Campino veröffentlicht am 24. Oktober 2024 sein zweites Buch „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer. Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik“ beim Piper Verlag. In diesem Werk gibt der Frontmann der Toten Hosen einen tiefen Einblick in seine Gedankenwelt. Der für seine kritischen und gesellschaftlich relevanten Songtexte bekannte Musiker verarbeitet hier seine Erlebnisse als Gastprofessor an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf und nimmt die Leser mit auf eine Reise durch Lyrik, Musik und die deutsche Zeitgeschichte.
„Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer“ von Campino – Eine Liebeserklärung an die Gebrauchslyrik
Eine Reise durch Lyrik, Musik und Geschichte
In seinem neuen Buch „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer“ gewährt Campino einen intensiven Einblick in seine künstlerische Entwicklung und Reflexionen. Basierend auf seinen Vorlesungen an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf, widmet er sich der Rolle von Lyrik, dem Songwriting und dem Einfluss von Musik. Es ist eine persönliche Auseinandersetzung mit den künstlerischen Einflüssen, die sein Schaffen geprägt haben: Erich Kästner, die elektronische Band Kraftwerk und die englische Punkgruppe Cock Sparrer – alles Ikonen, die Campino über die Jahre hinweg inspiriert haben. Doch das Buch ist mehr als eine bloße Aufzählung von Vorbildern: Es ist eine Reise durch die deutsche Zeitgeschichte, die Campinos eigene Erfahrungen und gesellschaftliche Entwicklungen umfasst.
Mit einem Blick auf seine Heimatstadt Düsseldorf, die englische Punkbewegung, die Aufarbeitung der Nazi-Vergangenheit und den Prozess des Älterwerdens wird Campino sowohl politisch als auch persönlich. In „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer“ verarbeitet er seine eigene Poesie und Musik, die über vier Jahrzehnte hinweg entstanden sind, und ergänzt sie um neue, bisher unveröffentlichte Texte.
Persönliche Anekdoten und literarische Einflüsse
Das Buch schafft ein Zusammenspiel aus literarischen und musikalischen Vorbildern sowie Campinos eigenen, oft autobiografischen Texten. Campino beginnt mit seiner ersten, holprigen Begegnung mit Gedichten während seiner Schulzeit. Werke wie „Der Herr von Ribbeck im Havelland“ und „Die Bürgschaft“ prägten ihn zwar früh, doch erst durch die englische Punkbewegung fand er später wieder den Zugang zur Lyrik.
Im weiteren Verlauf beschreibt er seine Jugend in Düsseldorf und den Einfluss der Punkkultur, insbesondere des legendären Ratinger Hofs, auf seine künstlerische Entwicklung. Bands wie Cock Sparrer und die englische Punkbewegung öffneten ihm die Augen für das rebellische Potenzial der Lyrik und prägten sein Lebensgefühl, das sich bis heute in seiner Musik widerspiegelt. In seinem Buch zitiert Campino auch Gedichte, die ihm viel bedeuten, wie Erich Kästners „Die andere Möglichkeit“, das nach dem Ersten Weltkrieg verfasst wurde. Für Campino hat dieses Gedicht bis heute nichts von seiner Aktualität verloren, da es die politische Haltung der Toten Hosen maßgeblich beeinflusste. Kästners Werk steht für die Kraft der Lyrik, sich gegen Unrecht zu stellen und Verantwortung zu übernehmen.
Ein Brückenschlag zwischen Musik, Politik und Lyrik
In „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer“ beweist Campino seine Vielseitigkeit als Musiker, Autor und politischer Denker. Das Buch ist mehr als eine Autobiografie oder eine Abhandlung über Musik – es ist eine Auseinandersetzung mit der Kraft der Lyrik und Kunst im Allgemeinen. Besonders hervorzuheben ist seine Auseinandersetzung mit der deutschen Geschichte, insbesondere der Aufarbeitung der Nazi-Zeit, was das Werk von anderen Künstlerbiografien abhebt.
Sein Schreibstil bleibt dabei authentisch und doch immer verbindend. Campino schreibt so, wie er spricht: direkt, manchmal humorvoll, aber stets mit einem tiefen Bewusstsein für die Themen, die ihm am Herzen liegen. Diese Mischung aus Leichtigkeit und Ernsthaftigkeit macht das Buch nicht nur für Fans der Toten Hosen lesenswert, sondern auch für alle, die sich für Literatur, Musik und deren gesellschaftliche Rolle interessieren.
