„Die Realität aufpumpen bis kurz vor Platzen“ (Kames) Rezension zu Maren Kames: "Hasenprosa"

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Maren Kames' "Hasenprosa" ist eine faszinierende Reise in die Welt der Sprache und der Bilder. Das Buch steht auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis 2024. Erschienen ist das Buch März 2024 beim Suhrkamp Verlag.

Hasenprosa Hasenprosa poetische Improvisation Suhrkamp Verlag

Ein literarisches Kaleidoskop voller Rätsel und Poesie

Das Buch ist ein herausforderndes, poetisches Werk, das sich jeder klaren Einordnung entzieht. Es ist weder ein traditioneller Roman noch ein Gedichtband; es ist eine Collage aus Fragmenten, Klängen, Gedanken und Texten, die sich zu einem schillernden Gesamtkunstwerk zusammensetzen. Kames lädt den Leser ein, den gewohnten literarischen Rahmen zu verlassen und sich auf eine Form des Erlebens einzulassen, die genauso frei und unkonventionell ist wie die Natur selbst.

Die Struktur von "Hasenprosa" – Ein Spiel mit Fragmenten

Schon der Titel "Hasenprosa" macht deutlich, dass hier nichts gewöhnlich ist. Hasen stehen oft symbolisch für Schnelligkeit und Agilität, und genauso verhält es sich mit dem Erzählstil von Maren Kames.

Die Texte springen von einem Gedanken zum nächsten, von einer Szene zur anderen, ohne sichtbare Logik oder Kontinuität. Sie spielen mit Erwartungen, brechen Regeln und laden den Leser dazu ein, eigene Verbindungen zu schaffen.

Der Stil von Kames ist stark geprägt von einer Art literarischem Dadaismus. Es geht weniger darum, eine kohärente Geschichte zu erzählen, als vielmehr darum, eine Art Bewusstseinsstrom zu erzeugen, der aus Assoziationen, Fragmenten und Sinneseindrücken besteht. Dieser Stil fordert den Leser heraus und verlangt eine aktive Teilnahme, ein Hin- und Herpendeln zwischen Text und Interpretation.

Sprache als Material – Die poetische Kraft von "Hasenprosa"

Kames nutzt die Sprache nicht nur als Mittel zur Erzählung, sondern als Material, das geformt, gebogen und zerteilt wird. Sie kombiniert Wörter auf ungewöhnliche Weise, spielt mit Klang und Rhythmus und schafft so eine ästhetische Erfahrung, die weit über den rein semantischen Gehalt hinausgeht. Die Lektüre fühlt sich an wie das Hören eines avantgardistischen Musikstücks – es geht weniger um den klaren Sinn, sondern um die Schwingungen und Resonanzen, die die Wörter beim Lesen erzeugen.

Es gibt Passagen in "Hasenprosa", die wie eine Anrufung der Natur klingen, andere wie Fragmente aus einem Tagebuch oder einem Gedankenstrom. Kames gelingt es, die Grenzen zwischen Poesie und Prosa, zwischen Sinn und Unsinn, zwischen Sprache und Schweigen aufzulösen. Dadurch entsteht eine unkonventionelle Erzählform, die dennoch eine enorme Dichte und Tiefe besitzt.

Themen und Motive – Eine Spurensuche

Die thematische Bandbreite von "Hasenprosa" ist weit und umfasst Naturbilder, philosophische Reflexionen, persönliche Erinnerungen und Sprachspiele. Ein wiederkehrendes Motiv ist die Suche nach Identität und Zugehörigkeit. Diese Suche spiegelt sich nicht nur in den Inhalten, sondern auch in der Form wider. Es ist, als ob die Texte selbst nach ihrer eigenen Form und Struktur suchen würden, als ob sie auf der Flucht vor einer endgültigen Festlegung wären.

Kames bedient sich auch vieler literarischer und kultureller Referenzen, von antiken Mythen bis hin zu modernen Popkultur-Elementen. Sie schafft es, eine Vielzahl von Stimmen und Perspektiven miteinander zu verweben und ein vielschichtiges, fast labyrinthartiges Netz von Bedeutungen zu erschaffen. Diese Verweise und Anspielungen machen die Lektüre zu einem intellektuellen Abenteuer, bei dem es ständig neue Facetten und Verbindungen zu entdecken gibt.

Die Erfahrung des Lesens – Herausforderung und Genuss

"Hasenprosa" ist kein Buch für zwischendurch. Es erfordert Zeit, Geduld und die Bereitschaft, sich auf etwas Unbekanntes einzulassen. Es gibt keinen klaren roten Faden, dem man folgen könnte. Stattdessen muss man die Fragmente und Fäden selbst miteinander verknüpfen und daraus eine eigene Bedeutung schaffen. Diese Offenheit und Unbestimmtheit kann für einige Leser frustrierend sein, für andere jedoch auch äußerst befreiend und spannend.

Die Herausforderung besteht darin, die gewohnten Leseerwartungen beiseitezulegen und das Buch als ein offenes Kunstwerk zu betrachten, das auf vielfältige Weise erlebt werden kann. Je mehr man sich darauf einlässt, desto reicher wird die Leseerfahrung.

"Hasenprosa" ein Buch wie ein Windstoß

"Hasenprosa" ist ein Buch, das man nicht so schnell vergisst. Es ist ein Buch für alle, die bereit sind, sich auf ein literarisches Abenteuer einzulassen, die sich von der Sprache überraschen und inspirieren lassen wollen. Maren Kames beweist mit diesem Werk, dass die Grenzen des Erzählens weit und offen sind und dass Literatur immer noch neue, aufregende Wege gehen kann. Für Leser, die sich auf diese Reise einlassen, wird "Hasenprosa" zu einem faszinierenden, herausfordernden und unvergesslichen Erlebnis.

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