Herzlichen Glückwunsch zum internationalen Frauentag, meine Damen! Wenigstens einmal im Jahr dürfen wir uns gratulieren lassen. Zum Frausein, zur Ausdauer, zur Widersprüchlichkeit. Zum Jonglieren von Karrieren und Care-Arbeit, zum Navigieren zwischen Selbstverwirklichung und Erwartungshaltungen. Zum Schweigen, wenn es von uns verlangt wird, und zum Sprechen, wenn es niemand hören will. Heute ist unser Tag. Und weil ein Tag im Jahr für all das nicht reicht, lasst ihn laut werden.
Wir sind viele. Und wir sind alles.
Wir sind Karrierefrauen, die sich an der gläsernen Decke die Köpfe blutig stoßen, und Seelentrösterinnen, die das zerbrechliche Gleichgewicht von Familie, Job und Gesellschaft auf ihren Schultern tragen. Wir sind Rabenmütter, die für sich selbst sorgen, und Mütter, die drei Schichten arbeiten – die eine im Job, die zweite zu Hause, die dritte in ihren Gedanken, die nie zur Ruhe kommen. Wir sind Fiebertraumbekämpferinnen, die mit einer Hand ein Kind trösten und mit der anderen eine Mail tippen.
Wir sind Zweiflerinnen, weil uns beigebracht wurde, unsere Stimme nur vorsichtig zu erheben, und Wahrheitverfechterinnen, weil wir es trotzdem tun. Wir sind Heuchlerinnen, weil es manchmal leichter ist zu lächeln als zu kämpfen, und Lügnerinnen, weil wir gelernt haben, dass Ehrlichkeit nicht immer belohnt wird. Aber wir sind auch Kriegerinnen für Gerechtigkeit – ob wir nun demonstrieren oder einfach jeden Tag neu beweisen, dass wir unser Leben selbst bestimmen.
Wir sind 50 % der Menschheit und genauso schuldig, böse, liebevoll, ergeben und fleißig wie die lieben Männer.
Wir haben viel erreicht. Doch für die, die nach uns kommen: Gerechtigkeit muss verteidigt und erhalten werden.
Und doch gibt es jedes Jahr Rabattcodes für Lippenstifte, Gratisschnittchen in der Kantine und höfliches Schulterklopfen. Wir brauchen keine Rosen als Symbol für Anerkennung, sondern echte Reformen: gleichen Lohn für gleiche Arbeit, eine faire Verteilung der Care-Arbeit, sichere Körper und Entscheidungsfreiheit über unser Leben.
Gleichberechtigung ist keine Nettigkeit, sie ist ein Grundrecht.
Wir nehmen uns, was uns zusteht.
Frauen müssen nicht mehr um Erlaubnis bitten. Wir sind nicht nur Mütter, nicht nur Ehefrauen, nicht nur Arbeitskräfte. Wir sind nicht "nur" irgendwas. Wir sind Menschen mit allen Rechten, die dazu gehören. Und wenn es die Strukturen nicht freiwillig hergeben, dann nehmen wir sie uns.
Jeder Tag ist unser Tag. Aber heute besonders.
Solidarität. Wut. Hoffnung. Fortschritt.
Und von mir aus kann es auch einen echten internationalen Männertag geben. :) Ebenfalls lesenswert ist Die Erschöpfung der Frauen" von Franziska Schutzbach. Dieses Buch zeigt auf, warum Frauen oft mehr leisten als männliche Kollegen, wie unsichtbare Arbeit sie an ihre Grenzen bringt und warum es höchste Zeit ist, diese strukturellen Ungleichheiten zu beseitigen. Es ist eine eindringliche Analyse der gesellschaftlichen Erwartungen an Frauen und ein Aufruf zum Wandel. Schutzbach beleuchtet, wie tiefverwurzelte Geschlechterrollen Frauen in eine Spirale der Überlastung treiben und warum die Gesellschaft es als selbstverständlich betrachtet, dass Frauen in vielerlei Hinsicht unermüdlich zur Verfügung stehen. Das Buch bietet nicht nur kritische Reflexionen, sondern auch Perspektiven für eine gerechtere Zukunft – eine Zukunft, in der Frauen nicht länger an ihren eigenen Grenzen zerschellen, sondern ihre Kraft für sich selbst und ihre Visionen nutzen können.
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