Eine Zukunft als Summe der verpassten Chancen. Rezension zu "Die Passagierin" von Franz Friedrich

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Eine düstere Reise in die menschliche Psyche: Franz Friedrichs „Die Passagierin“ Franz Friedrichs „Die Passagierin“ ist kein Buch, das man einfach in die Kategorie "Urlaubslektüre" einsortieren kann – auch wenn es um eine Kreuzfahrt geht. Der auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 nominierte Roman führt uns auf eine düstere Reise, denn statt Sonne, Strand und Cocktailschirme erwarten uns hier eine düstere Reise in die tiefsten Winkel der menschlichen Seele.

Die Passagierin Die Passagierin Eine Zukunft der verpassten Chancen. S.Fischer Verlage

Eine düstere Reise in die menschliche Psyche: Franz Friedrichs „Die Passagierin“

Ein psychologisches Drama auf hoher See

Die Geschichte folgt einer namenlosen Frau, die sich auf einem Kreuzfahrtschiff wiederfindet, das bald zum Schauplatz eines intensiven psychologischen Dramas wird. Statt Entspannung und Erholung erlebt die Protagonistin eine surreale Konfrontation mit ihren tiefsten Ängsten und verdrängten Erinnerungen. Das Schiff wird dabei zu einem Spiegel ihrer inneren Zerrissenheit, ein Ort, an dem die Grenzen zwischen Realität und Vorstellung zunehmend verschwimmen.

Meisterhafte Atmosphäre und stilistische Brillanz

Franz Friedrich gelingt es meisterhaft, eine dichte und beklemmende Atmosphäre zu schaffen, die den Leser von der ersten Seite an fesselt. Sein klarer, zugleich poetischer Stil lässt die Leser tief in die labyrinthischen Gedankengänge der Protagonistin eintauchen, während das Schiff sie auf eine Reise führt, die mehr als nur geografische Dimensionen hat. Die Reise ins eigene Selbst, die die Protagonistin unternimmt, zwingt auch uns Leser, über unsere eigene Wahrnehmung und die oft unscharfen Grenzen zwischen Realität und Fiktion nachzudenken.

Eine literarische Herausforderung und ein Spiegel unserer Ängste

„Die Passagierin“ ist mehr als nur eine Geschichte – es ist eine literarische Herausforderung, die uns dazu anregt, über die Zerbrechlichkeit unserer eigenen Psyche nachzudenken. Friedrich entwirft in seinem Roman eine Welt, die uns dazu bringt, unsere Ängste und Unsicherheiten zu hinterfragen und die uns zeigt, wie dünn der Schleier ist, der das Bewusste vom Unbewussten trennt.

Dieser Roman ist ein Spiegel unserer eigenen inneren Konflikte, und die namenlose Protagonistin steht stellvertretend für all jene, die in den Fluten des Lebens mit ihren eigenen Dämonen kämpfen. „Die Passagierin“ hallt nach, lange nachdem das Buch zur Seite gelegt wurde, und zeigt eindrucksvoll, warum Franz Friedrich zu den spannendsten und tiefgründigsten Autoren der deutschsprachigen Literatur gehört.

Ein literarisches Kunstwerk, das es in sich hat

Mit „Die Passagierin“ hat Franz Friedrich nicht nur ein Werk geschaffen, das auf der Longlist des Deutschen Buchpreises 2024 mehr als verdient steht, sondern auch einen Roman, der als literarisches Kunstwerk in Erinnerung bleibt – verstörend, fesselnd und zutiefst berührend. Eine absolute Empfehlung für alle, die sich nicht vor den dunklen Ecken der menschlichen Seele scheuen.


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