"The Book: On the Taboo Against Knowing Who You Are" von Alan Watts – Eine Reise zum wahren Selbst

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Alan Watts war ein Meister darin, die großen Fragen des Lebens auf eine Art und Weise zu stellen, die nicht nur Philosophen, sondern auch neugierige Leser in ihren Bann zieht. The Book: On the Taboo Against Knowing Who You Are ist eine Reflexion über die Illusion des getrennten Selbst und die tiefere Realität unserer Verbundenheit mit dem Universum. Watts verbindet darin westliche Wissenschaft mit östlicher Spiritualität und zeigt, dass unser Gefühl der Trennung von der Welt eine Art kulturelle Hypnose ist – eine Illusion, die unsere Lebensweise prägt.

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Der zentrale Gedanke: Das große Missverständnis über das Selbst

Watts stellt eine provokante These auf: Die Vorstellung, dass wir unabhängige Individuen sind, in sich abgeschlossene Egos, die in ihren Körpern eingesperrt sind und sich von einer „äußeren“ Welt getrennt fühlen, ist eine Illusion. Diese Illusion, so Watts, ist nicht nur die Wurzel unserer existenziellen Ängste, sondern auch eine der Hauptursachen für die Disharmonie zwischen Mensch und Natur.

Watts argumentiert, dass diese falsche Vorstellung tief in unserer Sprache, unserer Religion und unserem wissenschaftlichen Weltbild verwurzelt ist. Er zeigt, dass viele unserer Grundannahmen – etwa die Idee, dass der Mensch die Natur „erobern“ oder „kontrollieren“ müsse – auf diesem illusionären Selbstbild basieren. Dabei ist die Realität eine ganz andere: Wir sind nicht separate Wesen, die in die Welt geworfen wurden. Wir sind Ausdruck der Welt, so wie eine Welle ein Ausdruck des Ozeans ist.

Das Buch fordert den Leser dazu auf, sich von der Vorstellung eines isolierten Selbst zu lösen und sich stattdessen als untrennbaren Teil des Ganzen zu begreifen. Watts argumentiert, dass wir uns selbst nicht als getrennte „Ichs“ verstehen sollten, sondern als fortlaufenden Prozess innerhalb eines universellen Musters. Dieser Gedanke zieht sich durch das gesamte Buch und wird immer wieder aus neuen Blickwinkeln beleuchtet.

Poetische Philosophie mit Tiefgang

Watts' Schreibstil ist zugleich philosophisch tiefgründig und spielerisch leicht. Er spricht mit einer Mischung aus Intellekt und Humor, die das Lesen zu einer fast meditativen Erfahrung macht. Die Kapitel sind so strukturiert, dass sie den Leser in einem stetigen Fluss von Einsicht zu Einsicht führen:

  • Kapitel 1: Inside Information – Watts beginnt mit einer Einführung in die „geheime Wahrheit“, die die westliche Kultur ausblendet. Er kritisiert, dass wir von klein auf gelehrt werden, uns als getrennte Wesen zu sehen, anstatt als Teil des großen Ganzen.

  • Kapitel 2: The Game of Black-and-White – Hier zeigt er auf, wie unser Denken in Dualismen (Gut und Böse, Ich und Nicht-Ich) unsere Sicht auf die Realität verzerrt. Er legt dar, dass diese Gegensätze eine künstliche Erfindung sind, die uns daran hindert, die Welt in ihrer wahren Einheit zu sehen.

  • Kapitel 3: How To Be a Genuine Fake – Watts beschreibt die gesellschaftlichen Masken, die wir tragen, um den Erwartungen der Gesellschaft zu entsprechen. Wir erschaffen uns eine soziale Identität, die oft wenig mit unserer wahren Natur zu tun hat.

  • Kapitel 4: The World Is Your Body – Hier präsentiert Watts einen radikalen Perspektivenwechsel: Nicht nur unser Körper, sondern die gesamte Welt ist ein verlängerter Ausdruck unseres Wesens. Er fordert uns auf, unser „Ich“ nicht auf unseren physischen Körper zu beschränken, sondern das gesamte Universum als unser erweitertes Selbst zu erkennen.

  • Kapitel 5: So What? – Watts spielt mit der Frage nach dem Sinn des Lebens und zeigt, dass es keine äußere Bedeutung braucht, um eine tiefe Erfahrung des Seins zu haben. Die Idee, dass das Leben eine Art „Spiel“ oder „Tanz“ ist, durchzieht dieses Kapitel.

