Vor ihr auf dem Spiegel war etwas, das schwer zu verstehen war: ein strangulierter Pinsel, ein geheimnisvolles Bild.
Ein Spiegel, der alles zeigt, nur nicht das Wichtigste: ihren schwindenden Glauben. ....
Lange Zeit glaubte sie, das Glas Orangensaft, das sie vor sich auf den Tisch stellte und betrachtete, würde ihrem Momente der Ruhe schenken und sie einen Teil ihrer Sorgen vergessen lassen. Sie hat die Zahl der Gläser erhöht und die Zahl der Löffel Zucker verringert, und sie hat den bitteren Geschmack der Orangen durch Momente der Ruhe ersetzt.
Sie glaubte fest daran, dass sich das Schicksal erst am Ende des Weges zeigt, um alles zu zerstören, was man von Anfang an aufgebaut hat, und um alle Hoffnungen aufzusaugen, an die man sich bis zum letzten Atemzug geklammert hat.
Sie glaubte auch, dass die größte Sünde, die man begehen kann, darin besteht, den Weg zum Erfolg zu ebnen, ohne das Scheitern vorherzusehen, oder mitten auf der Straße eine Kurve zu nehmen... Sie war sich dessen bewusst, auch wenn sie das Gegenteil zu glauben schien.
Hinter ihr an der Wand hing ein Gemälde, das einen unglücklichen Jungen darstellte, und an der gegenüberliegenden Wand hing ein langer Spiegel.
An der gegenüberliegenden Wand hing ein langer Spiegel, der ihre unglücklichen Züge widerspiegelte.
Auf dem Tisch lagen einige Bilder verstreut um und vor dem Saftglas.
Ein Gedichtband, ein wenig abgenutzt, weil er mit den Fingern durch die Seiten geblättert und die Verse mit den Augen weggewischt hatte.
Ein Gedichtband, in dem sie darauf achtet, eine Blume zwischen die beiden Seiten zu stecken, die sie gerade zu Ende gelesen hat. .....
Sie betrachtet die Blume mit sehnsuchtsvollem Blick, der eine gewisse Traurigkeit in ihren Augen verrät, als sie ihr Spiegelbild in dem vor ihr hängenden Spiegel betrachtet.
Wie eine Kartenlegerin breitet sie Fotos von Männern auf ihrem Tisch aus, die in Reihen angeordnet sind, und versucht, die beste Reihenfolge zu finden, um die Gedächtnisstreifen abzuschließen.
Versucht sie, das, was in ihrem Gedächtnis geblieben ist, loszuwerden, oder versucht sie, die Momente, die ihr Gedächtnis geprägt haben, noch einmal zu erleben?
Plötzlich berührt ihre Hand den Saft-Becher, der auf dem Tisch umgefallen ist und alle Fotos beschmutzt hat.
Sie hob den Kopf und blickte in den Spiegel, der vor ihr hing. Sie betrachtete ihr Spiegelbild mit einem ironischen Lächeln, das ihr die Maske vom Gesicht riss, die sie so lange getragen hatte.
Sie dachte nur noch an eines: Täuschung um Täuschung. Lüge um Lüge um Lüge, um Beute um Beute zu fangen. Ihr Gedächtnis bewahrte nur die Wunden derer, die sie betrogen hatte, ihre Trauer und ein wenig von ihrem Schmerz...
Zahra = "Blume in Arabisch" ist der Name der Frau, die vor dem Spiegel sitzt...
Eine Blume auch zwischen den Seiten eines Buches, das darauf wartet, gelesen zu werden...
und die Blume des Alters, die sich in jedem Augenblick verliert und auf eine andere verlorene Beute wartet...
Von "Unendliche Leere Kreise“, Kurzgeschichten geschrieben von Hassan YARTI.
Zurzeit haben wir zusammen übersetzt & für die Publikation vorbereitet.
Über den Autor:
Hassan Yarti ist ein marokkanischer Schriftsteller, der in Barcelona, Spanien, lebt. Er ist Mitglied der Union arabischer Schriftsteller sowie der Arab Elite Union für Poesie und Literatur. Als Präsident der Al-Nabras Association for Culture and Arts engagiert er sich aktiv in der Förderung kultureller Projekte und ist zudem Gründer der Barcelona Literary Magazine, einer renommierten literarischen Publikation.
