Volker Schlöndorff verfilmt Jenny Erpenbecks "Heimsuchung"

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Der renommierte Regisseur Volker Schlöndorff plant, Jenny Erpenbecks Roman Heimsuchung zu verfilmen. Bekannt für seine Adaptionen anspruchsvoller Literatur, darunter Die Blechtrommel, kehrt Schlöndorff damit zu einem historischen Stoff zurück, der deutsche Geschichte durch ein einzelnes Haus in Brandenburg reflektiert.

Volker Schlöndorff Volker Schlöndorff Von Foto: © JCS, CC BY 3.0

Drehort Babelsberg

Das Filmprojekt führt Schlöndorff nicht nur in die literarische Vergangenheit, sondern auch an einen früheren Wirkungsort: die Studios Babelsberg. Dort war er von 1992 bis 1997 als Geschäftsführer tätig. Die Innenaufnahmen sollen in den Studios entstehen, während außen in der umliegenden Region gedreht wird. Diese räumliche Konzentration entspricht dem erzählerischen Ansatz des Romans, der sich auf die wechselnden Bewohner eines Hauses und deren Schicksale im 20. Jahrhundert konzentriert.

Hochkarätige Besetzung und Drehbuch

Mit Lars Eidinger, Martina Gedeck und Ulrich Matthes sind namhafte Schauspieler für das Projekt verpflichtet. Besonders Eidinger, der für seine komplexen, ambivalenten Rollen bekannt ist, könnte gut zur dichten, distanzierten Erzählweise Erpenbecks passen. Angesichts der stilistisch verdichteten, poetischen Sprache des Romans dürfte die filmische Umsetzung eine besondere Herausforderung darstellen.

Der Roman: Geschichte im Spiegel eines Hauses

Erpenbecks Heimsuchung, erschienen 2008, schildert in fragmentarischer Form die Geschichte eines Hauses in Brandenburg, das im Laufe der Jahrzehnte wechselnde Bewohner hat: von jüdischen Besitzern über NS-Siedler, DDR-Funktionäre bis zu westdeutschen Erben nach der Wende. Flucht, Enteignung und das Verhältnis von Mensch und Besitz stehen im Zentrum der Erzählung. Die nicht-lineare Struktur des Romans wird in der filmischen Umsetzung eine besondere Herausforderung darstellen.

Herausforderungen: Finanzierung und filmische Umsetzung

Ab August soll der Dreh starten, vorbehaltlich der geklärten Finanzierung.

Eine weitere offene Frage betrifft die Umsetzung des fragmentarischen Erzählstils. Wird Schlöndorff der Struktur des Romans treu bleiben oder eine konventionellere Dramaturgie wählen? Auch die visuelle Umsetzung der poetischen Sprache Erpenbecks ist ein entscheidender Aspekt.

Spannend:

Mit der Verfilmung von Heimsuchung könnte eine der bedeutendsten deutschen Literaturadaptionen der letzten Jahre entstehen. Schlöndorff bringt Erfahrung mit historischen Stoffen mit, und die Besetzung verspricht eine tiefgehende Interpretation. Entscheidend wird sein, ob Finanzierung und Drehplan eingehalten werden können und wie sich die anspruchsvolle literarische Vorlage in filmische Bilder übersetzen lässt.

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