„Light and Splendour: Edelmetall als Medium ritueller und sozialer Interaktion in der Spätantike“

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LIGHT AND SPLENDOUR Edelmetall als Medium ritueller und sozialer Interaktion in der Spätantike LIGHT AND SPLENDOUR Edelmetall als Medium ritueller und sozialer Interaktion in der Spätantike LIBRUM Publishers & Editors LLC

Gold und Silber haben seit jeher eine besondere Rolle in menschlichen Gesellschaften gespielt. Ob als Zahlungsmittel, rituelles Objekt oder als Machtsymbol – Edelmetalle waren in vielen Kulturen essenziell. In der Spätantike gewann ihre symbolische Bedeutung zusätzlich an Tiefe, da sie zunehmend als Ausdruck politischer, religiöser und sozialer Macht genutzt wurden.

Das von Martin A. Guggisberg und Annemarie Kaufmann-Heinimann herausgegebene Werk „Light and Splendour“ untersucht genau diesen Aspekt. Die Beiträge in diesem Band beleuchten, wie Edelmetall in der Spätantike als Medium sozialer Interaktion und ritueller Symbolik diente. Die Grundlage für das Buch bildet eine Tagung, die 2010 in Basel stattfand und internationale Experten aus Archäologie, Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaft versammelte.

Doch wie gelingt es den Autoren, diese spannende Thematik für Leser zugänglich zu machen? Ist das Buch ein reines Fachwerk oder auch für interessierte Laien geeignet?

Die Rolle von Edelmetall in Gesellschaft und Ritualen

Das Buch ist in mehrere thematische Abschnitte gegliedert, die verschiedene Perspektiven auf Edelmetallfunde und deren Bedeutung für die Gesellschaft bieten. Dabei setzen sich die Beiträge mit folgenden Hauptthemen auseinander:

1. Edelmetall als Machtsymbol in der Spätantike

Goldene Schmuckstücke, Silbergeschirr und Münzen wurden nicht nur als Luxusgegenstände genutzt, sondern waren auch politisch bedeutsam. Einige Artikel untersuchen, wie römische Kaiser Edelmetall als Mittel zur Inszenierung ihrer Macht einsetzten und welche Rolle kostbare Geschenke in diplomatischen Beziehungen spielten.

2. Archäologische Funde und ihre Interpretation

Mehrere Beiträge widmen sich bedeutenden Hortfunden aus der Spätantike und diskutieren, welche Schlüsse sich aus ihnen über Wirtschaft, Handel und religiöse Praktiken ziehen lassen. Die Autoren präsentieren beeindruckende Fundstücke, die in römischen Villen, Tempeln oder Gräbern entdeckt wurden.

3. Edelmetall in rituellen Kontexten

Besonders spannend sind die Analysen der rituellen Nutzung von Gold und Silber. Hierbei geht es um die Frage, wie sakrale Gegenstände in Tempeln und Kirchen eingesetzt wurden und welche spirituelle Bedeutung ihnen zugeschrieben wurde. In diesem Abschnitt wird deutlich, dass Edelmetall nicht nur weltlichen Herrschern vorbehalten war, sondern auch in religiösen Zeremonien eine zentrale Rolle spielte.

4. Soziale und kulturelle Bedeutung von Edelmetall

Ein weiterer Schwerpunkt liegt auf dem sozialen Aspekt von Edelmetall. Schmuck und Prunkgegenstände dienten nicht nur als Statussymbole, sondern auch als Zeichen sozialer Zugehörigkeit. Ein Kapitel beleuchtet, wie bestimmte Gruppen – etwa die römische Oberschicht oder hohe kirchliche Würdenträger – Edelmetall nutzten, um ihre Stellung zu manifestieren.

Wissenschaftlich, aber zugänglich

Da das Buch auf einer Fachtagung basiert, ist es naturgemäß akademisch geprägt. Die Beiträge sind fundiert, mit zahlreichen Quellen belegt und enthalten detaillierte Analysen. Dennoch haben die Herausgeber darauf geachtet, die Sprache nicht unnötig kompliziert zu gestalten.

Besonders gelungen ist die Einbindung zahlreicher Abbildungen und Tafeln, die die beschriebenen Fundstücke visualisieren und dem Leser helfen, sich die Objekte besser vorzustellen. Dies macht die Lektüre besonders wertvoll für Kunsthistoriker und Archäologen.

Einige Kapitel sind allerdings eher für Fachpublikum geeignet. Leser ohne Vorwissen über die Spätantike könnten sich bei bestimmten Detailanalysen schwer tun. Wer sich jedoch für Geschichte, Archäologie oder Kunstgeschichte interessiert, wird mit diesem Buch eine Fülle neuer Erkenntnisse gewinnen.

Besondere Stärken und Schwächen

Stärken:

✔ Hochwertige wissenschaftliche Beiträge mit internationaler Expertise
✔ Umfangreiche Analyse der verschiedenen Aspekte von Edelmetallen in der Spätantike
✔ Zahlreiche Abbildungen und Tafeln zur besseren Veranschaulichung
✔ Interdisziplinäre Perspektiven aus Archäologie, Kunstgeschichte und Geschichtswissenschaft

Schwächen:

✖ Einige Artikel setzen ein tiefgehendes Fachwissen voraus
✖ Regionale Unterschiede innerhalb des Römischen Reiches hätten noch stärker herausgearbeitet werden können
✖ Der akademische Stil könnte für Nicht-Fachleute mitunter herausfordernd sein

Ein unverzichtbares Werk für Fachleute und Geschichtsinteressierte

„Light and Splendour“ ist ein bedeutendes Fachbuch für alle, die sich intensiv mit der Spätantike und der Rolle von Edelmetallen in dieser Zeit beschäftigen möchten. Es liefert tiefgehende Einblicke in die soziale, kulturelle und rituelle Bedeutung von Gold und Silber, verknüpft kunsthistorische mit archäologischen Erkenntnissen und bietet eine Vielzahl an fundierten Analysen.

Für Fachleute aus den Bereichen Archäologie, Geschichte und Kunstgeschichte ist dieses Buch ein Muss. Wer sich als interessierter Laie für die Spätantike und die Rolle von Edelmetallen fasziniert, wird in einigen Kapiteln wertvolle Erkenntnisse finden – sollte aber bereit sein, sich auf ein wissenschaftliches Niveau einzulassen.

Über die Herausgeber: Martin A. Guggisberg & Annemarie Kaufmann-Heinimann

Martin A. Guggisberg ist Professor für Klassische Archäologie an der Universität Basel und hat sich auf spätantike und römische Kunst spezialisiert. Sein Forschungsschwerpunkt liegt in der Analyse antiker Artefakte und ihrer sozialen Bedeutung.

Annemarie Kaufmann-Heinimann ist eine renommierte Archäologin mit besonderem Fokus auf römische Kunst und Kulturgeschichte. Sie hat zahlreiche Publikationen zur Spätantike veröffentlicht und war an mehreren großen archäologischen Forschungsprojekten beteiligt.

Beide Herausgeber sind international anerkannte Experten auf ihrem Gebiet und haben mit „Light and Splendour“ ein Werk geschaffen, das nicht nur eine wichtige wissenschaftliche Lücke schließt, sondern auch neue Perspektiven auf die Bedeutung von Edelmetallen in der Spätantike eröffnet.


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