Der Eberhofer ist wieder unterwegs und tut, was er tun muss: Er ermittelt, grantelt und hat eine unbekannte Tote - eine gut durchgeschmorte noch dazu. Lesering hat den neuesten Heimatkrimi von Rita Falk unter die Lupe genommen.
Eine Brandleiche zum Dessert
In Niederkaltenkirchen geht der Feuerteufel um und die Pension der Moshammerin in Flammen auf. Kommissar Franz Eberhofer hofft noch, dass er den Schlamassel der Feuerwehr überlassen kann, doch dann wird eine verbrannte Frauenleiche geborgen. Mehr noch: Das Opfer wurde vor der Flambierung über und über mit Brandsalbe bestrichen.
Fürchtet Euch nicht: Rita Falk wandert nun nicht etwa ins Fach von Andreas Gruber oder Michael Tsokos ab. Das Ableben des Opfers wird mit einer Beiläufigkeit erwähnt, dass der Mord in der Eberhofer´schen heilen Heimat zunächst gar nicht im Mittelpunkt des Geschehens steht, sondern nur eine weitere Last ist, die auf den Schultern des bayrischen Kommissars ruht. Viel schlimmer wiegt, dass Eberhofers Arzt die dauerhafte Senkung des Cholesterinspiegels will und strenge Diät angeordnet hat.
Diäd am Dadord
Das liefert zunächst einmal den Aufhänger, dass sich der Ermittler während der Untersuchungen von Imbissbude zu Metzgerei hangeln und gegen die ihm auferlegten Regeln möglichst oft verstoßen kann. Dann wiederum liest sich das neueste Falk´sche Werk wie eine wortreich illustrierte Speisekarte deftigster fränkischer und bayrischer Schmankerl - definitiv nichts für Weight Watcher.
Dass der Eberhofer zu Beginn weitgehend sinnfrei den bei der Moshammerin logierenden afrikanischen Bezirksliga-Star Buengo festnimmt, wird durch gutbürgerliche Lustspiel-Logik wieder rausgerissen. So darf sich der Bürgermeister den Verdächtigen, der ohnehin von den ihn umgebenden Vorgängen wenig zu begreifen scheint, einmal die Woche zum Lokalderby ausleihen.
Das übliche Personal der Serie tritt auch in dieser Folge auf den Plan und liefert beliebte Running Gags. So hört die Oma freilich immer noch schwer, Papa kifft und der Ebertshofer steht sich selbst am meisten im Weg, insbesondere, was Liebesdinge betrifft. Wenigstens verguckt sich der Herr Papa in eine mysteriöse Verdächtige. Man darf also trotz allem gespannt sein.
Futter für die Fans
Währenddessen tritt die eigentliche Krimihandlung zwischen Geschrei des Eberhofer´schen Säuglings, den Zicken der On-Off-Freundin und Kindesmutter Susi und allerlei Haferln Kaffee, Fleischpfanzerln und Zefix in den Hintergrund. In sich schlüssig gelöst, ermittelt der Eberhofer im Fall eigentlich erst ab dem letzten Drittel temporeich. Vorher gab´s ja auch noch reichlich Privatprobleme zu regeln. Herrschaftszeiten.
Fazit: Fans treffen im "Leberkäs-Junkie" einen Eberhofer Franz wieder, wie er in den anderen sechs Büchern stand. Der sympathisch vor sich hin grantelnde Anti-Held ermittelt eher nebenbei in Sachen Tod durch Fremdeinwirkung. Vor der Kulisse des bayrischen Dorfidylls agiert allerlei altbekanntes Lokalkolorit, das bajuwarisch sprachschatzend als Stichwortgeber und Running-Gag-Lieferant auftritt.
Im Vergleich zu den vorherigen Büchern ist der "Leberkäs-Junkie" noch mehr Fan-Futter für Eberhofer-Jünger und weniger für Leser, die eine komplexe Krimihandlung suchen. Möglicherweise zeigt das sich wiederholende Strickmuster aber auch in der Stammleserschaft bereits erste Abnutzungserscheinungen - dem Ermittler täte mal eine Kreuzfahrt auf dem Nil gut
Der Eberhofer Franz bleibt sich selbst treu; und die Fangemeinde dankt es Autorin Rita Falk mit wochenlangen Spitzenpositionen in den Krimi- und Thrillercharts von Amazon.de.
Fazit Hörbuch: Fans wissen längst, dass Christian Tramitz mit seinem bayrischen Dialekt ein brillanter Interpret der Ebertshofer Franz´schen Mentalität ist. Wer die Falk-Lesungen von ihm nicht kennt, kann jetzt einsteigen.
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