Deutschland 1930, es leben viele Jugendliche und Kinder auf der Straße. Sie sind die jüngsten Opfer der Weltwirtschaftskrise. Oft sind es gerade die Jungs, die es nicht schaffen durch Tagelöhnerei genug Geld zu verdienen, um davon zu leben zu können. Und so bleibt ihnen oft nur der Weg in die Kriminalität und die Prostitution.
Der Roman erschien erstmals 1932 unter dem Namen „Jugend auf der Landstraße Berlins“. Geschrieben hat dieses Buch Ernst Hafner. Hafner geboren um 1900, lebte als Journalist und Sozialarbeiter in Berlin. 1933 fiel dieser Roman, wie auch viele tausend andere Bücher im Zuge der Bücherverbrennung durch die Nazis , den Flammen anheim. Der Verbleib des Autors inmitten des 3. Reiches ist ungeklärt. Mehr als 80 Jahre später ist dieser Roman unter dem Titel „Blutsbrüder- Ein Berliner Cliquenroman“ beim Aufbau Taschenbuch Verlag wieder erschienen.
Inhalt
Es ist das Jahr 1932 in Deutschland, die Zeit nach der Weltwirtschaftskrise, die auf den 1. Weltkrieg folgte. Armut und Massenarbeitslosigkeit und Obdachlosigkeit bestimmen den Alltag vieler Deutscher. Wenn man als junger Mensch ohne Eltern und Angehörige unterwegs ist und das 21. Lebensjahr noch nicht vollendet hat, landet man in einer der vielen Verwahr- und Fürsorgeanstalten. Diese Anstalten waren berüchtigt für Ihre Gewalt- und Disziplinarstrafen. Es herrschte preußische Disziplin und Härte aller Couleur. Und so ist es keine Wunder, dass die Jungs versuchen dieser Gewaltmaschinerie zu entkommen und sich selber durchzuschlagen. Sie sind jung, wild und hungrig und auf der ewigen Suche nach Liebe und Zuneigung.
Man kann vermuten, dass Hafner sich mit der Schilderung in seinem Buch an die sich damals ausbreitende Vagabundenbewegung anlehnte. Jonny, der Anführer der Truppe sorgt für seine Jungs und so findet der Alltag zwischen der Suche nach einer trockenen warmen Unterkunft und Nahrung und natürlich nach Alkohol statt. Haffen richtet mit festem Auge den Blick auf die Straßenverhältnisse. Die Jungs stahlen, prostituierten sich und betrogen, nahmen Drogen und tanzten wild. All dies taten sie nicht nur um zu überleben - das Leben roch nach Spaß und Abenteuer.
Zwei Jungs aus der Bande fühlen sich unwohl, gerade wenn es darum ging Arme zu bestehlen. Die beiden beschließen, mit der Clique zu brechen und ehrlich Geld zu verdienen, sie wollen dem Kreislauf entkommen. Es entsteht ein Moment der Hoffnung. Haffner kritisiert in seinem Buch die damaligen Verhältnisse ohne das Leben der Jungen zu verurteilen- eine sehr erzieherische Sicht auf die Jugendlichen, die er bis zum Schluss des Romanes aufrecht erhält.
Fazit
Ein unbedingtes Lesemuss! Das Buch ist flüssig und in einer derart moderne Sprache geschrieben, das es aus der Gegenwart stammen könnte. Haffner gehört mit diesem Buch und seiner Schreibweise ganz klar zur Richtung der Neuen Sachlichkeit und man bekommt beim Lesen seines Buches immer wieder das Gefühl, an Romane von Fallada oder Kästner erinnert zu werden.