Heute am 29. November 2024 wird im Festsaal des Goethe-Nationalmuseums in Weimar die renommierten Literaturpreise der Deutschen Schillerstiftung verliehen. Der Schriftsteller Peter Wawerzinek, wohnhaft in Magdeburg, erhält die mit 10.000 Euro dotierte Ehrengabe der Stiftung. Die Jury lobt seine stark autobiografisch geprägten Werke, die „wild und unerschrocken“ persönliche Erfahrungen aufgreifen und dabei durch „virtuose Formsprache“ sowie berührende Zartheit überzeugen. Der 1954 in Rostock geborene Autor hat sich mit Werken wie Rabenliebe (2010), ausgezeichnet mit dem Ingeborg-Bachmann-Preis, und seinem Gedichtband Letzte Buchung (2023) als eine markante literarische Stimme etabliert.
Den mit 5.000 Euro dotierten Förderpreis der Anke Bennholdt-Thomsen-Stiftung erhielt die Thüringer Lyrikerin Romina Nikolić. Ihr Gedichtband Unterholz: Auszüge aus einem Langgedicht wurde von der Jury für seine „einfühlsame Sprache“ gewürdigt, die einen zeitlosen lyrischen Kosmos schafft und die Gegenwart vergessen lässt. Die 1985 in Suhl geborene Nikolić ist als Lyrikerin und Herausgeberin aktiv und engagiert sich intensiv für die Förderung junger Literatur in Thüringen.
Die feierliche Veranstaltung, begleitet von Lesungen der Preisträger, unterstrich die Bedeutung der Deutschen Schillerstiftung als älteste private Literaturförderinstitution Deutschlands. Seit ihrer Gründung 1859 in Weimar würdigt die Stiftung literarische Exzellenz und unterstützt Autorinnen und Autoren in verschiedenen Lebenslagen.
Peter Wawerzinek: Autobiografie und Werk
Peter Wawerzinek wurde 1954 in Rostock geboren und verarbeitete in seinen Büchern prägende Erlebnisse seines Lebens, darunter die Trennung von seinen Eltern und seine Kindheit in DDR-Kinderheimen. Diese biografischen Erfahrungen sind der rote Faden in seinem literarischen Schaffen.
Literarische Stationen
Sein literarischer Durchbruch gelang ihm mit dem Roman Rabenliebe (2010). In diesem Werk setzt er sich intensiv mit dem Thema Verlassenwerden auseinander und schildert die Suche nach seiner Mutter. Das Buch zeichnet sich durch seine poetische Sprache und eindringliche Erzählweise aus. Zu seinen weiteren bedeutenden Werken zählen:
Das Kind, das ich war (1994): Eine literarische Auseinandersetzung mit seiner Kindheit in der DDR.
Schluckspecht (2014): Ein autobiografischer Roman über seine Alkoholsucht und den Weg aus dieser Krise.
Letzte Buchung (2023): Sein erster Gedichtband, der eine neue Facette seines Schaffens zeigt und literarische Tiefe mit experimenteller Formsprache verbindet.
Wawerzineks Werke greifen häufig auf die Perspektive des Außenseiters zurück. Sie bieten einen tiefen Einblick in die Auseinandersetzung mit persönlichen Krisen, ohne dabei den gesellschaftlichen Kontext aus den Augen zu verlieren. Seine Heimat Mecklenburg-Vorpommern ist dabei ein wiederkehrendes Motiv.
Karriere und Auszeichnungen
Wawerzineks Weg zur Literatur war unkonventionell. Nach einer Lehre und einem abgebrochenen Kunststudium arbeitete er unter anderem als Totengräber und Briefträger, bevor er sich ganz dem Schreiben widmete. Neben Romanen und Gedichten verfasst er Hörspiele, Essays und Filme. Für sein Schaffen wurde er vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit:
Dem Ingeborg-Bachmann-Preis (2010) für Rabenliebe,
Stipendien der Villa Massimo (2019–2020),
verschiedenen Stadtschreiberposten, darunter in Magdeburg, Jena und Dresden.
Mit der Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung 2024 wird seine literarische Leistung erneut gewürdigt.
Romina Nikolić: Lyrik zwischen Zeitlosigkeit und Innovation
Die 1985 in Suhl geborene Lyrikerin Romina Nikolić erhielt den Förderpreis der Anke Bennholdt-Thomsen-Stiftung für ihren Gedichtband Unterholz: Auszüge aus einem Langgedicht. Ihre Gedichte zeichnen sich durch eine feinsinnige, reduzierte Sprache aus, die intime Themen mit universellen Motiven verbindet.
Nikolić engagiert sich zudem für die junge Literatur in Thüringen und hat sich sowohl als Lyrikerin als auch Herausgeberin etabliert. Die Jury hob ihre Fähigkeit hervor, durch ihre Sprache eine zeitlose lyrische Welt zu erschaffen, die weit über den aktuellen Literaturbetrieb hinausreicht.
Die Deutsche Schillerstiftung: Tradition und Engagement
Die Deutsche Schillerstiftung von 1859 ist die älteste private Literaturförderinstitution in Deutschland. Seit ihrer Gründung in Weimar unterstützt sie Autorinnen und Autoren durch Stipendien, Preise und finanzielle Hilfen in Notsituationen. Die Stiftung hat sich der Förderung literarischer Vielfalt verschrieben und vergibt Ehrengaben, die sowohl etablierte als auch aufstrebende Stimmen der deutschen Literatur würdigen.
Historische Bedeutung
Zu den Preisträgern der Stiftung zählen literarische Größen wie Theodor Fontane, Else Lasker-Schüler und Sarah Kirsch. In jüngerer Zeit wurden auch Autoren wie Aras Ören und Julia Schoch ausgezeichnet. Die Stiftung bleibt damit ein wichtiger Bestandteil der deutschen Literaturlandschaft.
Mit ihrer Ehrengabe und dem Förderpreis der Anke Bennholdt-Thomsen-Stiftung setzt die Schillerstiftung ein Zeichen für die Vielfalt der Literatur – von autobiografischen Romanen bis hin zu experimenteller Lyrik.
Aras Ören erhält die Ehrengabe der Deutschen Schillerstiftung 2023
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