In der Urlaubszeit betont Papst Franziskus die Bedeutung des Lesens als Quelle der Ruhe und Erleuchtung. Aus seiner Sommerpause heraus veröffentlichte er einen leidenschaftlichen zehnseitigen Brief, in dem er die Vorzüge von Büchern lobt, seine persönlichen Favoriten teilt und Autoren für Seminaristen und alle Christen empfiehlt.
Papst Franziskus ruft zum Lesen auf: Buchempfehlungen für spirituelles und intellektuelles Wachstum
Bücher als Oase
In einem Schreiben, das auf den 17. Juli datiert und am Wochenende veröffentlicht wurde, bezeichnete Papst Franziskus Bücher als Oase inmitten des Lärms allgegenwärtiger Medien und sozialer Netzwerke. Er betonte, dass Lesen eine universelle Beschäftigung ist, die nicht nur für die Priesterausbildung, sondern für alle Christen von Vorteil ist.
„In Momenten der Müdigkeit, des Zorns, der Enttäuschung oder des Versagens, wenn selbst das Gebet keine Ruhe bringt, kann ein gutes Buch helfen, den Sturm zu überstehen, bis der innere Frieden wiederkehrt“, schrieb der Papst, der selbst mehrere Bücher verfasst hat.
Die transformierende Kraft des Lesens
Papst Franziskus hob hervor, dass das Lesen mehr persönlichen Einsatz erfordert als das Schauen von Filmen oder Fernsehen. Mit seinen 87 Jahren setzt er sich für Literatur als Mittel zur Erweiterung des Wortschatzes, zur Entwicklung intellektueller Fähigkeiten und zur Reduzierung von Stress und Ängsten ein. Er bedauerte, dass Literatur in der Priesterausbildung keinen höheren Stellenwert hat.
In seinem ausführlichen Brief erwähnte Papst Franziskus bedeutende Autoren wie C.S. Lewis, bekannt für die beliebte „Narnia“-Reihe, Marcel Proust, T.S. Eliot und Jorge Luis Borges. Er erklärte, dass das Lesen essenziell für die persönliche Reife sei und daher nicht nur für Priesteramtskandidaten, sondern für alle Gläubigen wichtig ist.
„Lesen ist Teil des Weges zur persönlichen Reife“, erklärte Papst Franziskus, „und es ist von größter Bedeutung für alle Christen, nicht nur für angehende Priester.“
Herausfordernde Texte schätzen
Der Papst riet den Lesern, mit einem offenen Geist und der Bereitschaft, sich überraschen zu lassen, an Texte heranzugehen und betonte den Wert auch herausfordernder oder scheinbar langweiliger Werke. „Auch schwierige oder langweilige Texte haben ihren Wert“, betonte er.
Papst Franziskus zeigte seine eigene Vorliebe für Tragödien und erklärte, dass diese Werke tief berührend sind und es den Menschen ermöglichen, sich mit persönlichen Dramen und Emotionen zu identifizieren.
„Wenn wir um das Schicksal fiktiver Figuren weinen, trauern wir im Grunde um uns selbst“, bemerkte er.
Literatur in der Priesterausbildung
In seinem 44 Punkte umfassenden Brief kritisierte Papst Franziskus die mangelnde Auseinandersetzung mit Literatur in Priesterseminaren und argumentierte, dass dies zu einer intellektuellen und spirituellen Verarmung der zukünftigen Priester führt. Ohne Literatur, so warnte er, sind Priester eines tiefen Zugangs zur menschlichen Kultur und zum Herzen des Menschen beraubt.
Gegen die Besessenheit von Bildschirmen
Papst Franziskus forderte einen Wechsel weg von der „Besessenheit von Bildschirmen“ und der Verbreitung von „toxischen, oberflächlichen und gewalttätigen Fake News“. Literatur, so argumentierte er, bietet eine Reise durch vielfältige Geschichten und Charaktere, bereitet auf verschiedene Lebenssituationen vor und fördert das Einfühlungsvermögen – eine besonders wichtige Eigenschaft für zukünftige Seelsorger.
Abstand vom Effizienzdenken
Im kirchlichen Alltag, glaubt Papst Franziskus, kann ein Buch helfen, das Effizienzdenken zu überwinden, die Leser dazu zu ermutigen, langsamer zu werden, zu reflektieren und wirklich zuzuhören. Er erwähnte, dass das Genre eines Buches unwichtig ist; wichtig ist die Fähigkeit, Leser in tiefere, bedeutungsvollere Werke einzuführen.
In seiner eigenen Zeit als Lehrer in Argentinien lernte der Papst, dass ein erster Zugang zur Populärliteratur oft zu anspruchsvolleren Texten führt. Letztendlich sucht das Herz nach tieferem Sinn und Verständnis.
Verweis auf Paul Celan
Abschließend zitierte Papst Franziskus den Dichter Paul Celan und sagte: „Wer wirklich sehen lernt, nähert sich dem Unsichtbaren.“ Er betonte, dass Priester durch Literaturstudium befähigt werden müssen, diese Einsichten anderen zu vermitteln, die Sprache und das Denken für neue Ausdrucksformen und Möglichkeiten zu öffnen und damit empfänglicher für das Wort Gottes zu werden.
