Ein Krimi, eine irre Lovestory und ein Horrorthriller: "Die schwarze Dahlie", "Der große Bagarozy" und "Das Relikt" werden heute Abend Bücher-Fans begeistern.
Fernseh-Fest für Bücherfans: Gleich drei hervorragende Roman-Verfilmungen laufen heute Abend im TV. Beim Film Noir "Die Schwarze Dahlie" lieferte James Elroy die gleichnamige Romanvorlage um ein grauenvolles Verbrechen in Hollywood der 40er Jahre. "Der große Bagarozy" von Helmut Krasser dreht sich um den leibhaftigen Teufel, der eine Psychiaterin einlullt. "Das Relikt" ist dagegen ein Horror-Klassiker von Douglas Preston und Lincoln Child, dessen Verfilmung sich ebenfalls lohnt.
James Elroy: "Die schwarze Dahlie"
Das Buch: James Elroy war nach eigenen Angaben von einem grausamen Mord in Hollywood derart erschüttert, dass er auf Basis des realen Geschehens in seinem Roman die Aufklärung erfunden hat.
1947 wird die bestialisch zugerichtete Leiche einer jungen, schönen Frau in einem Abbruchhaus in Hollywood gefunden. Alles deutet darauf hin, dass Elisabeth Short tagelang gefoltert wurde. Trotz intensiver Ermittlungen werden die Täter in der Realität nie gefasst. Aufgrund der Vorliebe der jungen Frau für schwarze Kleidung verbreitet sich jedoch alsbald die Legende von der Schwarzen Dahlie.
James Elroy lässt nun die beiden Ermittler Officer Dwight Bleichert und Sergeant Lee Blanchard auftreten. Beide sind nicht zimperlich mit ihren Ermittlungsmethoden, die sie auf eigene Faust auch nach Einstellung des Verfahrens weiterführen. Doch der Fall treibt das Ermittlerduo in die finstersten Abgründe der amerikanischen Gesellschaft.
Lee Blanchard greift zu Drogen und langt als Ex-Boxer gern auch mal zu, Dwight Bleichert erliegt sexuellen Obsessionen.
Das Buch ist ähnlich wie "LA Confidential" nicht nur ein Krimi, sondern ein aufwühlendes Gesellschaftsportrait mit zwei Polizeibeamten im Mittelpunkt, die in sich bereits so widersprüchlich sind, dass sie alles andere als die edlen Retter sind. Ein guter Tipp für Fans von komplexen Krimis mit überraschenden Wendungen, die aber immer stets noch nachvollziehbar bleiben.
Der Film (Samstag, 23. Januar 2016, 23:55 Uhr, ARD): Kein Geringerer als Brian de Palma hat die Verfilmung von "Die schwarze Dahlie" übernommen und ein Top-Ensemble verpflichtet. In dem im Jahre 2006 gedrehten Streifen treten Josh Hartnett und Aaron Eckhart als Ermittler auf. Lees undurchsichtige Freundin Kay wird von Scarlett Johansson gespielt; die Rolle von Madeleine hat Hilary Swank übernommen. Sehr spannende Hommage an den Film noir, den man sich nicht entgehen lassen sollte.
Helmut Krausser: "Der große Bagarozy"
Das Buch: Psychiaterin Cora lebt in gesicherten Verhältnissen. Ihr Mann hat zwar keine Lust mehr auf Sex, verdient aber ordentlich. Doch ihr Job ödet sie an. Patientengespräche sind für sie "Talkshows", Patienten bezeichnet sie als "Mängelexemplare". Als sich zwei ihrer Patienten kurz hintereinander umbringen, schlittert sie in die Krise. Just in diesem Moment taucht ein gewisser Stanislaus Nagy in ihrer Praxis auf. Vordergründig gibt Nagy vor, vom Opernstar Maria Callas besessen zu sein. Irgendwann eröffnet ihr der geheimnisvolle Patient, der Leibhaftige persönlich zu sein, der unter dem Rückzug Gottes von der Welt leidet.
Für Cora ist der Fall klar: Der junge Mann ist reif für die Klapse. Und doch gelingt es ihm, Cora immer weiter für sich zu vereinnahmen. Es beginnt eine aberwitzige Liebesgeschichte. Der mit viel Humor geschriebene Roman ist eine Hommage an die Callas, aber mit viel Sprachwirtz gespickt - empfehlenswert!
Der Film (Samstag, 23. Januar 2016, 22:25, 3sat): Bernd Eichinger hat Produktion und Regie von "Der große Bagarozy" übernommen. Der fällt Bücher-Fans zunächst mal als Produzent von Kommerz-Machwerken wie "Bushido" oder "Independence Day" nicht gerade als Top-Mann für eine anspruchsvolle Literaturverfilmung ein. Doch immerhin hat Eichinger mit Umberto Ecos "Der Name der Rose" einen internationalen Kassenerfolg erzielt.
"Der große Bagarozy" ist Eichinger dagegen leicht von der Hand gegangen. Corinna Harfouch als Cora spielt natürlich Til Schweiger in der Rolle des Stanislaus Nagy locker gegen die Wand, aber empfehlenswert ist der Film allemal.
Douglas Preston/Lincoln Child: "Relic - Museum der Angst"
Das Buch: Eigentlich hört sich "Relic - Museum der Angst", wie die Buchvorlage für den Film "Das Relikt" heißt, nach einer typischen Monsterhatz an. Tatsächlich zählt der Roman zu den besten Schauergeschichten der letzten Jahre, der mit einem interessanten Mix aus Pseudo-Wissenschaft und Fiktion fesselt.
Während im American Museum of Natural History in New York eine Ausstellung über Aberglaube vorbereitet wird, treibt ein Geisterschiff mit jeder Menge Leichen auf New York zu. Das Erschreckende: Den Toten wurde das Gehirn aus dem Kopf gerissen.
Für Special Agent Pendercast, Lieutenant D'Agosta und Evolutionsbiologin Margo Green gewinnt der Vorfall an Dramatik, als im Museum einem toten Wachmann ebenfalls das Gehirn fehlt. Bald finden sie heraus, dass sie einer uralten Indianerlegende auf der Spur sind - und die hat Hunger.
Was sich wie ein relativ vorhersehbarer Plot ausnimmt, gehört zu den besten Werken des Autorenduos. Der Roman beginnt etwas schleppend, beschleunigt dann aber die Erzählgeschwindigkeit enorm und spielt das gesamte Instrumentarium der Spannungsliteratur aus. Fans von Titeln wie "The Strain" werden begeistert sein.
Der Film (23. Januar 2016, 22:25 Uhr, RTL II): Der Film von Regisseur Peter Hyams ist ein spannend inszenierter, mit Spezialeffekten vollgestopfter Thriller, der allerdings ganz erheblich von der Buchvorlage abweicht. Der Film spielt im ungleich größeren Naturkundemuseum in Chicago, das Monster ist im Buch ein reptilienartiger Primat und wichtige Figuren im Buch wie etwa Special Agent Aloysius Pendergast oder der Reporter Bill Smithback fehlen im Film gänzlich.
Zudem wurden zahlreiche Szenen im Roman, die den Hintergrund der Legende erklären, gestrichen. Trotzdem lohnt sich der Streifen für Fans; und es macht Spaß, die Unterschiede zwischen Film und Buch zu finden. Netter Nebeneffekt: Wer die Story mag, kann Buch und Film unabhängig voneinander genießen.