Hat sie jemand gesehen? Ist sie jung, rund im Gesicht, ohne Geschlecht oder eine Frau mit geröteter Haut,
kann man sie an der Hand fassen, ihren Geruch einatmen? Regt sie sich auf, hält sie das Gleichgewicht, sät sie etwas, weiß sie, dass sie ein Geschenk ist, ach, von wem,
ein Geschenk auf Zeit? Ist sie Einbildung einer
einsamen Nacht, ein Überbleibsel aus der Vergangenheit, eine Gelegenheit zum Streit?
Wir suchen im Duden, suchen auf Google: heim.at
Wie viel Heimat braucht ein Mensch, hat sie Sehnsucht nach uns, kennt sie unsere Lieder, sind wir ihr etwas schuldig?
Willst du, dass man deinetwegen Kriege führt,
deinetwegen ins Grab fällt, deinetwegen sich vertreiben
lässt, die anderen vertreibt,
willst du uns mit deiner Trugidylle verzaubern,
mit dem ewigen Stillsein fangen, führst du
uns irre, weil wir zu wenig feiern zu deiner Ehre?
Heimat, Heimat über alles: Heimat haben ist gut
(H. Hesse). Sie ist Antwort auf die Frage, wie wurde ich
zu dem, der ich bin (H. Kohl).
Denn wo ist die Heimat? Keiner weiß Bescheid (R. Ausländer). Früher war sie mir egal, jetzt
in der Fremde vermisse ich sie (Ali Ünal).
Meine Sprache ist meine Heimat, meine Heimat ist meine Haut. Sie ist Einsamkeit und Angst.
Heimat ist wie Heirat, sie ist dort, wo man verstanden
wird. Mein tägliches Gehen zu Gott ist sie, ein Sonnenschein, eine Nebelschau, das Paradies für manche
ein Parasit für die anderen. Sie ist eine Bestimmung
ohne meine Zustimmung, eine Festung, wo ich Feste feiern kann, Wehmut ist sie, nach dem Weh kommt wieder Mut,
kommt die Erinnerung an das Lachen, das noch
geholfen hat.
Ich freue mich meiner Heimatlosigkeit, weil sie mich
vor einer unnötigen Sentimentalität bewahrt (Ödon von Horvath).