Rechte Buchverlage und ihre Autor*innen erlangen eine immer stärker werdene Präzens. Nun ist eine öffentliche Debatte darüber entflammt, wie man mit rechtsgesinnter Literatur umgehen sollte. Ausgangspunkt dafür war die Absage einer bereits ausverkauften Lesung der Autorin und Kolumnistin Margarete Stokowski.
Magarete Stokowski sagt ihre für Ende November geplante Lesung in der Münchener Buchhandlung Lehmkuhl ab. Grund dafür ist, dass das Geschäft Bücher rechter Autoren und Verlage anbietet. In ihrer Stellungnahme (auf der Seite des Rowohlt-Verlages nachzulesen) erklärt die Autorin, sie habe Anfang Oktober erfahren, „dass es bei Lehmkuhl auch ein Regal mit Büchern von rechten und rechtsextremen Autor*innen und aus dem Antaios-Verlag gibt”. Michael Lemling, Geschäftsfüher von Lehmkuhl, hatte bereits Anfang des Jahres erklärt, dass es für ihn, um engagiert gegen Rechts auftreten zu können, auch notwendig sei, die Literatur der Rechten zu kennen. Aus diesem Grund bietet Lemling rechte Texte im Original an.
Die Spielarten der Rechtspopulisten
„Wer auch immer sich mit Rechtspopulisten in all ihren Spielarten beschäftigen möchte, findet dazu bei Lehmkuhl die größte Auswahl an Titeln in München. Wir haben sie unter der Rubrik “Neue Rechte, altes Denken” zusammengestellt. Die große Auswahl ist kein Zufall, halten wir doch die Auseinandersetzung mit den Rechten für eine der wesentlichen politischen Herausforderungen der Gegenwart”, schreibt Lemling in seiner Stellungnahme zur Absage.
Der Geschäftsführer sei von der "intellektuellen Spannkraft" seiner Geschäftskunden überzeugt und befürchte nicht, dass einer von ihnen aufgrund des lesens rechter Literatur in jene Ecken abdriften könnte, aus der heraus die jeweiligen Autoren an ihr Publikum treten. "Einen Rechtsruck bei Lehmkuhl muss niemand befürchten.” betont Lemling.
Rechte Erfolge fördern?
Margarete Stokowski teilt die von Lemling dargestellten Ansichten nicht im Ganzen. Aus ihrer Stellungnahme geht hervor, dass sie zwar auch der Ansicht sei, die Auseinandersetzung mit rechtspopulistischen Gedankengut und deren ideologischen Mechanismen wäre notwendig. Den Verkauf (und somit auch die Verbreitung sowie die Förderung finanzieller Gewinne) rechter Literatur aber, könne man damit nicht legitimieren: "Ich sehe nicht, wie man als Buchhändler einerseits gegen Rechts sein will und dann gleichzeitig den Erfolg der Rechten in diesem Land unterstützt, indem man ihre Schriften aktiv anbietet und durch Verkäufe fördert.”