In "ARD druckfrisch" rezensiert Denis Scheck das, was die Deutschen lesen - zumindest laut Spiegel-Bestsellerliste. Und da kommen bei weitem nicht alle Bücher gut weg, insbesondere nicht "Das Joshua-Profil" von Sebastian Fitzek. .
Hier bestellen
ARD-Mann Denis Scheck, der mit seiner Sendung "druckfrisch" nicht immer zart mit Büchern und Autoren umspringt, hat seine gefürchtete Top-Ten-Rezension veröffentlicht. Gar nicht gut kommt da beispielsweise der beliebte David Safier mit "Mieses Karma hoch 2" weg, der in der vergangenen Woche Platz 7 in den Amazon-Charts belegte.
"Dass man auch im Seichten ertrinken kann, hat David Safier schon in seinem ersten Reinkarnations-Roman "Mieses Karma" bewiesen", sagt Denis Scheck. "Das Reflexionsniveau dieser Fortsetzung leidet unter der Lachzwang-Komik Safiers, der seine Hauptfigur Überlegungen anstellen lässt wie: "Jedes Mal, wenn ich an Hitler erinnert wurde, fühlte ich mich in meiner Ansicht bestätigt, dass es keinen Gott gab. Wenn Gott existierte, warum hatte er dann auf Hitler nicht einfach einen 1000 Kilo schweren Schokokuss geworfen?" Aus demselben Grund, schätze ich, aus dem Gott selbst nach diesem Roman keinen 1000 Kilo schweren Schokokuss auf David Safier wirft."
Denis Scheck empfiehlt "Das barmherzige Fallbeil"
Viel besser kommt Fred Vargas mit "Das barmherzige Fallbeil" bei Denis Scheck an. Maximilien de Robespierre "ist der heimliche Held in diesem Krimi, der auf Island und im Paris Robespierres zu Zeiten des Wohlfahrtsausschusses spielt und mich begeistert wie lange keiner mehr. Ich möchte sogar behaupten, dass Fred Vargas mit ihrer raffinierten Skurrilität, subversiven Eigenwilligkeit und vollkommenen Unausrechenbarkeit die Zukunft des Kriminalromans darstellt."
Dagegen ermüdet äußert sich Scheck über "Bedenke, was du tust" von Elizabeth George. Die Autorin "repräsentiert dagegen definitiv die Vergangenheit des Krimis. So sehr ich die ersten Lynley-Romane geliebt habe: Dieser ist trotz neuem Beziehunsgglück für Lynley viel zu breit, viel zu vorhersehbar, viel zu konventionell. Könnte jemand dieser Autorin einmal sagen, dass der Gaul, auf dem sie zu reiten versucht, mittlerweile tot ist?"
Denis Scheck hat auch Lucinda Rileys neuen Bestseller "Die Sturmschwester" bereits gelesen . Er nennt das Buch "Band zwei der zu befürchtenden Heptalogie" und hasst die "durch und durch synthethische und nervtötende Gefühlsduselei".
Gnädig fällt dagegen sein Urteil über Joachim Meyerhoffs "Ach, diese Lücke, diese entsetzliche Lücke" aus. Scheck nennt das Buch "gescheit, berührend, enorm unterhaltsam".
Vernichtende Kritik für Kerstin Gier
Dass sich Kerstin Gier auch mit "Silber - Das dritte Buch der Träume" nicht bei Denis Scheck behaupten kann liegt auf der Hand.
"Dieser dritte Roman von Kerstin Gier um Liv Silber ist nicht schlechter als die ersten beiden", sagt Scheck. "Aber mal ehrlich: Dies könnte eine der vernichtensten Kritik sein, die ich in meinem Leben als Literaturkritiker formuliert habe."
Dörte Hansens "Altes Land" schlägt bei Denis Scheck gut ein, obwohl es sich gut verkauft: "Unterschätzt wird in meinen Augen dabei schlicht das erzählerische Talent Dörte Hansens, das ihr etwa erlaubt, eine Figur überzeugend als "Meisterin der Telefonkunstpause" zu charakterisieren."
Michael Hjorth und Hans Rosenfeldt haben dagegen mit "Die Menschen, die es nicht verdienen" einen "öden Roman" geliefert, "der sich die Glorifizierung des Durchschnittlichen und des Mittelmaßes auf die Fahnen geschrieben hat".
Sebastian Fitzek ist die "Nullinie der deutschen Gegenwartsliteratur"
Sebastian Fitzek kriegt für "Das Joshua-Profil" sein Fett weg. "Wie kann es sein, dass ein so talentloser, klischeeverhafteter und – mit Verlaub – dummer Autor wie Sebastian Fitzek landauf, landab von der deutschen Kritik als "Thriller-König" bejubelt wird?", fragt Denis Scheck. Der Kritiker vermutet, Fitzek würde "sein Manuskript in Keilschrift auf Steinplatten beim Verlag abgeben". Sebastian Fitzek, so mokiert sich Denis Scheck weiter, " markiert für mich die Nulllinie der deutschen Gegenwartsliteratur.
Jojo Mojes´ Bestseller "Ein ganz neues Leben" hat seinen Erfolg freilich auch nicht verdient. "Die Fortsetzung liest sich wie eine Expedition in eine endlose Wüste des Schunds, in dem die einzigen Oasen unfreiwillig komische Sätze bilden wie: "Es war, als hätte ich mich in einen winzigen Kokon zurückgezogen, allerdings einen, in dessen Ecke sich ein verteufelt großer Elefant niedergelassen hatte."
Den gesamten Beitrag können Sie jetzt in der ARD Mediathek abrufen.
Hier bestellen
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Amazon-Vorbestellungen: Jetzt kommt Sebastian Fitzek
Amazon-Vorbestellungen: Kerstin Gier führt mit "Silber"
SPIEGEL-Bestseller: Die besten Sprüche von Denis Scheck
Krimi- und Thrillercharts: Sebastian Fitzek bleibt mit drei Büchern in den Top Ten
Asterix erreicht Platz 1 bei den Vorbestellungen
Krimi- und Thrillercharts: Sebastian Fitzek überrollt Top Ten mit drei Romanen
"Das Joshua-Profil" fällt in der Preorder
Denis Scheck über die Spiegel-Bestsellerliste
Top-Schlagzeilen der Woche: Denis Scheck, Pauline Dohmen, Weihnachtsfilme
Krimi- und Thrillercharts: Fred Vargas neu in den Top Ten
Jojo Moyes und Kerstin Gier räumen doppelt ab
Hamburger Krimifestival: Kriminelle Eröffnung mit Hjorth & Rosenfeld
Amazon-Vorbestellungen: David Safier ist Aufsteiger der Woche
Denis Scheck erhält den Pfälzer Saumagenorden – Ein literarischer Ritterschlag mit Humor
Die SWR-Bestenliste – Januar 2025
Aktuelles
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
»Gnade Gott dem untergeordneten Organ« – Tucholskys kleine Anatomie der Macht
Ein Haus für Helene

Claudia Dvoracek-Iby: mein Gott

Claudia Dvoracek-Iby: wie seltsam

Marie-Christine Strohbichler: Eine andere Sorte.

Der stürmische Frühlingstag von Pawel Markiewicz
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