Topnews
Ein Geburtstagskind im März: Christa Wolf
Bertolt Brecht – Geburtstagskind im Februar: Ein literarisches Monument, das bleibt
Wie Banksy die Kunst rettete – Ein überraschender Blick auf die Kunstgeschichte
Ein Geburtstagskind im Januar: Franz Fühmann
Zauberberg 2 von Heinz Strunk
100 Jahre „Der Zauberberg“ - Was Leser heute daraus mitnehmen können
Oschmann: Der Osten: Eine westdeutsche Erfindung“ – Umstrittene russische Übersetzung
Überraschung: Autorin Han Kang hat den Literaturnobelpreis 2024 gewonnen
PEN Berlin: Große Gesprächsreihe vor den Landtagswahlen im Osten
„Freiheitsschock“ von Ilko-Sascha Kowalczuk
Precht: Das Jahrhundert der Toleranz
Jenny Erpenbeck gewinnt Internationalen Booker-Preis 2024
Karl Ove Knausgård: Das dritte Königreich
Romanverfilmung "Sonne und Beton" knackt Besuchermillionen
Asterix - Im Reich der Mitte
Rassismus in Schullektüre: Ulmer Lehrerin schmeißt hin
14 Nominierungen für die Literaturverfilmung "Im Westen nichts Neues"
"Die Chemie des Todes" - Simon Becketts Bestsellerreihe startet bei Paramount+
Michel Houellebecq und die "Aufstachelung zum Hass"
Wie Literatur den Hass bekämpfen kann
Gewalt gegen Frauen in Deutschland
Leipziger Buchmesse: Gute Chancen auf höhere Besucherzahl
Literatursendung "Gottschalk liest?" geht zu Ende
Insta-Storys: Wie eine New Yorker Bibliothek das Buch aufgibt
Volker Weidermann verlässt das "Literarische Quartett"
Der französische Philosoph Michel Serres im Alter von 88 Jahren gestorben
Die Rückkehr der Zensur: Warum Bücher heute wieder unter Beschuss stehen
Philosoph Richard David Precht startet eigenen Podcast
Europa - Länder, Menschen, Hintergründe
Sophie Passmann: Coolness, Souveränität und Vielgeistigkeit
SPIEGEL Bestseller Update: Olivia Jones und Leon Windscheid auf Platz 1
Wie wirken sich digitale Angebote auf den Buchmarkt aus?
„Druckfrisch“ mit Denis Scheck: Benedict Wells und Helga Schubert zu Gast
SPIEGEL Bestseller Update: Ferdinand von Schirach auf Platz 3
Aktuelles
„Tschick“ von Wolfgang Herrndorf – Warum dieser Jugendroman längst ein moderner Klassiker ist
„Die Hüter der Sieben Artefakte“ von Christian Dölder – Wie ein Fantasyepos die klassischen Regeln neu schreibt
„Blood of Hercules“ von Jasmine Mas – Dark Romantasy trifft Mythos und Macht
„Nebel und Feuer“ von Katja Riemann – Wie vier Frauen inmitten der Krisen unserer Zeit Gemeinschaft, Mut und Sinn finden
Der Pinguin meines Lebens – von Tom Michell - Buch & Filmstart 2025: Rezension einer besonderen Freundschaft
„Mama, bitte lern Deutsch“ von Tahsim Durgun – TikTok trifft Literatur
"The Loop – Das Ende der Menschlichkeit“ von Ben Oliver: Was passiert, wenn Künstliche Intelligenz den Wert des Lebens bestimmt?
„Déjà-vu“ von Martin Walker – Brunos siebzehnter Fall und die Schatten der Geschichte
„Der Besuch der alten Dame“ – Wie Dürrenmatts Klassiker den Preis der Moral entlarvt
„Der Hundebeschützer“ von Bruno Jelovic – Wie aus einem Fitnessmodel ein Lebensretter für Straßenhunde wurde
Für Martin Suter Fans: „Wut und Liebe“ -Wenn Gefühle nicht reichen und Geld alles verändert
„Rico, Oskar und die Tieferschatten“ – Warum Andreas Steinhöfels Kinderbuchklassiker so klug, witzig und zeitlos ist
Abschied: Peter von Matt ist tot
„Hoffe: Die Autobiografie“ von Papst Franziskus – Was sein Leben über die Welt von heute erzählt
„Hunger und Zorn“ von Alice Renard – Was der stille Debütroman über Einsamkeit und Empathie erzählt
Rezensionen
„Der Gesang der Flusskrebse“ – Delia Owens’ poetisches Debüt über Einsamkeit, Natur und das Recht auf Zugehörigkeit
„Der Duft des Wals“ – Paul Rubans präziser Roman über den langsamen Zerfall einer Ehe inmitten von Tropenhitze und Verwesungsgeruch
„Die Richtige“ von Martin Mosebach: Kunst, Kontrolle und die Macht des Blicks
„Das Band, das uns hält“ – Kent Harufs stilles Meisterwerk über Pflicht, Verzicht und stille Größe
„Die Möglichkeit von Glück“ – Anne Rabes kraftvolles Debüt über Schweigen, Schuld und Aufbruch
Für Polina – Takis Würgers melancholische Rückkehr zu den Ursprüngen
„Nightfall“ von Penelope Douglas – Wenn Dunkelheit Verlangen weckt
„Bound by Flames“ von Liane Mars – Wenn Magie auf Leidenschaft trifft
„Letztes Kapitel: Mord“ von Maxime Girardeau – Ein raffinierter Thriller mit literarischer Note
Good Girl von Aria Aber – eine Geschichte aus dem Off der Gesellschaft
Guadalupe Nettel: Die Tochter
„Größtenteils heldenhaft“ von Anna Burns – Wenn Geschichte leise Helden findet
Ein grünes Licht im Rückspiegel – „Der große Gatsby“ 100 Jahre später
"Neanderthal" von Jens Lubbadeh – Zwischen Wissenschaft, Spannung und ethischen Abgründen
