Mit seinem ersten Roman, Das System, schaffte es Karl Olsberg auf Anhieb auf die Spiegel-Bestsellerliste. Seine Minecraft-Romane, die er zunächst im Selbstverlag veröffentlichte, haben mittlerweile Kult-Status erreicht. Nun erscheint im Oktober mit Boy in a White Room ein Zukunftsthriller, der zum Nachdenken anregt. Zur Veröffentlichung stellte sich Karl Olsberg folgenden Fragen zum Thema Philosophie und Digitalisierung.
Mit Boy in a White Room erscheint ein, wie Sie selbst sagen, philosophisches Jugendbuch. Wie passt das zusammen – Philosophie und Jugendbuch?
Dass viele Jugendliche sich für Philosophie interessieren, weiß ich sowohl aus meiner eigenen Jugend als auch von meinen drei Söhnen, mit denen ich schon nächtelange, sehr spannende Debatten über „Gott und die Welt“ geführt habe. Die Frage, woher wir kommen und was der Sinn unseres Lebens ist, beschäftigt uns gerade in dem Alter, in dem wir noch nicht auf eingefahrenen Gleisen unterwegs sind und noch nach unserem eigenen Weg durchs Leben suchen. Das Interesse daran lässt erst später nach, wenn viele Erwachsene glauben, „Bescheid zu wissen“. Insofern liegt es nahe, gerade in Jugendbüchern philosophisch zu werden.
Zentrales Thema ist die Digitalisierung und ihre Auswirkungen auf unser Leben. Der Protagonist Manuel bewegt sich zu Beginn ausschließlich in einer virtuellen Realität, die seine Wahrnehmung sehr stark beeinflusst und einschränkt. Halten Sie dieses Szenario bereits in naher Zukunft für möglich?
In naher Zukunft? Bereits jetzt verbringen viele Jugendliche einen Großteil ihrer Freizeit in virtuellen Welten und „vergessen“ die Realität um sich herum. Ich selbst spiele auch gerne Computerspiele und weiß, dass einem nach einem intensiven Spielerlebnis die Wirklichkeit manchmal wie ein seltsamer Traum vorkommt. Dabei stehen wir erst am Anfang einer rapiden Entwicklung, die mit Virtual Reality und Augmented Reality in den nächsten Jahren unser Leben entscheidend verändern wird.
Wenn Sie sich entscheiden müssten: Bedeutet der technische Fortschritt für Sie Fluch oder Segen?
Technischer Fortschritt bringt immer neue Chancen und neue Risiken. Grundsätzlich stehe ich der Technik positiv gegenüber – wer möchte schon ernsthaft zurück ins Mittelalter? Aber das Problem ist, dass sich die Technik viel schneller entwickelt als unsere Fähigkeit, damit umzugehen. Dass es gefährlich werden kann, wenn zum Beispiel Männer mit Kleinkindgebaren Atomwaffen kontrollieren, sieht man ja in den Nachrichten. Die Lösung liegt aber nicht darin, den technischen Fortschritt zu bremsen – das geht gar nicht –, sondern darin, zu lernen, wie wir damit umgehen. Virtuelle Welten sind ein Beispiel: Genau wie bei Zucker und Alkohol ist nicht das Produkt an sich das Problem, sondern die Maßlosigkeit, mit der wir es konsumieren. Uns selbst zu zügeln wird wohl die größte Herausforderung des laufenden Jahrhunderts werden. Vielleicht hängt unser Überleben davon ab.
Boy in a White Room erscheint am 11. Oktober 2017
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