Ein besonderer Pluspunkt des Buches ist die Integration von Songtexten und Gedichten. Sie erlauben dem Leser, tief in Campinos kreativen Prozess einzutauchen und die emotionalen sowie gesellschaftlichen Themen zu verstehen, die seine Musik prägen. Der fließende Übergang von literarischen Einflüssen zu seinen eigenen Texten zeigt, wie eng Poesie, Musik und politische Statements in seiner Arbeit miteinander verbunden sind.
Ein Werk voller Leidenschaft für die Lyrik
Mit „Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer“ hat Campino ein vielschichtiges und modernes Werk geschaffen, das weit über eine klassische Musikerbiografie hinausgeht. Es ist eine Hommage an die „Gebrauchslyrik“ und die Kunst, Worte und Musik als Werkzeuge zu nutzen, um gesellschaftliche Themen aufzuzeigen und persönliche Erlebnisse zu verarbeiten. Campino lädt die Leser ein, seine künstlerischen Einflüsse, seine Texte und seine Lieder kennenzulernen und es gelingt ihm eine fühlbare Verbindung zwischen Musik, Poesie und Politik zu schaffen.
Das Buch bietet nicht nur spannende Einblicke in Campinos Karriere und musikalische Entwicklung, sondern zeigt auch die Bedeutung von Kunst in der Gesellschaft. Es richtet sich an all jene, die sich für das Zusammenspiel von Literatur und Musik interessieren, und natürlich an Fans der Toten Hosen!
Campino – Musiker, Autor und politischer Aktivist
Campino, mit bürgerlichem Namen Andreas Frege, wurde am 22. Juni 1962 in Düsseldorf geboren und ist vor allem als Frontmann der Punkrock-Band Die Toten Hosen bekannt. Die Band, gegründet 1982, zählt zu den erfolgreichsten und langlebigsten Rockbands Deutschlands. Neben seiner Musikkarriere ist Campino auch als Autor und Schauspieler aktiv und setzt sich engagiert für gesellschaftliche und politische Themen ein.
Musikalische Karriere
Aufgewachsen in einer deutsch-britischen Familie, prägte ihn die zweisprachige Erziehung sowie der Einfluss der englischen Punkbewegung, die ihn schon in jungen Jahren faszinierte. Diese Einflüsse führten 1982 zur Gründung der Toten Hosen. Die ersten Alben, wie Opel-Gang (1983), spiegelten den rebellischen Geist des Punk wider.
Im Laufe der Zeit entwickelte sich die Band musikalisch weiter, blieb aber stets kritisch und gesellschaftsrelevant. Alben wie Ein kleines bisschen Horrorschau (1988), Unsterblich (1999) und Laune der Natur (2017) festigten ihren Status als eine der bedeutendsten Rockbands des Landes. Ihre Songs greifen oft soziale Themen wie Armut, Ungerechtigkeit, Krieg und die deutsche Vergangenheit auf.
Politisches Engagement
Campino ist bekannt für seine klare politische Haltung, besonders im Kampf gegen Rechtsextremismus. Die Band positioniert sich seit jeher antifaschistisch und setzt sich aktiv für Demokratie und Menschenrechte ein. Ihr Engagement, beispielsweise im Rahmen der „Kein Bock auf Nazis“-Kampagne, kann in vielen Songtexten gefunden werden und auch in seinen Konzerten bezieht Campino Stellung.
Vielseitigkeit als Künstler
Neben seiner Musik hat Campino auch als Schauspieler Erfolge gefeiert, etwa in Wim Wenders’ Film Palermo Shooting(2008) oder in der Berliner Inszenierung der Dreigroschenoper (2013). 2020 veröffentlichte er sein erstes Buch Hope Street: Wie ich einmal englischer Meister wurde, eine Mischung aus Biografie und Liebeserklärung an den englischen Fußball, speziell den FC Liverpool.
Gastprofessor an der Heinrich-Heine-Universität
2024 übernahm Campino eine Gastprofessur an der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf. Dort hielt er zwei Vorlesungen über Lyrik, Musik und Politik, die die Basis für sein Buch Kästner, Kraftwerk, Cock Sparrer bildeten. Diese Professur unterstreicht, dass Campino nicht nur als Musiker, sondern auch als intellektueller Denker und gesellschaftlicher Vermittler geschätzt wird.
Campino und die Toten Hosen heute
Auch jenseits der 60 bleibt Campino ein prägender Akteur der deutschen Musikszene. Mit seinen gesellschaftskritischen Texten und seiner ungebrochenen Energie erreicht er nach wie vor alte und neue Fans und verbindet so ganze Generationen.