Die erste Ausgabe von "Druckfrisch" nach der Sommerpause wurde letzte Nacht um 0:05 Uhr im Ersten ausgestrahlt. Denis Scheck reiste dieses Mal nach Los Angeles und nach Missoula im US-Bundesstaat Montana.
In Los Angeles lebt zurzeit der viel diskutierte deutsche Erfolgsautor Christian Kracht, dessen neuer Roman "Die Toten" die ereignisreichen Jahre der Weimarer Republik auferstehen lässt - und mit ihnen die Filmkultur, die damals als kulturelle Revolution weltweit erblühte. Im Mittelpunkt: Der Schweizer Filmregisseur Emil Nägeli, der mit seinen Plänen für einen Horrorfilm zwischen Berlin, Tokio und Hollywood agiert. Vor dem Ausbruch des Zweiten Weltkrieges begegnet er Menschen, die in der seinerzeit boomenden Filmbranche einen Namen haben: in Hollywood Charly Chaplin, in Berlin dem deutschen Leinwandstar Heinz Rühmann und Alfred Hugenberg, dem ersten wirklichen Medienmogul. "Noch nie hat er die Geisteskrankheit und den Größenwahn der Deutschen so anschaulich serviert bekommen", konstatiert der Protagonist des Romans. "Die Toten" von Christian Kracht ist eine lustvoll komponierte Groteske über eine Branche, die - "Kino ist Krieg" - in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit dem Aufkommen des Tonfilms an gnadenloser Selbstüberschätzung leidet.
Von Los Angeles reiste Denis Scheck weiter nach Missoula. Dort, in den Bergen Montanas, entstehen die meistgelesenen Krimis der USA. Auch in Deutschland landete der vielfach ausgezeichnete Krimiautor James Lee Burke mit "Regengötter" (2014) ganz oben auf den Bestsellerlisten. Einige seiner rund 40 Bücher wurden verfilmt. Burkes immer wiederkehrende Hauptfiguren, Detektiv Dave Robicheaux, Anwalt Billy Bob Holland oder Sheriff Hackberry Holland, sind das Alter Ego ihres Schöpfers: vom Leben und dem Alkohol gezeichnete Männer mit einem hohem moralischen Anspruch, immer auf der Seite der Gerechtigkeit und der Entrechteten. In "Sturm über New Orleans" (2015) beklagte Burke das Versagen der Bush-Regierung bei der Nothilfe für die Bevölkerung nach dem verheerenden Sturm Katrina im August 2005. Jetzt gerade neu in den Buchhandlungen: "Fremdes Land" und demnächst, kurz vor James Lee Burkes 80. Geburtstag, wird der Roman "Vater und Sohn" erscheinen.
Denis Schecks persönliche Empfehlung in diesem Sommer: "Gestatten, Jack Vance!" und "Der azurne Planet" von Jack Vance. Dieser Autor ist wegen seiner unerschöpflichen Phantasie und seines extrem trockenen Humors einer von Schecks Lieblingsautoren im Bereich Fantasy und Science Fiction. Am 28. August wäre er 100 Jahre alt geworden. Im Eintrag der deutschen Wikipedia wird Jack Vance als "Erfinder des intergalaktischen Heimatromans" gewürdigt. Denis Scheck: "Wenn das keine treffende Bezeichnung für das ist, was ich gern lese, weiß ich's auch nicht."
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