Erinnerung an Ein Geburtstagskind im Dezember: Friedrich Wolf

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Friedrich Wolf Friedrich Wolf Von Bundesarchiv_Bild_183-14811-0013,_Berlin,_3._Deutscher_Schriftsteller-Kongress.jpg: Gielowderivative work: Emdee (talk) - Bundesarchiv_Bild_183-14811-0013,_Berlin,_3._Deutscher_Schriftsteller-Kongress.jpg, CC BY-SA 3.0 de

Friedrich Wolf, geboren am 23. Dezember 1888, gehört zu den bedeutendsten Schriftstellern, Dramatikern und Aktivisten des 20. Jahrhunderts in Deutschland. Sein Werk und Leben spiegeln die politischen und sozialen Umbrüche seiner Zeit wider. Als Arzt, Schriftsteller und politischer Aktivist setzte er sich unermüdlich für Gerechtigkeit und Solidarität ein. Mit einer beeindruckenden Bandbreite an Themen und Genres – von politischen Dramen bis hin zu humorvoller Kinderliteratur – bleibt sein Werk bis heute aktuell.

Vom Arzt zum Schriftsteller: Erfahrungen im Ersten Weltkrieg

Friedrich Wolf studierte zunächst Medizin und promovierte 1913. Während des Ersten Weltkriegs diente er als Truppenarzt an der Westfront, wo er die Grausamkeiten des Krieges hautnah erlebte. Diese Erfahrungen prägten seine Antikriegshaltung, die er literarisch aufarbeitete. So thematisiert er in der Novelle „Langemark“ die Sinnlosigkeit des Sterbens auf dem Schlachtfeld und die absurde Heldenverehrung. In seinem Drama „Mohammed“ greift er ebenfalls die Desillusionierung des Krieges auf und zeigt, wie menschliche Schicksale durch Macht und Gewalt zerstört werden. Nach dem Krieg verweigerte Wolf den Militärdienst und engagierte sich als Lazarettarzt in Dresden im Arbeiter- und Soldatenrat.

Familie

Friedrich Wolfs Privatleben war ebenso facettenreich wie sein künstlerisches Werk. Er war zweimal verheiratet und hatte mehrere Kinder aus unterschiedlichen Beziehungen. Aus seiner ersten Ehe mit Käthe Gumpold stammen die Kinder Johanna (*1915) und Lukas (*1919). Nach der Scheidung heiratete er 1922 Else Dreibholz, mit der er eine enge und lebenslange Partnerschaft führte. Aus dieser Ehe stammen zwei Söhne: Markus (*1923, †2006), der später Leiter der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) der DDR wurde, und Konrad (*1925, †1982), ein bedeutender Filmregisseur und langjähriger Präsident der Akademie der Künste in der DDR.

Zusätzlich hatte Wolf eine Beziehung zu Lotte Strub-Rayß, einer Lehrerin und Autorin, mit der er die Tochter Lena hatte. Nach Lottes Verhaftung während der stalinistischen Säuberungen 1938 kam Lena in ein sowjetisches Kinderheim. Lotte Strub-Rayß verbrachte 16 Jahre im Gulag und verarbeitete diese Erfahrungen später in ihrer Autobiografie „Verdammt und entrechtet … 16 Jahre Gulag und Verbannung“.

Mit Ruth Hermann hatte Friedrich Wolf die Tochter Catherine (*1940), die tragischerweise 1988 Suizid beging. Aus einer weiteren Beziehung mit der Tanzpädagogin Irmgard Schaaf stammt sein jüngster Sohn Thomas Naumann (*1953), der heute das literarische Erbe seines Vaters als Vorsitzender der Friedrich-Wolf-Gesellschaft bewahrt.

Sozialkritische Werke und mutige Themen

In den 1920er-Jahren machte sich Wolf einen Namen als Dramatiker, der mutig gesellschaftliche Tabuthemen ansprach. Besonders hervorzuheben ist das Stück „Cyankali“ (1929), in dem er die Kriminalisierung von Abtreibungen und deren oft tödliche Konsequenzen für Frauen thematisiert. Die Hauptfigur, ein Arzt, verweigert sich der Praxis illegaler Abtreibungen, da er die Ursachen der Problematik in gesellschaftlichen Missständen sieht. Das Drama löste eine breite Debatte über den § 218 des Strafgesetzbuches aus und brachte Wolf sowohl Anerkennung als auch heftige Kontroversen ein.

