Alina Bronsky ist eine junge Autorin, die 1978 in Russland geboren wurde und seit Anfang der 90iger Jahre in Deutschland lebt. Mit „Baba Dunjas letzter Liebe“ setzt sie ihre erfolgreiche Autorentätigkeit fort- sie schliesst lückenlos an ihre letzten erfolgreichen Romane, „Scheibenpark“, „Die schärfsten Gerichte der tatarischen Küche“ und „Nenn mich einen Superheld“, an. Nach eigener Aussage, in einem FAZ Interview, kam Alina Bronsky die Idee dieses Buch zu schreiben, durch einen Text auf Facebook von Elisabeth Gilbert. Der Text handelt von 250 Frauen die entgegen alle Verbote in ihre alten Dörfer-in verstrahltes Gebiet- zurückgehen um ein eigenständiges selbstbestimmtes Leben führen zu können.
Bronsky setzt sich in diesem Buch mit den Heimkehrern in das Gebiet um Tschernobyl auseinander- ihre Protagonistin ist eine alte Dame die am Ende ihres langen Lebens beschliesst zu ihren Wurzeln in ihr strahlenverseuchtes Dorf zurückzukehren. Für den Rest der Welt sind die Romanfiguren nicht zu verstehen- denn wer würde schon freiwillig in solch verstrahltes Gebiet begeben?
Aber in diesem Buch geht es letztlich auch um Sehnsucht- Sehnsucht nach dem Vergangenem am Ende eines langen Lebens, allein und nicht mehr inmitten all derer Menschen mit denen man sein Leben verbracht hat.
Baba Dunja ist so eine Gestalt, alt, runzelig aber voller Weisheit und Ruhe in ihren Gedanken- der Autorin ist es exzellent gelungen den Gedanken der alten Dame Klang zu verschaffen- die Worte sind Balsam führ die Seele beim Lesen.
Baba Dunja ist nicht die einzige die in ihrem Dorf auf das Ende wartet. Man erfährt von den anderen Dorfbewohnern die trotz ihrer vielen Eigentümlichkeiten eine Dorfgemeinschaft bilden und doch aufeinander angewiesen sind. Bronsky lässt vor den Augen des Lesers ein Dorf entstehen und schildert voller Poesie und mit viel Witz das Leben jedes einzelnen und die Beziehung der Personen untereinander. Die Protagonistin lebt von ihrem Garten und hält sich durch die zu bewältigende Arbeit am Leben fest. Für mich eindrucksvoll war der immer wieder-nach seinem Tod- als Geist auftretende Hahn Konstantin. Ein lautes Ungetüm für Baba Dunja, aber für ihre Freundin Marja- eine alte Melkerin- eine Art Mannersatz. Als er zu Baba Dunjas Freude endlich stirbt , ergibt er dennoch ein gute Suppe, die auch Marja nicht verschmäht.
Baba Dunja ist eine Frau die selbstbestimmt ohne anderen zur Last zu fallen ihr Leben leben möchte. Sie hat zwei Kinder die weit weg von der Heimat Leben. Ihre Tochter lebt in Deutschland und ist ständig um die Mutter besorgt. Baba Dunjas grösste Trauer ist, dass sie ihre Enkeltochter noch niemals- als auf Fotos gesehen hat und höchst wahrscheinlich nie sehen wird. Sie selbst war eine berufstätige Mutter, die nun im Alter überlegt, vielleicht doch andere Entscheidungen in ihrem Leben hätte treffen sollen- ihr Mann war keine große Hilfe und trotzdem umgibt sein Geist Baba Dunja alle Tage. Als im Dorf ein Mann mit seiner gesunden kleinen Tochter anreist, kommt es zu einem ungeahnten Zwischenfall, der das normale vor sich hinplätschernde Dorfleben beendet.
Baba Dunja übernimmt die Schuld für ein Verbrechen, das in ihren Augen keines war aber auch nicht von ihr begangen wurde. Mit stoischer Ruhe übernimmt sie alle ihr auferlegten Lasten.
Diese Buch hat sich auf der Liste der Buchpreis Nominierten 2015 befunden- und das völlig zurecht, es ist auf jeden Fall eine absolute Leseempfehlung!
Baba Dunjas letzte Liebe
Gebundene Ausgabe: 160 Seiten
Verlag: Kiepenheuer&Witsch (17. August 2015)
Sprache: Deutsch
ISBN-10: 3462048023
ISBN-13: 978-3462048025