!
Ist reimen denn verboten?“
Bald darauf löste sich das Problem: Martin Suters Verlag (der Diogenes Verlag) hatte die Sperrung bei Twitter veranlasst. Der Verlag ging davon aus, dass sich ein anderer User als „Martin Suter“ ausgegeben, und in dessen Namen Posts veröffentlicht hatte. Twitter ortete diesen Sachverhalt natürlich als „Identitätsbetrug „ und löschte den Account. Weder Verlag noch Twitter hielten es dabei für Notwendig, bei dem Autor selbst nachzufragen, ob es sich evenutell doch um einen eigens erstellten Account handelt. Mittlerweile ist Suter wieder „frei“. Er bedankte sich kurzerhand mit einem nächsten Post:
„Ja, ist denn das zu fassen?
Man hat mich rausgelassen!
Empfangt den Dank des Reimeschmieds,
Ihr Freunde des gereimten Tweets!“