Robert Seethaler hat mit dem Roman „Ein ganzes Leben“ ein wirkliches Meisterwerk geschaffen - ein Buch das berührt. Nach seinem Roman „Der Trafikant“ waren die Erwartungen für seinen neuen Roman hoch und man kann sagen, Seethaler hat geliefert. „Ein ganzes Leben“ ist ein Gleichnis über den Protagonisten Andreas Egger und die Zeit in der er lebte.
Robert Seethaler wurde 1966 in Wien geboren, besuchte die Schauspielschule in Wien und arbeitete als Schauspieler für Film, Fernsehen und Theater in Österreich und Deutschland. Seethaler schrieb bislang einige Drehbücher und hatte 2006 mit „Die Biene und der Kurt“ sein Romandebüt. 2008 erschien „Die weiteren Aussichten“, 2010 „Jetzt wirds ernst“ und 2012 sein Erfolgsroman „Der Trafikant“.
Inhalt
Egger landet im Alter von vier Jahren in einem Bergdorf in den Alpen. Vom Pflegevater zum Krüppel geschlagen, wächst er ohne Liebe zu erfahren auf. Anfänglich fristet er ein Leben durch Gelegenheitsarbeiten. Er verliebt sich in Maria, sie wird seine große Liebe. Um seiner zukünftigen Frau ein gesichertes Einkommen bieten zu können, beginnt er bei einer Baufirma, die mit dem Bau von Seilbahnen betraut ist, zu arbeiten.
Er heiratet seine Liebe und sie ziehen in ein Haus am Berghang. Ein zartes Glück, endlich auch für Andreas Egger. Doch die Freude währt nicht lange, eine Schneelawine reißt das Haus und seine Frau mit sich fort. Alles, was ihm im Leben etwas bedeutete, ist verschwunden. Er trauert furchtbar aber sein Wille zu Leben lässt ihn weitermachen.
Der 2. Weltkrieg bringt ihn fort aus einem Dorf, in den Kaukasus. Auch hier überlebt er alle Widrigkeiten. Mit viel Glück entkommt er der Kriegsgefangenschaft und verdingt sich, zu Hause angekommen, als Tagelöhner und nach Anbruch des Tourismus in den Bergen als Bergführer. Selbst die Bekanntschaft mit einer einsamen Lehrerin, lässt ihn nichts an seinem einsamen Leben ändern. Er beschließt, dass dies keine echte Liebe ist und bleibt alleine bis zum Schluss. Am Ende seines Lebens erscheint ihm Maria und er weiß, dass er sterben wird.
Fazit
Seethaler schafft es, durch seine Wortgewalt auf den knapp 200 Seiten, den Leser von der ersten bis letzten Zeile zu fesseln. Ihm ist eine bewegende Erzählung über einen einsamen Menschen gelungen, der sein Leben standhaft meistert. Ein Leben, fernab der Globalisierung, abgesehen vom Krieg, immer am gleichen Fleck.
Seethalers Protagonist erwartet vom Leben nichts großes. Er zehrt von seinem kurzem Glück sein Leben lang. Seethaler gelingt es ausgezeichnet, einen Menschen zu zeigen, der geboren um 1900 in der Abgeschiedenheit der Berge, etwas verspätet, aber zuletzt doch, den Wandel der Technik und der Gesellschaft erlebt. Ein stoisches Leben, dass auf jeden Fall zum Nachdenken anregt.