Am Sonntag, dem 3.September, trifft „ttt - titel thesen temperamente“ Indiens wichtigste Schriftstellerin, Arundhati Roy, in der Altstadt von Delhi. Die Sendung wird auf der ARD um 23:10 Uhr ausgestrahlt.
Schon mit ihrem ersten Buch, „Der Gott der kleinen Dinge“, schrieb sich Arundhati Roy in den Olymp der bedeutendsten Schriftsteller weltweit. 20 Jahre hat sie ihre Fans seitdem auf den zweiten Roman warten lassen. Nun ist es so weit: „Das Ministerium des äußersten Glücks“ ist gerade erschienen und wurde schon jetzt zum internationalen Bestseller mit Übersetzungen in mehr als 20 Sprachen - und einer Nominierung für den Booker Preis.
Schonungslos legt Arundhati Roy darin den Finger in die Wunden der indischen Gesellschaft: Gewalt gegen Frauen und religiöse Minderheiten, Landraub und militärische Großmannssucht. Sie nimmt den Leser mit auf einen Parforceritt durch die indische Geschichte der letzten 20 Jahre. Es ist ein düsterer Roman geworden, genauso düster, wie sie das Land sieht: „In den 70 Jahren seit der Unabhängigkeit gab es keinen Tag, an dem die Armee nicht gegen die eigenen Bürger oder unsere Nachbarländer gekämpft hätte“, sagt Roy.
Das neue indische Selbstbewusstsein und der Hindu-Nationalismus von Regierungschef Narendra Modi erinnern sie an den europäischen Faschismus der 30er Jahre. In ihrer Heimat wird sie jetzt als Staatsfeindin beschimpft. Dabei bleibt sich Arundhati Roy mit ihrem Roman selbst treu. Zehn Jahre lang hat sie an diesem provokanten Buch gearbeitet, parallel zu ihrem direkten - oft lautstarken - politischen Engagement. „Als Frau wird man immer gleich als hysterisch bezeichnet, wenn man sich für etwas engagiert“, sagt sie. Das kümmere sie nicht. Denn sie kenne ”keinen anderen Schriftsteller in Indien, der von so vielen Menschen umarmt wird. Das gibt mir Kraft“. Trotz oder gerade wegen aller Kritik: Arundhati Roy liebt ihr Land, und das vermittelt auch ihr Roman.