Ein weiteres bedeutendes Werk ist „Die Matrosen von Cattaro“ (1930). Hier schildert Wolf den historischen Aufstand von Matrosen der k.u.k. Kriegsmarine im Jahr 1918, die sich gegen die unmenschlichen Zustände und die Sinnlosigkeit des Krieges auflehnten. Das Stück zeigt eindrucksvoll den Mut der Aufständischen, ihre Solidarität und die brutale Unterdrückung durch die Obrigkeit. Mit diesem Werk setzte Wolf ein Zeichen gegen Militarismus und für den Widerstand der Unterdrückten.

Kinderliteratur mit Herz: „Die Weihnachtsgans Auguste“

Neben seinen politisch aufgeladenen Dramen schuf Friedrich Wolf auch Werke für Kinder. Sein bekanntestes Kinderbuch, Die Weihnachtsgans Auguste, erzählt die humorvolle und herzerwärmende Geschichte des Opernsängers Luitpold Löwenhaupt, der eine Gans für das Weihnachtsessen kauft. Doch die Gans Auguste wird von den Kindern der Familie so sehr ins Herz geschlossen, dass sie am Ende nicht auf dem Teller landet, sondern ein Teil der Familie wird. Mit viel Witz und Wärme vermittelt dieses Buch Werte wie Mitgefühl, Familienzusammenhalt und die Fähigkeit, auch in scheinbar alltäglichen Situationen neue Perspektiven zu entdecken. Bis heute gehört es zu den Klassikern der deutschen Kinderliteratur.

Exil, Widerstand und antifaschistisches Engagement

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten musste Friedrich Wolf 1933 ins Exil fliehen. Über Frankreich gelangte er in die Sowjetunion, wo er weiterhin literarisch tätig war. In dieser Zeit entstand das Drama „Professor Mamlock“(1933), eines seiner bekanntesten Werke. Es erzählt die Geschichte eines jüdischen Arztes, der die Gefahr des aufkommenden Faschismus zunächst unterschätzt und die politische Realität ignoriert, bis er selbst Opfer des antisemitischen Terrors wird. Das Drama zeigt eindrucksvoll, wie Gleichgültigkeit gegenüber politischen Entwicklungen verheerende Folgen haben kann. „Professor Mamlock“ wurde weltweit aufgeführt und gilt als ein Schlüsselwerk des antifaschistischen Theaters.

Während des Zweiten Weltkriegs engagierte sich Wolf aktiv im Widerstand. Er war Mitbegründer des Nationalkomitees Freies Deutschland und schrieb weiterhin Werke, die den Widerstand gegen den Faschismus thematisierten. Zu seinen späteren Stücken zählen „Patrioten“ und „Heimkehr der Söhne“, die von Hoffnung auf eine gerechtere Nachkriegsordnung geprägt sind.

Rückkehr in die DDR und kultureller Aufbau

Nach dem Krieg kehrte Friedrich Wolf in die DDR zurück, wo er eine zentrale Rolle im kulturellen Wiederaufbau spielte. Er war Mitbegründer der DEFA und des Bundes Deutscher Volksbühnen. In seinen Werken wie „Thomas Müntzer“ und „Die letzte Probe“ widmete er sich historischen und zeitgenössischen Themen, die die Verbindung zwischen Kunst und politischer Verantwortung unterstrichen. Mit „Thomas Müntzer“ brachte er die Geschichte des radikalen Reformators auf die Bühne und zog Parallelen zwischen dessen Kampf für soziale Gerechtigkeit und den Idealen des Sozialismus.

Ein literarisches Vermächtnis

Friedrich Wolf hinterließ ein beeindruckendes Werk, das von tiefem Humanismus und gesellschaftlichem Engagement geprägt ist. Seine Fähigkeit, ernste Themen mit Empathie und zugänglicher Sprache zu behandeln, macht ihn zu einem zeitlosen Autor. Seine Dramen wie „Cyankali“ und „Die Matrosen von Cattaro“ sowie humorvolle Werke wie „Die Weihnachtsgans Auguste“ zeigen die Bandbreite seines künstlerischen Schaffens.

Am 5. Oktober 1953 starb Friedrich Wolf in seinem Haus in Lehnitz an einem Herzinfarkt. Seine Urne wurde auf dem Zentralfriedhof Friedrichsfelde in Berlin beigesetzt. Friedrich Wolf bleibt als Schriftsteller, Arzt und Aktivist ein Vorbild für die Verbindung von Kunst und gesellschaftlichem Engagement – eine Stimme, die auch heute noch Gehör findet.



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