  • Kapitel 6: IT – Das große Finale, in dem er die Vorstellung eines universellen „IT“ beschreibt – die Einheit aller Dinge. Er argumentiert, dass wir uns letztlich nicht als separate Entitäten, sondern als Manifestationen des großen, unteilbaren Ganzen begreifen sollten.

Wissenschaft und Mystik: Eine faszinierende Verbindung

Ein bemerkenswerter Aspekt von The Book ist Watts’ Fähigkeit, wissenschaftliche Erkenntnisse mit spirituellen Wahrheiten zu verknüpfen. Er verweist auf moderne Erkenntnisse der Quantenphysik, die die Idee einer klaren Trennung zwischen Beobachter und beobachtetem Objekt infrage stellen. Ebenso zieht er Parallelen zum östlichen Denken, insbesondere zum Taoismus und Buddhismus, die die Illusion des getrennten Selbst schon seit Jahrhunderten thematisieren.

Watts argumentiert, dass unser rationales Verständnis der Welt nur ein Modell ist, das uns helfen kann, aber niemals die volle Wahrheit erfassen wird. In einem besonders eindrucksvollen Abschnitt beschreibt er das Verhältnis zwischen dem Individuum und dem Universum mit einem Ozean-Metapher: Eine Welle mag sich als eigenständig empfinden, aber sie ist untrennbar mit dem Ozean verbunden – genau wie wir mit dem gesamten Universum.

Herausforderung für rationales Denken

Obwohl Watts ein großartiger Erzähler ist, kann sein Stil für rationalistisch geprägte Leser herausfordernd sein. Manche seiner Aussagen klingen fast zu poetisch oder mystisch, um sofort logisch erfasst zu werden. Sein Buch erfordert keine blinde Akzeptanz, sondern die Bereitschaft, etablierte Denkmuster infrage zu stellen.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass er die westliche Wissenschaft manchmal etwas zu sehr als „fehlgeleitet“ darstellt. In Wirklichkeit gibt es viele Wissenschaftler, die seine Sichtweisen teilen und weiter erforschen – insbesondere in der Quantenphysik und der Neurobiologie.

Ein Buch, das den Geist öffnet

The Book: On the Taboo Against Knowing Who You Are ist eine tiefgehende, humorvolle und augenöffnende Lektüre, die dazu einlädt, sich von alten Identitätskonzepten zu lösen. Es ist kein Selbsthilfebuch im klassischen Sinne, sondern ein Werk, das unsere tiefsten Annahmen über uns selbst und das Universum auf den Kopf stellt.

Für wen ist das Buch geeignet?

✔ Leser, die sich für Philosophie, Spiritualität und Selbsterkenntnis interessieren.

✔ Menschen, die sich mit Themen wie Meditation, Bewusstsein und der Natur des Egos beschäftigen.

✔ Alle, die das Gefühl haben, dass „mehr“ hinter dem Leben steckt als das, was uns gelehrt wurde.

Alan Watts gelingt es, eine der wichtigsten Wahrheiten des Lebens mit einer Leichtigkeit zu vermitteln, die sowohl tiefgründig als auch unterhaltsam ist. Wer bereit ist, sein Verständnis von sich selbst herauszufordern, wird in diesem Buch eine unvergessliche Reise antreten.

Über den Autor: Alan Watts

Alan Watts (1915–1973) war ein britischer Philosoph, Redner und Autor, der als eine der wichtigsten Stimmen für die Verbreitung östlicher Philosophie im Westen gilt. Er studierte Theologie und beschäftigte sich intensiv mit Zen-Buddhismus, Taoismus und Vedanta-Hinduismus. Seine Bücher und Vorträge sind bekannt für ihre Fähigkeit, komplexe spirituelle Konzepte verständlich und unterhaltsam zu vermitteln. Watts betrachtete das Leben als ein Spiel, das weder einen endgültigen Zweck noch eine vorgegebene Richtung hat, sondern als ein ständiges Fließen von Erfahrungen. Sein Einfluss reicht bis heute in Bereiche wie Achtsamkeit, Meditation und moderne Philosophie hinein. The Book: On the Taboo Against Knowing Who You Are ist eines seiner bedeutendsten Werke, in dem er auf brillante Weise das Konzept des Egos und der Illusion des getrennten Selbst dekonstruiert.


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