Han Kang, die südkoreanische Schriftstellerin und Trägerin des Literaturnobelpreises 2024, gilt als eine der prägendsten und innovativsten Stimmen der zeitgenössischen Literatur. Am 27. November 1970 in Gwangju geboren, wuchs sie in einer Stadt auf, die durch den Gwangju-Aufstand von 1980 in die Geschichte einging – ein Ereignis, das auch in ihrem literarischen Schaffen Spuren hinterlassen hat.
Literarischer Werdegang
Han Kang begann ihre schriftstellerische Laufbahn als Lyrikerin, bevor sie sich der Prosa zuwandte. Ihren literarischen Durchbruch in Südkorea feierte sie in den 1990er Jahren. Bekannt ist sie für ihre tiefgründigen und oft düsteren Erzählungen, die Themen wie Trauma, Gewalt, Unterdrückung und die Zerbrechlichkeit des menschlichen Daseins aufgreifen. Ihr Stil zeichnet sich durch eine eindringliche, poetische Sprache aus, die nicht selten surreale Elemente enthält.
Bekannte Werke
International bekannt wurde sie insbesondere durch ihren Roman „Die Vegetarierin“ (2007), der 2016 mit dem Man Booker International Prize ausgezeichnet wurde. In diesem Werk erzählt Han Kang die Geschichte einer Frau, die sich entschließt, kein Fleisch mehr zu essen, und dadurch weitreichende Folgen für ihr persönliches und familiäres Umfeld auslöst. Das Buch beleuchtet neben individuellen Konflikten auch gesellschaftliche Zwänge und Normen.
Ein weiteres herausragendes Werk ist „Menschenwerke“ (2014), in dem sie die Geschehnisse des Gwangju-Aufstands literarisch verarbeitet. Der Roman setzt sich mit kollektivem und individuellem Leiden auseinander und stellt die Frage, wie persönliche und historische Traumata die Gegenwart prägen.
Stil und thematische Schwerpunkte
Han Kangs Werke sind für ihre lyrische Intensität und die Auseinandersetzung mit existenziellen Fragen bekannt. Sie thematisiert oft, wie Menschen angesichts von Gewalt, Unterdrückung und traumatischen Erlebnissen überleben. Ihre Erzählungen beinhalten häufig symbolische und allegorische Motive, die das Seelenleben ihrer Figuren erforschen und die Grenze zwischen Realität und Fiktion verschwimmen lassen.
Internationale Anerkennung
Han Kang hat mit ihren Werken weit über die Grenzen Koreas hinaus Anerkennung gefunden. Ihre Romane wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, und sie hat sich als bedeutende Stimme der modernen Weltliteratur etabliert. Der Literaturnobelpreis 2024 krönt ihre Karriere und würdigt sie als Autorin, die in ihren Werken universelle menschliche Erfahrungen auf eindringliche Weise thematisiert.