Ein brillanter Roman von David Vann zwischen Wut, Verzweiflung, Vergessen und Versöhnung. Weite Teile der Geschichte spielen sich in der Kulisse des Seattle Aquariums ab.
Im Frühjahr 2016 erschien beim Suhrkamp Verlag der Roman „Aquarium“ von David Vann. Ins Deutsche wurde das Buch von Miriam Mande lkow übersetzt. David Vann, Jahrgang 1966, ist ein amerikanischer Schriftsteller, der vielen Lesern durch sein Werk „Im Schatten des Vaters“, erschienen 2012, bekannt sein dürfte. In seinem neuen Roman schlägt Vann neue, sanftere Töne an.
Inhalt
Die kleine Caitlin verbringt jeden Nachmittag im Aquarium in Seattle. Das Wetter draußen ist kalt und matschig und im warmen Aquarium ist ihre Welt. Hier kennt Caitlin jeden Fisch - hier ist ihre Zuflucht, ihr Hafen, der einzige Luxus im tristen Alltag des Mädchens. Caitlin´s Mutter Sheri ist Hafenarbeitern und kann sich und ihre Tochter gerade über Wasser halten. Die beiden leben am Rande der Stadt in sehr bescheidenen Verhältnissen- trotzdem scheint das Leben der beiden glücklich. Eines Tages trifft Caitlin im Aquarium einen alten Herrn, der sich mit ihr befreundet und die Kleine, die zuerst mit Zurückhaltung regiert, fasst Vertrauen zu ihm.
Die Wendung im Roman vollzieht sich, als Sheri mitbekommt, dass es sich bei dem alten Mann um ihren Vater handelt. Alte Wunden brechen auf und Caitlin erkennt ihre Mutter kaum wieder. Sheri bricht zusammen, denn ihr Vater hatte sie und ihre todkranke Mutter verlassen und so musste Sheri, damals selbst noch ein Kind, ihre Mutter pflegen bis um Tod. Eine lange verdrängtes Trauma bricht auf und Caitlin wird zum traurigen Spielball- zum Opfer ihrer wütenden stark traumatisierten Mutter. In all diesem Chaos erwacht die erste Liebe in Caitlin - ein zartes Tête-à-Tête mit ihrer Schulfreundin. Doch Caitlin bleibt stark und ihr Großvater, der alles wieder gut machen will, hilft ihr. Der Roman endet nicht glücklich aber doch versöhnlich. Und er zeigt, dass es sich lohnt zu verzeihen und einen Neuanfang zu wagen.
Fazit
Durch mit dem Meer und seinen Bewohnern verwobenen Metaphern gelingt es Vann ausgezeichnet, Einblicke in das Seelenleben von Caitlin zu geben- er zeigt ihren Hunger nach Liebe und Hoffnung auf etwas besseres, neues, unbekanntes. An einigen Stellen wirken die Erzählungen überzogen und schrill. Doch Vann hat in der Gesamtheit einen sehr feinen emotionalen Roman geschaffen.
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