Ein Brief für dich

Vorlesen

Vorgestern habe ich wieder Angst bekommen. Weil ich jetzt weiß, dass du für mich fühlst. Du sagst es mir, du zeigst es mir und du lässt es mich spüren. Und ich habe Panik gekriegt. Ich krieg Panik, wenn ich merke, dass jemand Gefühle für mich hat. Egal wie stark meine Gefühle für die Person sind, sobald sie sie verbal und physisch erwidert, sind meine weg.

Sie rennen davon und hinterlassen keine Spuren. Wie ein Phantom, was nie dagewesen ist. Dann will ich nur noch weg. Und dieses widerliche Gefühl, ich habs wieder gekriegt.

Aber jetzt, jetzt mag ich wie du riechst. Ich mag, wie du zu mir sprichst, mich in den Arm nimmst, mich küsst und mich ansiehst. Ich mag, wie sich deine Haut auf meiner anfühlt. Ich mag meine Hand in deinen Haaren oder an deiner Wange. Ich mag deine Hand auf meinem Bauch. Ich mag meine Lippen auf deiner warmen Haut. Ich mag dein T- Shirt, was ich tragen darf, wenn ich bleibe.

Ich habe bei dir keine Angst mehr. Ich werde beschützt, ich darf sein und es stört dich nicht. Du findest mich schön. So wie ich bin. Ich bin bei dir. Ich bin. Bei dir zu sein, in deinen Armen zu liegen und sich an dich zu kuscheln, mein innerer Sturm kommt endlich zur Ruhe.

Wie Krieg, der endlich vorbei ist. Waffen werden niedergelegt. Soldaten fallen auf die Knie, fallen dem Feind in die Arme, der sich als Freund entpuppt. Er war nie der Feind. Nur die Erblindung der Soldaten, der Rauch der Munition hat die Sicht verdeckt, hat den Freund zum Feind erwecken lassen. Er war niemals der Feind. Jetzt, wo sich der Orkan legt, wird nicht mehr der Schmauch der Gewehre in die Augen getrieben, der die Soldaten in die Trance der Einfältigkeit und Leichtgläubigkeit lockte. Sie sehen wieder klar.

Ich weiß so vieles. Ich weiß, dass die meisten Menschen es gut mit mir meinen, aber bei dir fühle ich es auch endlich. Bei dir weiß ich die Sachen nicht nur, bei dir kann ich sie fühlen. Ich fühl mich sicher, warm, als könnte mir bei dir nichts passieren. Als hätte mein Kopf, mein Gefühl, mein Wesen endlich Frieden gefunden. Und wenn das irgendwann mit uns vorbei ist, dann werde ich dir für dieses Gefühl unendlich dankbar sein. Dass du Dinge in mir heilst, die du nicht kaputt gemacht hast. Nicht alles natürlich, aber es ist friedlich für mich. Mit dir. Es herrscht Frieden. Keine inneren Kämpfe.

Ich kann mich fallen lassen, ich vertraue dir. Ich vertraue. Ich vertraue dir. Vollkommen. Dass du da bist, wenn es mir nicht gutgeht.

Dass du mich nicht alleine lässt, wenn ich wieder meine Kämpfe verliere. Wenn der Krieg wieder beginnt.

Aber jetzt, der Orkan ist vorbei. Es legt sich alles wieder. Aber nur bei dir. Nur wenn ich bei dir bin. Wenn du meine Stirn küsst, dann küsst du nicht mich als Erwachsene, sondern das Kind, was nicht zur Ruhe kommt.

Du umarmst das Kind, das sich Nähe wünscht. Du tröstest das Kind, das in einer Spirale der Einsamkeit lebt. Du liebst das Kind, dem so vieles zu fehlen scheint. Du liebst das Kind, damit es groß werden kann.

Ich meine dabei nicht die Liebe, die du meinst. Liebe, die man für einen Menschen hat, nicht romantische Liebe. Liebe, die du auch für andere hast.

Ich bin bei dir weich, zerbrechlich, verletzlich aber ich habe keine Angst mehr davor.

Du machst mir keine Angst. Ich fühle, dass du mir niemals was antun würdest, was ich nicht will. Niemals würdest du mir wehtun wollen.

Niemals. Du magst mich für mich. Nicht für Sex, den du gar nicht willst. Sondern für mich. Duwillst mich nicht, sondern du willst mich. Und das fühlen zu dürfen ist warmer Honig für meinen Verstand.

Danke.


Gefällt mir
2
 

Mehr zum Thema

Topnews

Aktuelles

Satyrn Satyrn "„Fraun gewöhnt an Männerliebe, Wählerinnen sind sie nicht, aber Kennerinnen. Und wie goldlockigen Hirten, vielleicht schwarzborstigen Faunen, wie es bringt die Gelegenheit, über die schwellenden Glieder vollerteilen sie gleiches Recht." de.wikipedia.org/w/index.php?curid=2904846 Johann Wolfgang von Goethe
Buchvorstellung

"Faust II": Der Mensch als unermüdlich Streben

Rezensionen