Yartis Werke sind in zahlreichen internationalen Magazinen und Zeitungen veröffentlicht worden, darunter Al-Kalima(London), ATUNIS (Belgien), Ciceroni (Kosovo), En la Más Médula (Mexiko), Poémame Magazine (Spanien), Tangier Literary Magazine (Marokko) sowie viele andere. Auch in namhaften Zeitungen wie Alessandria Today(Italien), Daily Global Nation (Bangladesch), News N Jeju (Südkorea), Al-Diwan (Ägypten) und verschiedenen marokkanischen Publikationen wie Risalat Al-Ummah, Al-Ittihad Al-Ichtiraki oder Bayan Al-Yawm fand seine Arbeit breite Anerkennung. Seine Gedichte und Kurzgeschichten haben internationale Leserschaften erreicht, von Kuwait über den Irak bis hin zu Syrien.
Hassan Yarti ist nicht nur ein produktiver Schriftsteller, sondern auch ein aktiver Kulturschaffender, der durch seine Veröffentlichungen, Lesungen und kulturellen Initiativen zur Vernetzung arabischer und internationaler Literaturszenen beiträgt. Sein Einfluss reicht weit über die Grenzen Marokkos hinaus und spiegelt die Vielfalt und Tiefe moderner arabischer Literatur wider.
Veröffentlichte Werke
Hassan Yarti hat sowohl Gedichtbände als auch Kurzgeschichten und Anthologien veröffentlicht. Zu seinen wichtigsten Veröffentlichungen zählen:
Kurzgeschichten
"Circles of Emptiness" (2024), erschienen im Al-Halabi Publishing House
"Kufiyya" (2024), herausgegeben von Al-Sarah for Printing and Publishing
"Spectres of the Passing" (2024), veröffentlicht von Al-Isra Publishing and Distribution
"Creative Short Stories" (2013), erschienen bei Ansar for Culture
"Creative Youth" (2012), herausgegeben von Moroccan Linguists and Creators
Gedichte
"Poems Against Atrocity"(2024), eine internationale Anthologie veröffentlicht von der Moroccan Creators' University
Kommende Werke
Neben seinen bisherigen Publikationen arbeitet Yarti an mehreren neuen Projekten, darunter ein Roman mit dem Titel "On the Griffin’s Back", verschiedene Kurzgeschichten wie"There Is No Place Left" und "Dreams Come True" (eine Gemeinschaftsarbeit) sowie ein Gedichtband mit dem Titel"Yarties". Darüber hinaus wird sein Theaterstück"The Madness of Sanity"bald veröffentlicht.
Die Übersetzerin
Souad Zakarani, geboren und aufgewachsen in Casablanca, Marokko, ist eine vielseitige Autorin, Übersetzerin und Lehrerin am Foreign Languages Institute in Casablanca. Schon früh entwickelte sie eine Leidenschaft für Literatur, fremde Sprachen und das Übersetzen. Ihr besonderes Interesse gilt der Lyrik und der Weitergabe kultureller Erzähltraditionen durch die Übersetzung von Märchen.
Veröffentlichungen und literarisches Engagement
Ihre Gedichte und Artikel sind in renommierten Anthologien und Zeitschriften erschienen. Besonders hervorzuheben sind ihre Beiträge in der Frankfurter Bibliothek, darunter die Veröffentlichungen von 2021 und 2025, sowie ihre Gedichte in den Anthologien "Regenbogeninsel" und "Whispers Across Languages". Mit "Die Braut von Anzar" trug sie zu dem Sammelband "Im Fadenkreuz der Archetypen: Märchen, Sex & Gender" bei, der auf großes Interesse stieß. Derzeit arbeitet sie an der Veröffentlichung einer Sammlung marokkanischer Märchen, die sie übersetzt und bearbeitet.
Beruf und kulturelle Brücken
In ihrer Tätigkeit als Lehrerin inspiriert Souad Zakarani junge Menschen, die Schönheit und Vielfalt von Sprachen zu entdecken. Gleichzeitig verbindet sie durch ihre literarische Arbeit kulturelle Traditionen mit modernen Perspektiven. Ihre Übersetzungen und Gedichte sind nicht nur Werke von hoher sprachlicher Präzision, sondern auch Brücken zwischen unterschiedlichen Kulturen und Erzählweisen.
Mit ihrer Arbeit bereichert sie sowohl die marokkanische als auch die internationale Literaturszene und gibt der reichen Erzähltradition ihrer Heimat eine neue, weltweite Resonanz.