20. Dezember 1812: Märchenwelt der Brüder Grimm „Es war einmal“: Der Beginn einer zeitlosen Märchenwelt – Die Veröffentlichung der Grimmschen Kinder- und Hausmärchen

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Wilhelm Grimm und Jacob Grimm, 1847 Wilhelm Grimm und Jacob Grimm, 1847 Von Hermann Biow - [1], Gemeinfrei-wikipedia

Am 20. Dezember 1812 öffnete sich eine Tür zu einer Welt voller Zauber, Wunder und uralter Weisheiten, als Jacob und Wilhelm Grimm die erste Ausgabe ihrer Kinder- und Hausmärchen“veröffentlichten. In dieser Sammlung, die sich wie ein schimmernder Teppich aus Geschichten über das Land und die Zeit spannt, vereinten die Brüder nicht nur Märchen, sondern die Träume und Ängste vieler Generationen.

Der Anfang: Ein Schatz aus Erzählungen

„Spieglein, Spieglein an der Wand, wer ist die Schönste im ganzen Land?“ – So hallen die Worte der Märchen in unseren Herzen wider, und doch war ihr Ursprung weit weniger glänzend. Die Brüder Grimm, getrieben von einem unermüdlichen Forschergeist, sammelten die Geschichten, wie ein Weber Fäden aufnimmt. Sie durchstreiften das Land, lauschten den Erzählungen einfacher Leute und bewahrten das, was in der mündlichen Tradition lebte: Märchen, Sagen und Legenden, die wie Kieselsteine den Weg durch die Wälder der Fantasie säumen.

Der erste Band ihrer Märchensammlung enthielt 86 Geschichten, darunter „Rotkäppchen“, „Hänsel und Gretel“ und „Dornröschen“. Diese Märchen, wie ein kostbares Gewebe, verbanden die einfachen Worte der Menschen mit der Kunstfertigkeit der Grimmschen Feder.

Die Märchen selbst: Dunkel und leuchtend zugleich

„Knusper, knusper, kneischen, wer knuspert an meinem Häuschen?“ – Die Geschichten, die in den „Kinder- und Hausmärchen“ ihren Platz fanden, waren keine reinen Unterhaltungserzählungen. Vielmehr schimmerten sie zwischen Licht und Schatten, zwischen der Sanftheit kindlicher Träume und der Dunkelheit uralter Ängste. Hänsel und Gretelfürchten sich im tiefen Wald, während Aschenputtel mit Tauben spricht und das Böse schließlich mit einem goldenen Schuh besiegt.

Doch nicht alles war glanzvoll. Die ersten Leser dieser Sammlung rangen mit der oft rauen und düsteren Natur der Geschichten. Gewalt und Gefahr waren nicht geschönt, und viele empfanden die Texte als zu unheimlich für Kinder. Dennoch: Gerade diese Elemente spiegelten die rauen, ungeschminkten Wahrheiten des Lebens wider, die in den Märchen oft in goldene Gleichnisse gewoben werden.

Die Brüder als Hüter des Volksguts

Jacob und Wilhelm Grimm sahen sich weniger als Autoren denn als Bewahrer einer verschwindenden Welt. Ihre Märchen sammelten sie aus tiefem Respekt vor der Kultur, die in den Geschichten schlummerte. Es waren nicht ihre eigenen Erfindungen, sondern Erzählungen, die von Generation zu Generation weitergegeben wurden, Geschichten, die am Feuer geboren und unter Sternenhimmeln erzählt wurden.

„Ach, Großmutter, was hast du für große Ohren!“ – Diese Worte, wie viele andere, lebten in den Geschichten der Brüder Grimm weiter und überdauerten Zeit und Raum. Sie sammelten die Stimmen der Menschen und machten sie unsterblich.

Ein Erbe für alle Zeiten

Mit den „Kinder- und Hausmärchen“ schufen die Brüder Grimm nicht nur ein literarisches Werk, sondern ein Kulturgut, das Jahrhunderte überdauern sollte. Ihre Sammlung wurde in über 160 Sprachen übersetzt, und die Geschichten fanden ihren Weg in Bücher, Filme und Theaterstücke. 2005 wurden sie von der UNESCO zum Weltdokumentenerbe erklärt.

„Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute“ – dieser Satz, der wie ein Echo in den Märchen klingt, könnte auch über dem Werk der Brüder Grimm stehen. Ihre Geschichten leben weiter, in den Herzen und Gedanken der Menschen, die sie lesen, erzählen und lieben.

So erinnert uns der 20. Dezember 1812 daran, dass ein Märchen nicht nur eine Geschichte ist, sondern eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart, zwischen Traum und Wirklichkeit. Und wer die Märchen liest, der findet – wie Rotkäppchen – seinen Weg durch den dunklen Wald, geleitet vom Licht der Worte.

Die Brüder Grimm: Bewahrer der Märchen und Meister der Sprache

Jacob (1785–1863) und Wilhelm Grimm (1786–1859) zählen zu den bedeutendsten Persönlichkeiten der deutschen Kulturgeschichte. Geboren in Hanau, wuchsen sie in wirtschaftlich schwierigen Verhältnissen auf, nachdem ihr Vater früh verstorben war. Dennoch fanden sie Zugang zu Bildung und entwickelten an der Universität Marburg unter dem Einfluss von Friedrich Carl von Savigny ein besonderes Interesse an Sprache, Literatur und Volkskultur.

Die Märchensammler

Die Brüder Grimm wurden durch ihre „Kinder- und Hausmärchen“ weltberühmt. Die erste Ausgabe erschien 1812 und beinhaltete 86 Geschichten, darunter Klassiker wie „Rotkäppchen“ und „Hänsel und Gretel“. Sie sammelten die Märchen aus mündlichen Überlieferungen und literarischen Quellen, um die bedrohte Volkskultur zu bewahren. Die Grimms bearbeiteten die Geschichten stilistisch, ließen ihren Inhalt jedoch weitgehend unverändert, wodurch ein einzigartiges Werk zwischen volkstümlicher Authentizität und literarischem Feinsinn entstand.

Sprachwissenschaft und Wissenschaftler

Neben den Märchen waren die Brüder Grimm bedeutende Sprachwissenschaftler. Ihr „Deutsches Wörterbuch“, das sie 1838 begannen, gilt als Meilenstein der Germanistik. Jacob Grimm entwickelte zudem die Grimmsche Lautverschiebung, eine Theorie, die die Entwicklung der germanischen Sprachen beschreibt. Ihr Werk verband die Romantik mit wissenschaftlicher Präzision und trug wesentlich zur Entstehung der modernen Philologie bei.

Politischer Widerstand und persönliche Verbundenheit

Die Brüder Grimm waren nicht nur Forscher, sondern auch politische Akteure. 1837 protestierten sie mit den Göttinger Sieben gegen die Aufhebung der Verfassung in Hannover, was ihre Entlassung zur Folge hatte. Ihre enge persönliche Bindung blieb jedoch unerschütterlich. Jacob, der analytischere der beiden, und Wilhelm, der poetischere, arbeiteten ein Leben lang Hand in Hand.

Ihr Vermächtnis

Die Grimmschen Märchen wurden in über 160 Sprachen übersetzt und 2005 von der UNESCO in das Weltdokumentenerbe aufgenommen. Ihre sprachwissenschaftlichen Arbeiten sind bis heute Grundlagen der Germanistik. Die Brüder Grimm haben gezeigt, dass Sprache und Geschichten mehr sind als Worte – sie sind das Gedächtnis einer Kultur und eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart.


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