Relevanz von Literatur und Bildung in aktuellen Diskursen Dana Vowinckel gewinnt Buchpreis Familienroman 2024 für „Gewässer im Ziplock“

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Am 11. November 2024 wurden in der Berliner Landesvertretung Baden-Württemberg zwei herausragende Auszeichnungen im Literatur- und Bildungsbereich verliehen. Dana Vowinckel erhielt den Buchpreis Familienroman 2024 der Stiftung Ravensburger Verlag für ihren Debütroman Gewässer im Ziplock. Der Verein Break the Fake wurde mit dem Leuchtturmpreis für ehrenamtliches Engagement ausgezeichnet. Beide Preise sind mit je 15.000 Euro dotiert und würdigen Leistungen, die sowohl im literarischen Bereich als auch in der Medienbildung zentrale gesellschaftliche Fragen ansprechen.

Bildrechte:Suhrkamp Verlag Fotograf:Heike Steinweg

Über den Roman Gewässer im Ziplock

Dana Vowinckels Gewässer im Ziplock erzählt die Geschichte der 15-jährigen Margarita, die mit ihrer jüdischen Identität und den kontrastreichen Lebensentwürfen ihrer Eltern konfrontiert wird. Der Roman beginnt in Berlin, wo Margaritas Vater, ein israelischer Kantor, lebt und sie allein großzieht, nachdem die Mutter – eine amerikanische Linguistin – die Familie früh verlassen hat. Margarita pendelt zwischen der jüdischen Gemeinde in Berlin und den amerikanischen Großeltern in Chicago, bei denen sie häufig die Ferien verbringt, ohne jedoch Kontakt zur Mutter aufzunehmen.

Dieser Sommer verläuft jedoch anders: Margarita reist nach Israel, wo ihre Mutter ein Fellowship angenommen hat. Die gemeinsame Zeit führt zu Konfrontationen, da Mutter und Tochter sowohl kulturelle als auch politische Differenzen zu bewältigen haben. In Tel Aviv trifft Margarita auf einen jungen Israeli, den sie bereits im Flugzeug kennengelernt hat und dessen politische Ansichten in einem Streit mit ihrer Mutter eskalierten. Margaritas Vater reist ihr schließlich nach Israel hinterher, um sie in dieser angespannten Situation zu unterstützen. Die Geschichte findet ihren Höhepunkt, als die gesamte Familie am Krankenbett der Großmutter in Chicago zusammenkommt, um gemeinsam nach neuen Wegen und Lösungen zu suchen.

Begründung der Preisvergabe

Die Jury lobte Vowinckels feinfühlige Darstellung einer zerrissenen Familie, die durch die individuellen Lebensentwürfe und kulturellen Hintergründe der Eltern und Großeltern geprägt ist. Margarita befindet sich in einer Phase der Selbstfindung und erlebt die Unterschiede ihrer Familie als verwirrend. Inmitten dieser Kontraste sucht sie nach ihrer eigenen Identität. Die Autorin schafft es, durch den geschickten Einsatz der Erzählperspektiven ein vielschichtiges Bild der Familienmitglieder zu zeichnen: Während der Vater als Kantor eine intime Innenperspektive erhält, bleibt die Sichtweise der Mutter eher distanziert, sodass ihre Handlungen und Äußerungen durch Margaritas Augen wahrgenommen werden.

Besonders hervorgehoben wurde die sprachliche Gestaltung der Figuren und die intensiven Einblicke in die jüdische Kultur und Identität. Margarita bewegt sich sprachlich souverän in ihren dreisprachigen Welten – Deutsch, Englisch und Iwrit –, ist psychologisch jedoch oft überfordert, was die Unsicherheiten eines Teenagers unterstreicht. Durch dieses Spannungsfeld wird der Roman zu einem eindringlichen Porträt einer pubertierenden Jugendlichen, die versucht, zwischen unterschiedlichen kulturellen und politischen Einstellungen ihren Platz zu finden.

Auszeichnung für familiäre und gesellschaftliche Literatur

Der Buchpreis Familienroman wird von der Stiftung Ravensburger Verlag jährlich an deutschsprachige Prosa verliehen, die auf literarische Weise das Bild einer modernen Familie zeichnet. In der diesjährigen Jury saßen unter anderem die Literaturkritiker Dr. Uwe Wittstock, Sandra Kegel und Cornelia Geißler, die Bloggerin Mareike Fallwickl sowie der Buchhändler Michael Riethmüller. Die Jury entschied sich für Vowinckels Roman, da er nicht nur die Herausforderungen familiärer Beziehungen ausleuchtet, sondern auch ein komplexes zeitgenössisches Bild jüdischen Lebens in Deutschland und Israel bietet.

Leuchtturmpreis für ehrenamtliches Engagement: Break the Fake

Neben Dana Vowinckel wurde auch der Verein Break the Fake für seine Verdienste im Bereich der Medienbildung ausgezeichnet. Magdalena Dressler sowie Robin und Anna Kohler gründeten den Verein, um jungen Menschen im digitalen Zeitalter Orientierung zu bieten und sie für den kritischen Umgang mit Informationen zu sensibilisieren. Gemeinsam mit Fachleuten aus Psychologie und Pädagogik entwickelt Break the Fake Workshops und Vorträge, die an Schulen und in der außerschulischen Bildung angeboten werden. Die Initiative spricht dabei auch über Social Media gezielt junge Menschen an und vermittelt ihnen praxisnahes Wissen, um Desinformation zu erkennen und kritisch zu hinterfragen.

Barbara Heidrich, stellvertretende Fachbereichsleiterin an der Akademie der Sächsischen Landesstiftung Natur und Umwelt, würdigte in ihrer Laudatio das Engagement des Vereins, der dazu beitrage, „kompetente und verantwortungsbewusste Bürgerinnen und Bürger“ auszubilden. In einer Zeit, in der sich Desinformation vor allem über soziale Medien verbreitet, sei es entscheidend, das Bewusstsein für die Gefahren von Fake News zu schärfen.

Bedeutung der Auszeichnungen

Beide Auszeichnungen zeigen die gesellschaftliche Relevanz von Literatur und Bildung in aktuellen Diskursen. Dana Vowinckel gelingt es, in ihrem Roman die Vielfalt jüdischer Identitäten und die Herausforderungen familiärer Beziehungen literarisch darzustellen, während Break the Fake junge Menschen stärkt, sich in der Informationsflut des Internets zurechtzufinden. Beide Preisträger tragen damit zur Förderung von Toleranz und kritischem Denken in einer sich wandelnden Gesellschaft bei.

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