Charlotte Roche polarisiert: sowohl als Frau als auch Autorin. Und das will sie wohl auch, denn durch diese Selbstinszenierung und den bewussten Bruch von Tabus wird sie wahrgenommen - von Kritikern und damit von Lesern. Das war schon bei “Feuchtgebiete” und “Schoßgebete” so. Die Bücher machten sie berühmt und reich und irgendwie auch sympathisch. “Mädchen für alles”, erschienen im Oktober 2015 im Piper Verlag sollte hier nun anknüpfen.
Worum geht es? Hmmm, das bleibt das ganze Buch über eben die große Frage und irgendwie kann sie gar nicht so richtig beantwortet werden. Eine Frau wird Mutter. Christine war schon im Arbeitsleben nicht glücklich und ist es nun auch nicht; frustriert, gelangweilt und ständig betrunken lebt sie - umgeben von teuren Markenartikeln - in den Tag hinein; kümmert sich weder um ihr Baby - noch um sich. Etwas Abwechslung ins Leben bringt das neue Kindermädchen Marie, in das sie sich verliebt. Einen erzählerischen Höhepunkt bekommt das Buch, als Christine Post von ihren Eltern bekommt und sich herausstellt, dass diese wieder zusammen sind. Sie, die - so scheint es - an dem ganzen verkorskten Leben von Christine Schuld sind. Nun will sie zu ihnen und sich rächen. Doch davor muss sie eine ihre vielen Phobien bezwingen Flugangst. Es folgen ein paar lesbische Szenen, jede Menge Drogen und dann das “grandiose” blutige Finale.
Hmmm, und die Moral von der Geschicht? … auch das ist schwer zu sagen. Das das Leben uns krank machen kann; die Ehe voll von Sprachlosigkeit ist; wie schwer es ist, seine Sexualität auszuleben; das unsere Eltern oftmals Schuld an unseren vielen Psychosen haben; das nicht alle Frauen von Babys (auch nicht ihren eigenen) entzückt sind - oder das ist befriedigend sein kann, alle Tabus zu brechen - im Sex und im gesellschaftlichen Leben. Man weiß es nicht. Der Plot bleibt schmal und unausgegoren, bis hin zum Abschlachten der Eltern.
Wo sie uns(Frauen) wirklich einfängt, ist ihre Begabung, Sexuelles und Pornografisches literarisch ansprechend und - abseits aller billigen Männerfantasien - tatsächlich berührend zu erzählen.
Und das macht wohl auch den (einzigen) Reiz des Buches aus.