Ein literarischer Umzug mit Aussicht: Die Berliner Schriftstellerin Annett Gröschner erhält den Mainzer Stadtschreiber Literaturpreis 2025. Die Auszeichnung wurde am 3. April im feierlichen Rahmen des Leibniz-Zentrums für Archäologie (LEIZA) überreicht – samt Urkunde, Publikum und wohldosierter Festtagsrhetorik. Die Jury zeigte sich beeindruckt vom „originellen und erfahrungssatten“ Werk einer Autorin, die als präzise Chronistin gesellschaftlicher und geschichtlicher Brüche gelesen wird.
Eine Erzählstimme für das Verborgene
Gröschner, 1964 in Magdeburg geboren und seit vielen Jahren in Berlin ansässig, hat sich mit Romanen, Essays und Reportagen einen Namen gemacht, die die großen Linien deutscher Geschichte oft durch das scheinbar Nebensächliche erfahrbar machen. Ihre Texte folgen dabei nicht den offensichtlichen Spuren, sondern setzen sich hartnäckig mit dem auseinander, was übersehen wird – mit Orten, die verschwinden, Biografien, die sich nicht einordnen lassen, und dem, was zwischen den Zeilen der Erinnerung liegt. Die Jury würdigt ihre „Offenheit und Empathie“, mit der sie neue Perspektiven auf alte Erzählmuster eröffnet.
Preis, Wohnung, Film – und ein Abend im Grünen Kakadu
Der Preis ist mit 12.500 Euro dotiert und umfasst neben einem einjährigen Wohnrecht in der Mainzer Altstadt auch die Gelegenheit, gemeinsam mit dem ZDF und 3sat einen eigenen Film zu realisieren. Dass sich Gröschner nicht nur im literarischen, sondern auch im szenischen Erzählen bewegt, macht neugierig auf das, was sie aus diesem Spielraum machen wird. Kulturdezernentin Marianne Grosse dazu:"Eine weitere Bestsellerautorin mit einem großartigen, ganz aktuell neu erschienenen Roman hier in Mainz begrüßen zu dürfen, wird auch mein Lesejahr wieder sehr bereichern. Frau Gröschner ist so vielseitig, dass ich besonders auf ihr Theaterstück – welches im Grünen Kakadu/Mainz aufgeführt werden wird – und ihren Stadtschreiberfilm schon sehr gespannt bin."
Lob von Kolleginnen, Politik und Fernsehen
Die Laudatio hielt die österreichische Autorin Kathrin Röggla, selbst einst Stadtschreiberin, die Gröschner als „sportliche Historikerin mit langem Atem“ beschrieb – ein Bild, das die Mischung aus Beharrlichkeit und Leichtigkeit gut trifft, mit der Gröschner durch Archiv, Alltagsbeobachtung und Anekdote navigiert. Die ZDF-Programmdirektorin Nadine Bilke lobt ihr Werk als klug und bereichernd: „Wenn man etwas liest, das nicht nur richtig klug und unterhaltsam ist, sondern einen die Welt aus einer anderen Perspektive sehen lässt – dann ist das besonders wertvoll und eine echte persönliche Bereicherung. Drei ostdeutsche Frauen betrinken sich und gründen den idealen Staat hat das für mich geschafft.“
Antrittslesung am 4. April
Wer Gröschner live erleben will, kann das bereits am Freitag, den 4. April um 19 Uhr im LEIZA tun. Dann liest die neue Stadtschreiberin erstmals offiziell in ihrer neuen literarischen Heimat auf Zeit.
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