Am 2. April ist Internationaler Kinderbuchtag – ein Datum, das nicht zufällig auf den Geburtstag von Hans Christian Andersen fällt. Seit 1967 wird an diesem Tag weltweit die Bedeutung von Kinderliteratur gewürdigt: als Fenster zur Fantasie, als Brücke zwischen Lebenswelten und nicht zuletzt als Medium, das Kindern hilft, sich selbst und andere besser zu verstehen.
Zum Internationalen Kinderbuchtag empfiehlt die UNO-Flüchtlingshilfe Bücher über Flucht und Ankommen
In diesem Jahr richtet sich der Blick besonders auf Bücher, die von Flucht, Vertreibung und Neubeginn erzählen. Die UNO-Flüchtlingshilfe hat eine Auswahl einfühlsamer Titel zusammengestellt, die Kinder altersgerecht an ein Thema heranführen, das für Millionen Menschen weltweit Realität ist – und das in vielen Klassenzimmern und Kinderzimmern längst Teil des Alltags geworden ist.
Kindgerechte Perspektiven auf ein globales Thema
Die Empfehlungen reichen von Pappbilderbüchern für Dreijährige bis hin zu erzählenden Sachbüchern für ältere Grundschüler. Was sie verbindet, ist der Versuch, komplexe Lebensrealitäten in eine Sprache zu übersetzen, die Kinder verstehen – ohne zu überfordern, aber auch ohne zu beschönigen.
Schon für die Jüngsten gibt es Titel wie „Die Geschichte von Elenis Konfetti“, „In der Schlange der Träume“ oder „Floris & Maja“, die zeigen, dass Empathie und Solidarität auch im kindlichen Alltag beginnen können. Spielerische Erzählweisen und poetische Illustrationen helfen, die Bedrohlichkeit des Themas abzuschwächen, ohne es zu trivialisieren.
Für etwas ältere Kinder, die schon selbst lesen oder gemeinsam mit Erwachsenen Geschichten entdecken, empfehlen sich Titel wie „Zari und Nivaan“, „Wenn Sterne verstreut sind“ oder „Mischka“. Sie erzählen von Freundschaft, Verlust und Hoffnung – und lassen Raum für Fragen, Gespräche und Nachdenken.
Zwischen Ankommen und Zugehörigkeit
Ein zentrales Motiv vieler Bücher ist das „Ankommen“ – in einer neuen Stadt, in einer fremden Sprache, inmitten unbekannter Menschen. Ob es „Salma, die syrische Köchin“ ist, die ihre Mutter mit einem vertrauten Gericht zum Lächeln bringen will, oder „Am Tag, als Saída zu uns kam“, das vom Finden einer gemeinsamen Sprache erzählt – immer steht im Mittelpunkt, wie Bindung entsteht: über Gesten, über Erzählungen, über Offenheit.
Andere Bücher wie „Sechs Männer“ oder „Punkte“ wagen einen größeren Bogen. Sie stellen die Frage nach den Ursachen von Krieg und Flucht und geben kindgerechte Impulse zu Solidarität und Gerechtigkeit. Diese Titel laden Erwachsene ein, mit Kindern über das hinaus zu sprechen, was in den Schlagzeilen steht.
Empfehlungen mit Augenmaß
Wichtig: Die UNO-Flüchtlingshilfe weist ausdrücklich auf die Altersangaben hin – denn so sensibel die Bücher auch gestaltet sind, manche Inhalte verlangen nach Begleitung. Gerade bei Titeln mit realistischen oder bedrückenden Szenen, wie etwa „Akim rennt“ oder „Bestimmt wird alles gut“, ist ein Gespräch danach Teil der Lektüre.
Das Ziel ist dabei nie moralische Belehrung, sondern das Ermöglichen von Perspektivwechsel. Die Geschichten machen Flucht nicht zu einer Heldengeschichte, sondern zu einem menschlichen Schicksal. Und sie machen deutlich: hinter jeder Statistik steht ein Gesicht, ein Name, ein Leben.
Mehr als nur Vorlesen
Der Internationale Kinderbuchtag ist deshalb auch ein Anlass, über die Kraft des Lesens nachzudenken. Kinderbücher können Türen öffnen – zu anderen Kulturen, anderen Biografien, aber auch zu sich selbst. Die hier empfohlenen Bücher zeigen eindrucksvoll, wie Literatur schon früh Empathie fördern kann.
Wer also in diesen Tagen ein Buch verschenkt oder gemeinsam liest, schenkt mehr als eine Geschichte. Er oder sie schenkt Aufmerksamkeit – und damit vielleicht ein Stück Hoffnung.
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Karibu Verlag und Plan International Deutschland: Ein gemeinsames Buchprojekt zur kulturellen Vielfalt
UNO-Flüchtlingshilfe empfiehlt: Geschichten über Flucht zum Vorlesetag 2024
UNESCO und IBBY sammeln Werke in indigenen Sprachen
Aktion „Ich schenk dir eine Geschichte“: Leseförderung zum UNESCO-Welttag des Buches
Schriftstellerin Fatma Aydemir will den Begriff Integration "entsorgen"
"Druckfrisch" mit Denis Scheck: Feministisches Schreiben und das Seelenleben von Arbeitsmigranten
NDR Sachbuchpreis 2020: Das sind die drei Finalisten
Künstler Ai Weiwei fordert mehr Mitgefühl für Flüchtende
Regula Venske: Leseförderung ist notwendig in einer Demokratie!
Weihnachtliche Therapiestunden
Aktuelles
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
»Gnade Gott dem untergeordneten Organ« – Tucholskys kleine Anatomie der Macht
Ein Haus für Helene

Claudia Dvoracek-Iby: mein Gott
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
