Dorian Gray als Spiegel der Gesellschaft- Weltliteratur Weltliteratur von Oscar Wilde: Das Bildnis des Dorian Gray

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Portrait: Oscar Wilde Portrait: Oscar Wilde Von Napoleon Sarony - Metropolitan Museum of Art, Gemeinfrei

Eine Reflexion über Narzissmus und moralischen Verfall

"Das Bildnis des Dorian Gray"- geschrieben von Oscar Wilde - ist eine tiefgründige Erzählung, die die dunklen Seiten von Narzissmus und Eitelkeit erforscht. Der Roman beginnt mit der Darstellung des jungen, außergewöhnlich schönen Dorian Gray, der von dem Künstler Basil Hallward porträtiert wird. Beeindruckt von seiner eigenen Schönheit und verführt von den zynischen Lehren des dekadenten Lord Henry Wotton, spricht Dorian den verhängnisvollen Wunsch aus, dass nicht er, sondern sein Porträt die Zeichen des Alterns und der Sünde tragen möge, während er selbst für immer jung und makellos bleibt.

Der verhängnisvolle Wunsch und seine Konsequenzen

Dieser Wunsch, der auf mysteriöse Weise erfüllt wird, leitet Dorian in eine Spirale von Exzessen und moralischer Verderbtheit. Während sein äußeres Erscheinungsbild unverändert bleibt, verwandelt sich das Porträt zunehmend in ein Spiegelbild seiner inneren Zerrissenheit und seines moralischen Verfalls. Das Gemälde wird zu einem schrecklichen Mahnmal seiner Sünden, das ihn fortwährend verfolgt.

Struktur des Romans: Zwei Hauptteile

Der Roman lässt sich strukturell in zwei Hauptteile gliedern:

Kapitel 1–10: Einführung und Dorians erster Verfall

Der erste Teil des Romans führt die Hauptfiguren ein und zeigt Dorians anfänglichen Verfall, der durch seine Beziehung zur unschuldigen Schauspielerin Sibyl Vane symbolisiert wird. Diese Beziehung, die in Sibyls tragischem Selbstmord gipfelt, markiert den Beginn von Dorians Abstieg in die Dunkelheit. Er erkennt, dass das Porträt die Auswirkungen seines moralischen Verfalls auf sich nimmt, während er selbst äußerlich unberührt bleibt.

Kapitel 11: Der Wendepunkt in Dorians Leben

Dieses zentrale Kapitel hebt sich durch seine einzigartige Erzählweise von den anderen Kapiteln ab. Es komprimiert 18 Jahre von Dorians Leben in einer stilistisch dichten Form und schildert, wie Dorian sich immer weiter in Dekadenz und Sünde verliert. Dieses Kapitel markiert den Wendepunkt im Roman, der Dorians völlige moralische Entgleisung dokumentiert.

Kapitel 12–20: Schuld, Verzweiflung und Dorians Untergang

Im zweiten Teil des Romans wird Dorian zunehmend von Schuldgefühlen und Verzweiflung überwältigt. Die Ereignisse kulminieren in der Ermordung von Basil Hallward, dem Schöpfer des verfluchten Porträts, und der Verfolgung durch James Vane, Sibyls rachsüchtigen Bruder. Schließlich führt Dorians verzweifelter Versuch, sein Schicksal zu ändern, indem er das Porträt zerstört, zu seinem eigenen Tod. In einem letzten, tragischen Akt kehrt das Porträt in seine ursprüngliche Schönheit zurück, während Dorians entstellte Leiche entdeckt wird.

Wildes Kritik an der Gesellschaft und zeitlose Relevanz

Wilde nutzt diese Erzählung als tiefgründige Reflexion über die Vergänglichkeit von Schönheit und die moralischen Konsequenzen eines Lebens, das ausschließlich der Selbstverherrlichung und den hedonistischen Freuden gewidmet ist. Durch scharfsinnigen Witz und tiefgründige Dialoge kritisiert Wilde die Oberflächlichkeit und Doppelmoral der viktorianischen Gesellschaft. "Das Bildnis des Dorian Gray" bleibt daher ein zeitloses Werk, das die dunklen Seiten menschlicher Obsessionen schonungslos aufdeckt und die Frage nach dem wahren Preis von Jugend und Schönheit stellt.

Oskar Wilde

Wilde, der 1854 in Dublin geboren wurde, war eine zentrale Figur der Ästhetik-Bewegung und ist bekannt für seinen scharfen Witz, seine gesellschaftskritischen Schriften und seine brillante Konversationskunst. Neben "Das Bildnis des Dorian Gray" verfasste er zahlreiche Dramen, Essays und Kurzgeschichten, die oft die gesellschaftlichen Normen seiner Zeit hinterfragen. Sein Roman wurde zu einem Klassiker der Weltliteratur und bleibt ein faszinierendes Werk, das die menschliche Obsession mit Jugend, Schönheit und Moral erforscht. Wildes Fähigkeit, tiefgreifende philosophische Fragen in eine fesselnde Geschichte zu verpacken, macht "Das Bildnis des Dorian Gray" zu einem zeitlosen Meisterwerk.

Wilde war zu der Zeit auch in einer intensiven Beziehung zu Lord Alfred Douglas verwickelt, die später zu den Ereignissen führte, die sein Leben stark beeinflussten und schließlich in seiner Verurteilung wegen Homosexualität endeten. Wilde wurde 1895 verurteilt und verbrachte zwei Jahre im Gefängnis, was seine Gesundheit und sein Ansehen zerstörte. Er starb 1900 verarmt in Paris, doch sein Einfluss auf die Literatur und Kultur bleibt bis heute spürbar.



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