Samuel Reiners: Bahnhofskönig

Vorlesen
lesering

Tag ein Tag aus

sitzt er allein

am Bahnhof hier

in seim Zuhaus’.

Fast noch Nacht,

die Uhr zeigt halb vier.

Die Menschen?

Alle laufen sie vorbei

und man hört

besoffenes Geschrei;

Entfernten Sirenenhall,

dann Glas laut schellen,

eine Flasche kommt zu Fall.

Und draußen?

Die Hunde bellen.


Zu viel Müll passt in den Eimer nicht.

Reste von Essen, Blüten von Rosen

verzieren wie Blut den Fliesenboden.

Gestank strömt herüber, faulig dicht.


Doch er, bemerkt das alles kaum

denn der, ein König ist

in seinem Traum.

Auf den grünen Wiesen

wo Vögel singen,

wehen Frühlingsbriesen.

Ein schmaler Pfad

führt den Hügel hinauf,

hinter Bäumen versteckt;

Im Duft von vielen Blumenarten

da ist sein Reich,

mit Haus und einem bunten Garten.

Einzig er hat Zutritt,

aber stören tuts ihn wenig.


Auf der Wiese, er liegt so dar

in jenem Moment

die Sonne warm, der Himmel klar.


Die Leute aber stolpern über ihn,

doch bemerken sie ihn dennoch nie.

Der Alltag nicht allzu heiter,

ohne zweiten Blick,

auch ich laufe einfach weiter.


So bleibt das Geheimnis verborgen,

es gehört nur ihm

an diesem Morgen.

Gefällt mir
0
 

Weitere Freie Texte

Freie Texte Freie Texte lesering
Freie Texte

Gabriele Ejupi: Die Last

Gabriele Ejupi

Der Schnee lastet schwer auf den Zweigen. Sie senken sich unter dem Druck, geben nach, verlieren ihren Widerstand. So lastet auch die Bürde des Lebens auf unseren Schultern, und auch wir geben nach, gehen nicht mehr so aufrecht wie einst. Wir versuchen, einiges abzuschütteln, die Last zu vermindern, sie in eine weit entfernte Ecke zu schieben. War es wirklich wichtig? Nicht alles verdient es, bis ans Ende unserer Tage getragen zu werden. Erinnerungen verblassen, und mit ihnen wird die Last ...
Freie Texte Freie Texte lesering
Freie Texte

Martin Neuhold:Lautlos

Martin Neuhold

Andere zerbrechen laut, und die Welt hält inne, reicht Hände, flüstert Trost. Ich zerbreche nach innen, schichtweise, lautlos, wie Holz, das von innen fault, bis nur noch die Hülle bleibt – aufrecht, unauffällig, brauchbar. Manchmal wünsche ich mir, zu schreien, zu explodieren, sichtbar zu sein im Splittern und Bersten. Aber ich bleibe still, wie immer, und funktioniere weiter, während mein Herz im Verborgenen zu Staub zerfällt.
lesering
Freie Texte

Jaroslawa Baijew: Eine Kurzgeschichte

Jaroslawa Baijew

Es war einmal ein kleines Pferd namens Niko, das in einem sonnigen, bunten Dorf am Rande eines Waldes lebte. Niko war kein gewöhnliches Pferd – er hatte eine besondere Vorliebe für Badelatschen! Während die anderen Pferde Stiefel oder Hufeisen trugen, lief Niko fröhlich in seinen bequemen, bunten Badelatschen durch das Dorf. Eines schönen Morgens, als die Vögel fröhlich zwitscherten und die Blumen in allen Farben blühten, beschloss Niko, ein Abenteuer zu erleben. „Ich werde heute etwas Neues ...

Aktuelles

Jakob Hein :Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste Jakob Hein :Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste ist eine kluge, pointierte Satire mit geschichtlichem Bezug. Hein nimmt sich die Absurditäten der DDR und der BRD gleichermaßen vor und schafft es, ein urkomisches, aber dennoch plausibles Szenario zu entwerfen. Ein Buch für alle, die sich für deutsche Zeitgeschichte interessieren, aber lieber lachen als verzweifeln wollen. Galiani Berlin
Buchvorstellung

Wie Grischa mit einer verwegenen Idee beinahe den Weltfrieden auslöste

Benedict Pappelbaum