Vöglein auf dem Aste

Vorlesen

Ein Vöglein sitzt auf dem Aste,

Es schaut auf die Welt hinaus,

Doch in der Mensch‘ groß Haste,

Nimmt es schnell reiße aus.


Ein Jüngling sieht es fliegen,

Und denkt sich nur dabei:

„Auch ich und all mein Trieben,

Stehn’ so der Welt entzwei.


Oh Herr, was ist geworden,

Aus dem was du geschafft?

Ist jeder längst verdorben,

Versunk’ im Ungemach?


Wie soll es weitergehen?

Ja, ich will’s nicht mal selbst!

Die, in den‘ dein Geiste wehet,

Sind klein und weit verstellt.


Willst du uns nicht bald retten,

Aus dieser Höllenwüst’?

Es wär’, als lägen Ketten,

An meiner Händ’ und Füß’!“


Ein Vöglein sitzt auf dem Aste,

Es schaut in die Welt hinaus,

Doch in des Jüngleins Laste,

Schwingt es sich weit hinauf.

Gefällt mir
1
 

Mehr zum Thema

Topnews

Aktuelles

Satyrn Satyrn "„Fraun gewöhnt an Männerliebe, Wählerinnen sind sie nicht, aber Kennerinnen. Und wie goldlockigen Hirten, vielleicht schwarzborstigen Faunen, wie es bringt die Gelegenheit, über die schwellenden Glieder vollerteilen sie gleiches Recht." de.wikipedia.org/w/index.php?curid=2904846 Johann Wolfgang von Goethe
Buchvorstellung

"Faust II": Der Mensch als unermüdlich Streben

Rezensionen