John Irving feiert am 2. März seinen 75. Geburtstag. Im aktuellen Lufthanse-Magazin gab der Schriftsteller ein Interview und sprach über seine Leidenschaft für das Schreiben und verrät, worauf sich seine Leser künftig einstellen müssen.
Für den Schriftsteller John Irving ist Schreiben eine Lebensaufgabe. "Nur wenn ich auf Reisen bin, schreibe ich nicht täglich", sagte Irving im Interview mit dem Lufthansa Magazin (Ausgabe 3/2017, EVT 1. März). "Warum sollte ich damit aufhören? Wenn ich einen Job hätte, der mir keinen Spaß machen würde, okay, dann würde ich lieber früh Feierabend machen und ein Bier trinken. So ist es aber nicht. Ich bin jeden Tag dankbar dafür, schreiben zu dürfen, nichts anderes tun zu müssen."
schreibt nach eigenem Bekunden nach wie vor acht bis neun Stunden pro Tag. Dennoch werden sich seine Fans künftig auf kürzere Romane einstellen müssen. "Ich will an keinem Roman mehr drei Jahre arbeiten, zumal ich nur noch mit der Hand schreibe, gar nicht mehr am Computer", erklärte er. So arbeite er langsamer - aus seiner Sicht ein Vorteil: "Langsamer ist gut. Ich bin sorgfältiger, ein besserer Stilist, wenn ich mit der Hand schreibe."
Sein aktueller Roman "Straße der Wunder" handelt von einem Autor, der auf einer Reise stirbt und so seinen letzten Roman nicht beenden kann. Fürchtet er manchmal selber, die Zeit könne ihm davonrennen? "Ich schreibe nicht über meine persönlichen Ängste, das fände ich sehr, sehr langweilig. Nein, es ist immer der Plot, um den es geht, das Drama, die Struktur. Schon die alten Griechen setzten auf Effekte. Ich überlege mir, was meinem Helden Schlimmes zustoßen könnte, und das toppe ich dann noch einmal. Nicht als Selbstzweck, sondern im Dienst der Geschichte."
Irving verriet, er habe stets einige Ideen in petto: "Es gibt immer zwei, drei Stoffe, an denen ich sporadisch arbeite, die ich vorbereite und gedanklich vorantreibe. Immer wenn ich mit etwas fertig bin, schaue ich mir an, was ich habe, und entscheide, was als Nächstes drankommt. Und wenn ich das Ende der Geschichte klar vor Augen habe, geht es ohne Pause weiter. Ich schreibe jetzt seit rund 30 Jahren im Prinzip ununterbrochen. Daran wird sich wohl auch nichts mehr ändern."
Im Interview mit dem Lufthansa Magazin berichtete Irving außerdem von seiner letzten Arbeit: "Ich habe Drehbücher zu einer TV-Serie für HBO geschrieben, die auf 'Garp und wie er die Welt sah' basiert." Dabei habe er noch viel über das Drehbuchschreiben gelernt: "Das ist vermutlich, was mich immer wieder antreibt: Ich bin neugierig, ich will möglichst viel Neues erfahren, Reisen unternehmen, mit Menschen sprechen, mir interessante Dinge erklären lassen. Damit will ich nie aufhören. Nie!"